Zulieferer

ZF schraubt an der Wettbewerbsfähigkeit

Der Autozulieferer ZF will seine Werke produktiver machen und gezielter investieren. Das Unternehmen versucht auf diese Weise, im Wandel zur Elektromobilität zu bestehen und auch die hohe Verschuldung zu verringern.

ZF schraubt an der Wettbewerbsfähigkeit

ZF schraubt an Wettbewerbsfähigkeit

Autozulieferer will Werke produktiver machen und gezielter investieren

jh München

Der Autozulieferer ZF will mit speziellen Programmen bis Ende des nächsten Jahres die Kostenbasis um 6 Mrd. Euro verringern. Ausgaben sollen reduziert, Erträge erhöht werden. Es gelte an der Wettbewerbsfähigkeit zu arbeiten, sagte der Vorstandsvorsitzende Holger Klein in der Online-Bilanzpressekonferenz. „Mit einer schlankeren Kostenbasis schaffen wir uns eine bessere Position, um die weitere Transformation zur Elektromobilität in der zweiten Hälfte dieser Dekade und darüber hinaus anzugehen.“

Klein nannte fünf wesentliche Hebel, um dieses Ziel zu erreichen: den Materialeinkauf, eine höhere Produktivität der Werke, optimierte Ausgaben in der Forschung und Entwicklung sowie eine verbesserte Kostenstruktur in den Zentralbereichen des Unternehmens. Als fünften Punkt kündigte er an, ZF werde künftig Investitionen vorab intensiver prüfen, um die Mittel für eine bestmögliche Wirkung gezielter einzusetzen.

Knapp ein Drittel in Deutschland

In diesem und dem kommenden Jahr plant ZF, insgesamt 18 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung und in Sachanlagen zu investieren. Klein fügte hinzu: „Auch wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Deutschland derzeit nicht gerade günstig sind, so wollen wir doch bis zu 30% dieser Gesamtsumme in Deutschland investieren.“ Der Konzernchef betonte allerdings, die Werke müssten wettbewerbsfähig sein.

Die Betriebsräte von ZF befürchten, dass das Unternehmen 12.000 Arbeitsplätze abbauen und weitere Standorte schließen wird. Klein sagte, die Zahl verursache eine große Nervosität, wies aber darauf hin, dass ZF derzeit in Deutschland so viele Mitarbeiter beschäftige wie nie zuvor. Die Zahl werde sich jedoch verändern. „Das ist Themen der strukturellen Wettbewerbsfähigkeit geschuldet, aber auch der Transformation.“ Der Wandel zur Elektromobilität werde die Branche bis zum Ende der Dekade begleiten, betonte Klein. Demografie und natürliche Fluktuation würden genutzt, „um dieses Thema zu managen“. Eines stehe fest, sagte Klein: 2030 werde ZF wahrscheinlich nicht mehr so viele Mitarbeiter in Deutschland beschäftigen wie jetzt.

Der Vorstandschef wies darauf hin, dass es wegen der Transformation in der gesamten Zulieferindustrie in Deutschland große Sorgen gebe. Am Mittwoch hatten Tausende Beschäftigte von Bosch an mehreren Standorten gegen einen angekündigten Stellenabbau protestiert. Auch Continental streicht Arbeitsplätze im Segment Automotive.

Jahresüberschuss sinkt

ZF rechnet für dieses Jahr mit einem Umsatz von mehr als 45 Mrd. Euro. Bereinigt um Veränderungen im Portfolio wäre das im Vergleich mit den 46,6 Mrd. Euro des Vorjahres kein Rückgang, sondern ein Anstieg um 5%. „Nach wie vor sind die Perspektiven geprägt von einem schwachen wirtschaftlichen Umfeld mit Inflation, Auftragsrückgängen und geopolitischen Konflikten“, berichtete Klein. Die um Sondereffekte bereinigte Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern (Ebit-Marge) erwartet der Vorstand in einer Spanne von 4,9 bis 5,4%. 2023 stieg die Marge auf 5,1 (i.V. 4,7)%. Der Jahresüberschuss sank auf 126 (376) Mill. Euro.

Finanzvorstand Michael Frick begründete den deutlichen Rückgang mit einem einmaligen Steuereffekt und den höheren Zinsen. Angesichts einer hohen Nettoverschuldung von knapp 10 Mrd. Euro (Ende 2023) trifft dies ZF stark. Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen über 250 Mill. Euro mehr Zinsen zahlen müssen als 2022, berichtete Frick. Den Zinsaufwand aus Finanzierungen im vergangenen Jahr bezifferte er auf 575 Mill. Euro.

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