Zwölf IPO-Kandidaten für Frankfurt

Pipeline mit Börsenaspiranten ist gut gefüllt - Schwergewichte Wintershall Dea und Vantage Towers - Sonderfall Lakestar mit Spac

Zwölf IPO-Kandidaten für Frankfurt

Einige deutsche Unternehmen wandern für ihren Börsengang nach New York oder London ab. Doch auch so bleibt noch ein Dutzend IPO-Kandidaten für eine Notierung in Frankfurt. Gemessen an der addierten erwarteten Marktkapitalisierung der Unternehmen geht es um zig Milliarden Euro.cru Frankfurt – Nach der Flaute bei deutschen Börsengängen mit einem Emissionsvolumen von addiert nur 1 Mrd. Euro im Jahr 2020 ist die IPO-Pipeline für 2021 und 2022 umso besser gefüllt. Hohe Bewertungen und volle Kassen der Investoren locken die Unternehmen an: Ein Dutzend Kandidaten stehen in den Startlöchern für einen Börsengang in Frankfurt – darunter durchaus auch einige Schwergewichte und Technologie-Jungunternehmen mit einer avisierten Marktkapitalisierung von addiert zig Milliarden Euro.Der in Hamburg beheimatete Online-Modehändler und Zalando-Konkurrent About You beispielsweise hat seinen Kundenkreis stetig erweitert – die Otto-Tochter gewinnt mit ihrer App spätestens seit Beginn der Lockdowns bei jungen Erwachsenen an Beliebtheit. In der Führungsetage des Unternehmens rund um CEO Tarek Müller wird nun mit Goldman Sachs und Morgan Stanley ein Börsengang für März 2021 vorbereitet. Investmentbanker trauen dem 2014 gegründeten Start-up, das zu 54 % der Otto Group gehört und mit 700 Beschäftigten etwas mehr als 740 Mill. Euro Umsatz macht, eine Milliardenbewertung zu.Nicht in Frankfurt, aber dafür in New York will der Berliner Spezialchemiekonzern Atotech, der dem Finanzinvestor Carlyle gehört, an die Börse gehen. Es ist der zweite Anlauf für das mit rund 5 Mrd. Dollar bewertete Unternehmen, nachdem das IPO Anfang 2020 wegen der Coronakrise verschoben worden war. Ebenfalls eine Notiz an der Nyse strebt der in Aschheim bei München ansässige Online-Luxusmodehändler Mytheresa mit einer Bewertung von 1,5 Mrd. Dollar an. An die Londoner Börse abwandern wollen die Heidelberger Biotech-Firma 4Basebio und der deutsche Büroimmobilien-Börsenmantel Omonia Office.In Berlin bereitet derweil der Online-Gebrauchtwagenmarktplatz Auto1 – in Deutschland bekannt für die Plattform Wirkaufendeinauto.de – seine Neuemission vor. Der Börsengang wird von Goldman Sachs, Citi und BNP Paribas begleitet und soll im zweiten Quartal 2021 stattfinden. Das Unternehmen, an dem der japanische Technologieinvestor Softbank maßgeblich beteiligt ist, will mit dem Börsengang zusätzliches Kapital für die Expansion einsammeln und könnte bei den derzeit hohen Bewertungen für Technologiewerte laut Planungen mehr als 5 Mrd. Euro auf die Waage bringen. Oft ein zweiter VersuchAus der klassischen Industrie steht der Keramikspezialist Ceramtec vor einem Sprung aufs Frankfurter Parkett. Schon seit 2017 zieht das in der Nähe von Stuttgart ansässige Unternehmen, das dem Private-Equity-Investor Cinven gehört und mit 2 Mrd. Euro bewertet wird, den zweiten Versuch für einen Börsengang in Erwägung und wurde dabei in der Vergangenheit von Morgan Stanley und Bank of America beraten.Zu den Schwergewichten unter den IPO-Kandidaten zählt der Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea mit einer Bewertung von etwa 14 Mrd. Euro. Doch angesichts zuletzt schwacher Ergebnisse und der Klimadebatte dürfte der eigentlich schon 2020 geplante Börsengang des Unternehmens, das zu 67 % dem BASF-Konzern und zu 33 % dem russischen Oligarchen Michail Fridman (Letter One) gehört, schwierig werden.Bevor die Parfümeriekette Douglas, die der Beteiligungsgesellschaft CVC gehört, ihr seit Jahresfrist geplantes IPO erneut in Angriff nimmt, muss sie mit Hilfe der Investmentbank Lazard ihre Finanzierung neu ordnen. Dabei kommen unter anderem die Streckung von Fälligkeiten oder der Tausch von Fremd- in Eigenmittel in Betracht. Ab Februar 2022 werden die Darlehen und Anleihen des Konzerns mit einem Volumen von 2,1 Mrd. Euro fällig.Ein Sonderfall unter den geplanten IPOs ist der geplante deutsche Spac (Special Purpose Acquisition Company) des in der Schweiz ansässigen Wagniskapitalgebers Lakestar, der vom deutschen Private-Equity-Veteran Klaus Hommels geführt wird. Das Übernahmevehikel soll in Frankfurt rund 400 Mill. Euro einsammeln und mit dem Geld junge Tech-Unternehmen kaufen.Auch der Industriegasekonzern Messer + Linde gilt als IPO-Kandidat. Im Jahr 2018 hatte sich der deutsche Mittelständler Messer, geführt von Stefan Messer, mit dem Finanzinvestor CVC unter Führung von CVC-Deutschlandchef Alexander Dibelius zusammengetan und einen großen Teil der Linde-Aktivitäten in den USA für 2,8 Mrd. Euro übernommen. Die zugekauften Geschäfte wurden nicht in die Gruppe integriert, sondern in einem Gemeinschaftsunternehmen mit CVC gebündelt.Derweil bereitet sich der von der Familie des Gründernachfahren Hans Georg Näder mit 80 % mehrheitlich beherrschte Berliner Medizintechnikhersteller Ottobock erneut auf einen Börsengang vor. 2017 war ein entsprechendes Vorhaben nach dem Einstieg des schwedischen Finanzinvestors EQT mit 20 % abgeblasen worden. In einem Interview der Börsen-Zeitung bekräftigte CEO Philipp Schulte-Noelle, das Unternehmen, dessen Wert auf 3 Mrd. Euro geschätzt wird, wolle “nach 2020 fit sein für einen möglichen Börsengang” – vielleicht erst 2022. Suse gilt als sicherAls sicher gilt der Börsengang von Suse, der zur Tech-Begeisterung in der Pandemie passt. Der schwedische Investor EQT plant das IPO des deutschen Open-Source-Softwareentwicklers für 2021. Angestrebt wird eine Marktkapitalisierung von 5 Mrd. Euro. EQT stieg im März 2019 für 2,5 Mrd. Dollar bei Suse ein.Der Finanzinvestor Cinven peilt für seinen Laborkonzern Synlab einen Börsengang im ersten Halbjahr 2021 an. Der Börsenwert des Unternehmens wird auf mehr als 5 Mrd. Euro geschätzt.Aus dem Portfolio von Bain könnte der bayerische Aufzugsteilehersteller Wittur an die Börse kommen, an dem der Private-Equity-Investor 68 % hält. Vor der Coronakrise wurde Wittur mit 1,2 Mrd. Euro bewertet.Den mit Abstand größten deutschen Börsengang will der britische Telekomriese Vodafone wagen: Vantage Towers, die in Düsseldorf ansässige Funkturm-Sparte des Konzerns, plant im ersten Quartal das IPO an der Frankfurter Börse. Das Unternehmen will dabei 4 Mrd. Euro erlösen und wird auf eine Marktkapitalisierung von 20 Mrd. Euro geschätzt.