Elektroautobauer

Zitterpartie um BYD-Aktie

Der chinesische Elektroautobauer BYD schwimmt in diesem Jahr auf einer Erfolgswelle, die der Aktie eine gewaltige Hausse gebracht hat. Nun wächst aber die Befürchtung, dass BYD den Rückhalt ihres Frühinvestors Warren Buffett verliert. Dessen Investmentvehikel hat kürzlich 1,33 Millionen Aktien verkauft.

Zitterpartie um BYD-Aktie

nh Schanghai

Wird die amerikanische Investorenlegende Warren Buffett dem chinesischen Autokonzern BYD die Treue halten, oder sieht er die Zeit gekommen, Kasse zu machen? Für die Anleger ist das die entscheidende Frage bei der Einschätzung des Kurspotenzials des geschäftsseitig auf einer Erfolgswelle schwimmenden Elektroautobauers. Am Donnerstag ist die BYD-Aktie erneut um 4 % abgerutscht, nachdem sie bereits am Mittwoch gut 8 % eingebüßt hatte.

Anlass für die scharfe Kurskorrektur ist die Nachricht, dass Buffetts Investmentvehikel Berkshire Hathaway kürzlich 1,33 Millionen BYD-Aktien in Hongkong verkauft und seit der letzten Bekanntgabe ihrer BYD-Position im November ihren Anteil an den Aktien von 20,5 auf 19,9 % reduziert hat. Da Berkshire Hathaway nur bei der Hongkonger BYD-Aktie engagiert ist, die Gesellschaft aber auch an der Börse Shenzhen gelistet ist, beläuft sich der Anteil des US-Investors am gesamten Kapital von BYD nur auf 7,7 %.

Dass eine derart winzige Beteiligungsanpassung so große Aufregung auslöst, hat mit dem Sonderstatus des Engagements von Buffett zu tun. Berkshire Hathaway war im Jahr 2008, zu einem Zeitpunkt, als noch niemand an eine Revolution des Automobilsektors durch elektrische Antriebe dachte, mit dem Kauf von 225 Millionen Aktien zum Kurs von 8 HK-Dollar bei dem damaligen Nischenunternehmen eingestiegen. Das für damals 232 Mill. Dollar erworbene Paket ist zum gegenwärtigen BYD-Kurs bei 233 HK-Dollar rund 6,8 Mrd. Dollar schwer und hat sich mithin im Wert etwa verdreißigfacht.

Besondere Aura

Vor der jetzt bekannt gewordenen Mini-Bereinigung hatte Buffett die BYD-Beteiligung nie angetastet und dem Autobauer damit eine besondere Aura verliehen. BYD wurde nicht nur als Früheinsteiger in Sachen Elektromobilität, sondern auch als Hoffnungsträger für den Durchbruch chinesischer Eigenmarken in ihrem seit über zwei Jahrzehnten von globalen Autobauern dominierten Heimatmarkt gefeiert. In diesem Jahr ist BYD dem hohen Anspruch mehr denn je gerecht worden. BYD avancierte nicht nur zum chinesischen Marktführer in der Elektromobilität, sondern hat sich auch bei den absoluten Verkaufszahlen an die Spitze der chinesischen Autohersteller gesetzt. BYD verkaufte in der ersten Jahreshälfte gut 641 000 vollelektrische oder hybride Fahrzeuge, eine Steigerung um 315 %, und konnte damit sogar Tesla abhängen, die im Halbjahr weltweit 565 000 Pkw auslieferte.

Auch ertragsseitig hat BYD den Anlegern Freude gemacht. Zu Wochenbeginn wurde für die erste Geschäftsjahreshälfte 2022 eine Verdreifachung des Gewinns nach Steuern auf 3,6 Mrd. Yuan (510 Mill. Euro) ausgewiesen. Nur einen Tag später allerdings kam die kalte Dusche mit der Nachricht von der Anteilsreduzierung seitens Berkshire Hathaways, die nach Ansicht vieler Marktteilnehmer den Auftakt zu einem gänzlichen Abverkauf des bislang erfolgreichsten Buffett-Engagements überhaupt darstellen könnte.

Extrem hohe Bewertung

Mitte Juli war im Clearingsystem an der Hongkonger Börse, mit dem tendenziell für Blocktransaktionen anstehende Aktien angezeigt werden, eine Eingabe erfolgt, die sich auf den vollen Umfang der von Berkshire Hathaway gehaltenen BYD-Titel bezieht. Formell steht damit das gesamte Paket für einen Blockhandel zur Verfügung. Analysten beschei­nigen BYD zwar einerseits weiterhin überlegene Wachstumschancen beim Absatz von E-Autos im chinesischen Markt und prognostizieren auch stramme Erfolge im noch stark ausbaufähigen Exportgeschäft. Andererseits aber gibt die bereits hohe Marktbewertung der Aktie zu denken. Deren Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis erwarteter Gewinne lag Ende August mit 56 auf einem extrem anspruchsvollen Niveau, das sogar die KGV-Kennziffer von Tesla bei 53 übe­rtraf.

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