Jost Werke erntet für Portfolioumbau Beifall
Jost Werke erntet für Portfolioumbau Beifall
Nutzfahrzeugzulieferer kommt besser durchs Quartal als erwartet – Analysten raten zum Kauf der Aktie
md Frankfurt
Trotz eines schwierigen Umfeldes hat der Nutzfahrzeugzulieferer Jost Werke im zweiten Quartal mehr verdient als von Analysten erwartet. Zudem bekommt das Unternehmen aus den Research-Häusern viel Beifall für die Veränderungen im Portfolio. Jost hatte dieses Jahr den niederländischen Hydraulikspezialisten Hyva übernommen. Das Geschäft mit Lkw-Kränen von Hyva wird an den Finanzinvestor Mutares weitergereicht, wie das Unternehmen nun mitteilte. Die Sparte stehe für einen Umsatz von rund 100 Mill. Euro. Der Abschluss der Transaktion wird für das vierte Quartal erwartet.
Der Hyva-Deal war im Oktober vorigen Jahres angekündigt worden. Das Unternehmen gilt als führender Anbieter von Hydrauliklösungen für Nutzfahrzeuge mit einem weltweiten Marktanteil von mehr als 40% bei Frontkippzylindern. In den zwölf Monaten vor dem 30. Juni 2024 erwirtschaftete Hyva früheren Angaben zufolge einen Umsatz von rund 629 Mill. Euro, eine Bruttogewinnmarge von 23,4%, ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 54 Mill. Euro und ein bereinigtes Ebit von 41 Mill. Euro. Das Synergiepotenzial bezifferte Jost auf mehr als 20 Mill. Euro pro Jahr. Der Kaufpreis wurde mit 398 Mill. Dollar angegeben. Dies habe einem EV/Ebitda-Multiple von 6,7x zum Zeitpunkt des Erwerbs und von weniger als 4,9x nach Synergien entsprochen.
„Widerstandsfähiges Geschäftsmodell“
Im abgelaufenen Jahresviertel legte das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 10% auf 37 Mill. Euro zu, wie die in Neu-Isenburg bei Frankfurt ansässige Jost mitteilte. Das war mehr, als Analysten im Schnitt geschätzt hatten. Der Umsatz sprang dank der Hyva-Übernahme um 44% auf 429 Mill. Euro. Bereinigt um Wechselkursveränderungen und Effekte aus Übernahmen und Desinvestitionen ging der Erlös um 3,2% zurück. Der Nettogewinn sank im Jahresvergleich von 14,4 Mill. auf 6,8 Mill. Euro; dafür seien überwiegend Sonderkosten für die Hyva-Übernahme verantwortlich gewesen. Vorstandschef Joachim Dürr sprach von einem widerstandsfähigen Geschäftsmodell.
Bereinigt um Übernahme- und Währungseffekte ist der Umsatz in der Region Americas im zweiten Quartal den Angaben zufolge um 11% zurückgegangen. Insbesondere in Nordamerika habe Jost eine Kaufzurückhaltung aufgrund der US-Zolldiskussion in allen Geschäftsbereichen zu spüren bekommen. Das bereinigte Ebit aus fortgeführten Aktivitäten sei auf 11,3 (i.V. 15,7) Mill. Euro gesunken; ein Minus von 28%. Die bereinigte Ebit-Marge habe sich auf 11,0 (16,3)% belaufen. Bessere Geschäfte in Europa und Asien bügelten jedoch die Delle in Americas aus.
Working-Capital-Anstieg drückt freien Cashflow
Der freie Cashflow sank von 25,5 Mill. auf 5,1 Mill. Euro. Der Rückgang sei überwiegend auf die Veränderung des Working Capitals zurückzuführen, das sich zum Stichtag 30. Juni auf 277 (211) Mill. Euro belaufen habe – „hauptsächlich aufgrund der Erstkonsolidierung von Hyva“.
Der Ausblick für 2025 wurde bestätigt. Vorbehaltlich des Vollzugszeitpunkts des Cranes-Verkaufs soll der Konzernumsatz (inklusive der nicht-fortgeführten Aktivitäten) im Vergleich zum Vorjahr (1,07 Mrd. Euro) um 50 bis 60% steigen. Das bereinigte Ebit soll zwischen 25 und 30% zulegen nach 113 Mill. Euro im Vorjahr. Ohne Berücksichtigung des Beitrags des zu veräußernden Krangeschäfts soll der Umsatz aus fortgeführten Aktivitäten um 40 bis 50% zulegen. Das bereinigte Betriebsergebnis aus fortgeführten Aktivitäten dürfte um 23 bis 28% wachsen.
Analysten raten mehrheitlich zum Kauf
Analysten beurteilten das Zahlenwerk zum zweiten Quartal unisono als solide. Ebenfalls positiv beurteilt wurden die bestätigte Jahresprognose und der Portfolioumbau. Mehrere Research-Häuser raten zum Kauf der Jost-Aktie.
Nach Ansicht von Yasmin Steilen von Berenberg, die zum Kauf der Aktie rät und ein Kursziel von 68 Euro vorgibt, ist die Integration von Hyva auf einem guten Weg, und der Verkauf des Krangeschäfts sei positiv zu werten. Die Transformation des Nutzfahrzeugzulieferers mit verstärkter Präsenz bei Off-Highway-Anwendungen (Landwirtschaft und Bauindustrie) und einem besser diversifizierten Produktportfolio spiegele sich noch nicht im Aktienkurs wider, schrieb Steilen.
In die gleiche Kerbe schlug Nicolai Kempf von der Deutschen Bank, die ebenfalls den Kauf der Jost-Aktie empfiehlt und ein Kursziel von 60 Euro nennt. Durch die Veräußerung des Krangeschäfts richte sich Jost stärker auf Segmente aus, die einen Margenvorteil brächten, so Kempf.
Das Analysehaus Warburg Research hat das Kursziel für Jost Werke nach Zahlen für das zweite Quartal von 76 auf 75 Euro gesenkt, die Einstufung aber auf „Buy“ belassen. Fabio Hölscher von Warburg beurteilt die mittelfristigen Geschäftsperspektiven von Jost als gut. Dagegen hob Oddo BHF das Kursziel für den SDax-Wert von 55 auf 57 Euro an und wiederholte die „Neutral“-Einschätzung. Am Freitag kostete das Papier der Jost Werke rund 52 Euro.