Expansion im Ausland

Zukauf irritiert Aktionäre von Scout24

Der Betreiber von Internet- Immobilienplattformen steigt verstärkt in das internationale Geschäft ein. Ein Zukauf in Spanien bringt fast das Dreifache des bisher im Ausland erwirtschafteten Umsatzes.

Zukauf irritiert Aktionäre von Scout24

Zukauf in Spanien irritiert Aktionäre von Scout24

Immobilienplattform ändert Strategie und expandiert im Ausland – Internationaler Umsatz vervielfacht – Zwei neue Marktplätze kosten gut 150 Mill. Euro

mic München

Die Expansion des Dax-Aufsteigers Scout24 in Spanien stößt am Kapitalmarkt auf Zurückhaltung. Der Aktienkurs sank bis Freitagmittag um rund 5% auf gut 103 Euro, nachdem der Immobilienplattform-Betreiber am Donnerstag nach Xetra-Handelsschluss die Akquisition der Plattformen Fotocasa und Habitaclia mit einem Unternehmenswert von 153 Mill. Euro bekanntgegeben hatte. Verkäufer ist der Finanzinvestor EQT.

Das Analysehaus Jefferies bekannte, den Deal anfangs kritisch gesehen zu haben. Schließlich stelle sich Scout24 dem Trend von Online-Kleinanzeigenanbietern entgegen, Übernahmen zu vermeiden. Jedoch scheine das Management doch umsichtig gehandelt zu haben.

Skalierung geplant

Die RBS-Analysten diagnostizieren eine veränderte Unternehmensphilosophie hin zu Wachstum durch internationale Expansion. Es sei allerdings nicht garantiert, dass Scout24 das Wachstum der beiden Plattformen wieder ankurbeln könne. Das Duo habe den Umsatz im laufenden Jahr nicht steigern können. Es liege klar hinter dem Marktführer Idealista, stellt MWB Research fest. JPMorgan bezeichnete die Übernahme als vernünftig.

Nur punktuell im Ausland aktiv

Scout24-CEO Ralf Weitz setzt darauf, die Wachstumsgeschichte aus Deutschland zu wiederholen. „Mit ImmoScout24 haben wir umfangreiche Erfahrung, wie man Online-Marktplätze skaliert“, sagte er anlässlich der Übernahme. Das Münchner Unternehmen verweist einerseits auf die Dynamik im spanischen Markt. Dort wachse das jährliche Transaktionsvolumen seit 2021 um 6%. Darüber hinaus setzt der Vorstand auf eine länderübergreifende Nachfrage nach Immobilien. Dies schaffe Synergien zwischen den Plattformen von ImmoScout24, Fotocasa und Habitaclia, hieß es.

Aktuell ist Scout24 im Ausland nur punktuell aktiv. Im vergangenen Jahr entfielen mit knapp 24 Mill. Euro lediglich rund 4% des Umsatzes auf Geschäfte jenseits der deutschen Grenzen. Im Heimatmarkt erlöste der Internet-Spezialist dagegen gut 542 Mill. Euro. Von den 23 vollkonsolidierten Gesellschaften sitzen sieben im Ausland. Dort arbeiten zudem 111 der 1.066 Arbeitnehmer (Stand Ende 2024). Alle Beschäftigten haben ihren Arbeitsplatz in Mittel- und Südeuropa. Die Fluktuationsrate war im vergangenen Jahr mit 21% recht hoch.

Akquisitionen sind für Scout24 keineswegs Neuland. Beispielsweise hatte das Unternehmen im Juli 2023 an der Sprengnetter-Gruppe einen Anteil von 75% übernommen, im November 2024 folgte die Neubau Kompass AG und im Januar des laufenden Jahres eine Anteilsaufstockung bei Bulwiengesa. Zum Großteil erwarb Scout24 damit Technologiekompetenz oder Immobilien-Knowhow und keinen Marktzugang im Ausland. Außerdem lagen die Fixkaufpreise mit 79 Mill. Euro (Sprengnetter), 52 Mill. Euro (Neubau Kompass) und 0,6 Mill Euro (Bulwiengesa) deutlich unter dem Wert der jetzigen Zukäufe in Spanien.

Folge eines EQT-Deals

Die Zukäufe Fotocasa und Habitaclia, beide um die letzte Jahrhundertwende gegründet, erlösen laut Scout24 im laufenden Jahr voraussichtlich 60 Mill. Euro. Das Pro-forma-Ebitda wird mit rund 11 Mill. Euro prognostiziert. Beide Unternehmen würden unter ihren Markennamen weitergeführt, hieß es.

Die Akquisition wurde für Scout24 möglich, weil EQT sich von einem Teil der bisherigen Fotocasa- und Habitaclia-Muttergesellschaft Adevinta Spanien trennen will. Der Finanzinvestor hatte Mitte Juli angekündigt, von Adevinta die Landesgesellschaft auf der iberischen Halbinsel zu kaufen. Zum spanischen Portfolio gehören neben den beiden Immobilien-Plattformen auch die Marktplätze Milanuncios, InfoJobs, Coches.net und Motos.net. Die Scout24-Transaktion steht daher unter dem Vorbehalt, dass zuvor die EQT-Übernahme von Adevinta über die Bühne geht.

Deutsche in der Minderheit

Scout24 ist fest in der Hand ausländischer Investoren. Institutionelle aus Nordamerika stellten Ende vergangenen Jahres mit 31% den größten Anteil dar. Es folgen Profianleger aus Großbritannien und Irland (26%) sowie Kontinentaleuropa außerhalb Deutschlands (15%). Deutschland rangiert bei 14%. Die größte Einzeladresse ist Blackrock mit 6,4%, gefolgt von Baillie Gifford (6,0%), Sun Life (5,1%), Deutsche Bank (4,7%) und Allianz (4,4%).