ZF Friedrichshafen wächst und gedeiht

Operative Schwäche in Südamerika durch Transaktionseffekte ausgeglichen

ZF Friedrichshafen wächst und gedeiht

igo Stuttgart – Der Zulieferkonzern ZF Friedrichshafen wächst langsam zu einem der drei größten Zulieferer der Welt heran. Im ersten Halbjahr 2015 steigerte ZF ihren Umsatz durch die Übernahme des US-Spezialisten für Fahrzeugsicherheit TRW Automotive auf 12,2 Mrd. Euro. Davon stammen 2 Mrd. Euro von TRW, deren Zahlen seit der vollständigen Übernahme per 15. Mai ins Ergebnis einfließen.Durch den Verkauf der 50 %-Beteiligung an ZF Lenksysteme an den Partner Bosch stieg das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf 1,5 Mrd. Euro nach 902 Mill. Euro im Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis nach Steuern verbesserte sich auf 711 Mill. Euro von zuvor 310 Mill. Euro. Durch die vielen Sondereffekte sei ein Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum schwierig, sagte ZF Friedrichshafen.Operativ leidet der neu formierte Großkonzern unter der schwachen Konjunktur in Brasilien. Davon sei insbesondere das Nutzfahrzeuggeschäft betroffen, in dem ZF stark engagiert ist, sagte Finanzvorstand Konstantin Sauer. Die Branche rechne im laufenden Jahr mit einem Produktionsrückgang in diesem Segment in Brasilien um 31 %.Die Wachstumsdelle in China macht ZF dagegen weniger Sorgen. Zwar sei ein Rückgang der Produktion von Autos im Premiumsegment an den Zahlen der ZF-Kunden abzulesen, sagte Sauer. Allerdings habe ZF ihre Umsätze “nicht signifikant korrigiert”, so Sauer.Ohne Berücksichtigung des Ergebnisses aus voll konsolidierten Beteiligungen und aus At-Equity-Beteiligungen sank das operative Ergebnis von 418 auf 337 Mill. Euro. Darin sind Abschreibungen auf den Kauf von TRW enthalten. Inklusive Beteiligungen lag das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) bei 857 Mill. Euro nach 454 Mill. Euro im Vorjahr. Darin ist der Verkaufserlös von ZF Lenksysteme enthalten. Die Sondereffekte ausgenommen, verharrte das bereinigte operative Ergebnis auf Vorjahresniveau. Buchgewinn stütztDurch den Buchgewinn beim Verkauf des Anteils an ZF Lenksysteme für 882 Mill. Euro verbesserte sich die Umsatzrendite vor Steuern und Zinsen (Ebit-Marge) von 5 auf 7 %. Im zweiten Halbjahr werden dagegen weitere planmäßige Abschreibungen auf den TRW-Kaufpreis von 12,4 Mrd. Dollar belasten. “Der Buchgewinn und die Kaufpreisallokation werden sich auf das Jahr gesehen ausgleichen”, sagte Sauer. Für das Gesamtjahr stehe daher eine Ebit-Marge von 5 % als Ziel. Das entspräche einem operativen Ergebnis von 1,5 nach 1,1 Mrd. Euro im Vorjahr.Ohne den TRW-Beitrag wäre der Umsatz im ersten Halbjahr um 11 % auf 10,2 Mrd. Euro gestiegen. Bereinigt um Währungseffekte wuchs der Umsatz wegen der Schwäche in Südamerika und Russland nur um 3 %. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Konzern einen Umsatz von 29 bis 30 Mrd. Euro. 2014 wies ZF – noch ohne TRW – 18,4 Mrd. Euro aus. Direkt nach der Übernahme hatte der Konzern pro forma von einem Jahresumsatz von rund 37 Mrd. Euro gesprochen. Die TRW-Zahlen werden aber erst seit der vollständigen Übernahme Mitte Mai hinzugerechnet. Auf das Gesamtjahr hochgerechnet läge der Umsatz in der erwähnten Größenordnung, sagte Finanzchef Sauer. Die Ebitda-Marge werde nach 12,3 % per Ende Juni im Gesamtjahr nun über 10 % liegen.In den nächsten drei bis fünf Jahren soll TRW voll integriert werden. Bereits jetzt ist der Neuerwerb als eine von nun insgesamt fünf Divisionen unter dem Namen “Aktive und passive Sicherheitstechnik” in den Konzern eingegliedert. Zudem will ZF aus dem operativen Cash-flow sowie durch die Thesaurierung von Gewinnen die zum Kauf aufgenommenen Schulden “zügig” zurückzahlen.Per Ende Juni betrugen die Nettofinanzverbindlichkeiten 8,8 Mrd. Euro, die Eigenkapitalquote hat sich 17 % halbiert. ZF hat zwei Anleihen ausgegeben. Im Vorjahr wies ZF eine Nettoliquidität von 1,2 Mrd. Euro aus. Weitere Aktivitäten am Kapitalmarkt seien derzeit nicht geplant, betonte der Finanzvorstand.