Autozulieferer in der Krise

ZF streicht jede vierte Stelle in Antriebssparte

Nach zähen Verhandlungen haben sich die Führung von ZF und die Arbeitnehmervertreter auf einen Einschnitt für die schwächelnde Konzernsparte Antriebe verständigt. Das kostet viele Jobs. Eine Ausgliederung der Sparte ist nicht mehr vorgesehen.

ZF streicht jede vierte Stelle in Antriebssparte

ZF streicht jede vierte Stelle in Kernsparte

Abbau von 7.600 Arbeitsplätzen bis 2030 in der Antriebstechnologie – Einsparungen von über 500 Mill. Euro geplant

sck Stuttgart

Der zweitgrößte deutsche Autozulieferer ZF hat seiner Kernsparte Antriebstechnologien (Division E) einen harten Sparkurs verordnet. Der Einschnitt sieht den Abbau von 7.600 Stellen in Deutschland bis zum Jahr 2030, Arbeitszeit- und Lohnkürzungen sowie Abfindungen im Rahmen eines Freiwilligenprogramms vor. Tariferhöhungen werden verschoben; betriebsbedingte Kündigungen will das Unternehmen mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee vermeiden. Darauf verständigte sich das Management unter Leitung des neuen Vorstandsvorsitzenden Mathias Miedreich mit dem Gesamtbetriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall nach langen Verhandlungen.

Mit diesen Maßnahmen will Miedreich bis 2027 die Kosten um mehr als 500 Mill. Euro drücken. Die Zahl der betroffenen Stellen ist bereits in den vom Unternehmen im Juli 2024 angekündigten 11.000 bis 14.000 Arbeitsplätzen enthalten, die an deutschen Konzernstandorten bis 2028 wegfallen sollen. Vom geplanten Personalabbau ist jede vierte Stelle der Division E betroffen, in Deutschland sogar etwa jede dritte. Der Bereich umfasst knapp 30.000 Mitarbeiter, davon befinden sich zwei Drittel – also rund 20.000 – in Deutschland. ZF beschäftigt weltweit insgesamt 158.000 Menschen, davon im Heimatmarkt 51.000.

Ausgliederung ist vom Tisch

Von den genannten 7.600 Stellen sind bereits 4.000 abgebaut. Binnen zwei Jahren will ZF noch rund 2.200 Arbeitsplätze streichen. Die übrigen rund 1.400 sollen dann nochmals überprüft werden. Die Division E macht nahezu ein Viertel des Konzernjahresumsatzes aus. Im vergangenen Jahr schrumpften die Erlöse der Sparte um 1,5 Mrd. auf 10 Mrd. Euro.

In einer Gesprächsrunde mit Pressevertretern bezeichneten Miedreich und der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Achim Dietrich das Verhandlungsergebnis als „Bündnis für die Division E“. Eine Ausgliederung des Bereichs werde nicht mehr angestrebt, versicherte der CEO. Auch auf Werkschließungen verzichtet er. Zuvor war das noch eine wesentlicher Bestandteil der Pläne des Managements unter Miedreichs Amtsvorgänger Holger Klein. Das sorgte im Sommer für Proteste der Mitarbeiter und der IG Metall. Mitte September ersetzte der Aufsichtsrat Klein durch Miedreich, der seit Anfang dieses Jahres im Vorstand für die Sparte zuständig ist. Das Kontrollgremium hatte ihn zuvor mit Wirkung zum 1. Januar 2025 in das oberste Führungsorgan bestellt.

Partnerschaften als Lösungsweg

Als Alternative zu einer Ausgliederung setzt der Vorstandschef auf Partnerschaften mit anderen Unternehmen. Dazu zählt er auch Joint Ventures. Auf diese Weise will Miedreich erforderliche „Skaleneffekte realisieren“, um den Bereich konkurrenzfähiger zu machen. Aus Sicht des Managements ist ZF in einigen Produktgruppen nicht mehr wettbewerbsfähig. Als Beispiele für Partnerschaften im E-Mobilitätsbereich nannte er auf Nachfrage die Standorte Schweinfurt (Elektro-Motoren) und Auerbach (Leistungselektronik). Miedreich zufolge sind in der Autoindustrie Partnerschaften der richtige Weg, um die Transformation zur Elektromobilität zu bewältigen.

Der neue CEO steht unter Handlungsdruck. ZF sitzt auf einem Schuldenberg von 15 Mrd. Euro. Der Zinsaufwand beträgt jährlich 600 Mill. bis 700 Mill. Euro. Zugleich bröckelt die Marge im operativen Geschäft. Im ersten Halbjahr betrug der Verlust nach Steuern 195 Mill. Euro. Im vergangen Jahr verzeichnete der Konzern einem Fehlbetrag von 1 Mrd. Euro. Das Eigenkapital schrumpft dadurch; Ende Juni betrug dieses 6,5 Mrd. Euro. Das sind 17% der Bilanzsumme.

Nach zähen Verhandlungen haben sich die Führung von ZF und die Arbeitnehmervertreter auf einen Einschnitt für die schwächelnde Konzernsparte Antriebe verständigt. Der zweitgrößte deutsche Autozulieferer will in dem Bereich bis 2030 rund 7.600 Stellen abbauen. Eine Ausgliederung der Sparte ist nicht mehr vorgesehen.