BILFINGER

Zukunft mit Altlasten

Es war am Ende keine Überraschung mehr. So kurz wie die nicht einmal ein Jahr währende Amtszeit des Ende April ausgeschiedenen CEO Per Utnegaard hatte auch die in Umrissen angedachte Zwei-Säulen-Strategie für den Mannheimer Bilfinger-Konzern...

Zukunft mit Altlasten

Es war am Ende keine Überraschung mehr. So kurz wie die nicht einmal ein Jahr währende Amtszeit des Ende April ausgeschiedenen CEO Per Utnegaard hatte auch die in Umrissen angedachte Zwei-Säulen-Strategie für den Mannheimer Bilfinger-Konzern Bestand. Über Monate prüfte der Vorstand die Option eines Verkaufs der Ertragsperle Building & Facility. Bei einem Kaufpreis von 1,2 Mrd. Euro, geboten vom schwedischen Finanzinvestor EQT, wurden bisherige strategische Optionen verworfen.”Der Preis ist sehr gut”, beeilte sich Finanzvorstand Axel Salzmann zu betonen. Und mit der künftigen Konzentration auf industrielle Dienstleistungen, wo man in Europa marktführende Positionen einnehme, werde man zum “Pure Play”. Damit einher gehe eine Konzentration auf dieses Kerngeschäft mit einer einheitlichen, vertrauten Kundschaft und geringerer Komplexität. Mit immerhin 900 Mill. Euro an liquiden Mitteln, die überwiegend in Akquisitionen investiert werden sollen, und rund 500 Mrd. Euro Buchgewinn kann Bilfinger aus der Transaktion noch dieses Jahr rechnen.Salzmann betonte die Chancen in diesen Geschäftsfeldern, die allerdings zuletzt unter der Investitionsschwäche in der Öl- und Gasindustrie litten. Und mit der Abgabe von Hochbau und Immobiliendienstleistungen trennt sich Bilfinger von den letzten Wurzeln als einstiger Baukonzern.An der Börse kam die faktische Zerschlagung zunächst gut an. Allerdings bleibt es dabei, dass der MDax-Wert bei Kursen von knapp unter 40 Euro je Aktie noch um Lichtjahre hinter der Bewertung von über 90 Euro vor zwei Jahren zurückbleibt.Nach den wenig vertrauensbildenden Wechseln an der Vorstandsspitze und den vielen Gewinnwarnungen richten sich die Hoffnungen nun vor allem auf den neuen, von Linde kommenden Mann im Vorstandsvorsitz. Der zum 1. Juli in Mannheim antretende Thomas Blades kann just seine bei Ölfelddienstleistern gemachten Erfahrungen einbringen. Dass Bilfinger-Großaktionär Cevian die Neuausrichtung und Akquisitionspolitik unterstützt und offenbar weiter an Bord bleiben will, sollte der Bilfinger-Aktie ebenfalls guttun.Aber in Mannheim geht es nicht nur um eine bessere Zukunft, sondern nach wie vor auch um die Bewältigung von Altlasten. Über ein Jahr wurde vergeblich versucht, das Geschäft mit Kraftwerksdienstleistungen en bloc zu verkaufen. Jetzt wird in Eigenregie mit hohen Millionenbeträgen nachsaniert und darauf gehofft, in Einzelverkäufen mehr herauszuholen.