20. Oktober

Weidmann sorgt mit Rücktritt für Paukenschlag

Am 20. Oktober dieses Jahres überrascht Jens Weidmann mit seiner Ankündigung, die Bundesbank, die er seit Mai 2011 leitet, zum Jahresende vorzeitig zu verlassen.

Weidmann sorgt mit Rücktritt für Paukenschlag

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„Ich bin gerne Bundesbankpräsident.“ Das sagt Jens Weidmann im Februar 2019, nachdem das Bundeskabinett für ihn eine zweite Amtszeit an der Spitze der Bundesbank bis 2027 beschlossen hat. Er freue sich, weiter eine wichtige Rolle in den geldpolitischen Diskussionen zu spielen, fügt er hinzu. Keine drei Jahre später aber reicht es dem 53-Jährigen: Am 20. Oktober dieses Jahres überrascht er mit seiner Ankündigung, die Bundesbank, die er seit Mai 2011 leitet, zum Jahresende vorzeitig zu verlassen.

Er gehe aus persönlichen Gründen, lässt Weidmann mitteilen. In seinem Abschiedsbrief an die Mitarbeiter der Bundesbank lässt er aber erkennen, dass seine Entscheidung auch mit der ultralockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) in den vergangenen Jahren und den aktuellen Weichenstellungen nach der EZB-Strategieüberprüfung zu tun hat. Weidmann stand vor allem breiten Staatsanleihekäufen stets sehr kritisch gegenüber. Sein öffentlicher Widerstand brachte ihm auch die Bezeichnung „Anti-Draghi“ ein – als Gegenspieler von Ex-EZB-Präsident­ Mario Draghi. In den Wochen vor seinem Rücktritt warnt Weidmann wiederholt, die rekordhohe Inflation im Euroraum nicht zu unterschätzen.

In seinem Brief untermauert Weidmann – wie eine Art Vermächtnis – einige seiner Positionen. So mahnt er, „nicht einseitig auf Deflationsrisiken zu schauen, sondern auch perspektivische In­flationsgefahren nicht aus dem Blick zu verlieren“. Zudem warnt er, dass die EZB ihr enges Mandat achten müsse und dass sie „nicht ins Schlepptau der Fiskalpolitik oder der Finanzmärkte gerät“. Bei seiner letzten Zinssitzung Mitte Dezember stimmt er mit einigen Kollegen gegen die Mehrheit. Ihn stört vor allem die Zusage für noch lange Zeit breite Anleihekäufe.

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