Ultralangläufer

50+ bei Bonds noch selten

Das Segment der ultralangen Laufzeiten ist am Staatsanleihenmarkt nur ein kleiner Bereich. Im Euro stehen Bonds für gut 100 Mrd. Euro aus. Auch außerhalb des Euroraumes nutzen nur wenige Emittenten dieses Fälligkeitssegment.

50+ bei Bonds noch selten

Von Kai Johannsen, Frankfurt

Die Renditen am europäischen Staatsanleihenmarkt befinden sich auch nach den jüngsten Anstiegen immer noch auf einem historisch niedrigen Niveau. Vor dem Hintergrund günstiger Refinanzierungsbedingungen im ultralangen Laufzeitenbereich – sie reichen von 50 bis 100 Jahren Fristigkeit – begeben staatliche Emittenten im Euroraum in zunehmendem Maße ultralange Anleihen. Allerdings muss konstatiert werden, dass es sich angesichts des mehrere Billionen Euro schweren Staatsanleihemarktes bei diesem Ul­tra­langläufersegment immer noch um eine Nische im Bereich der Staatsanleiheemittenten und der staatsnahen Adressen handelt.

Inklusive der vom Land Nordrhein-Westfalen (NRW) emittierten Anleihen mit 100 Jahren Laufzeit stieg das Volumen in diesem Segment im Euroraum zwischen Anfang 2015 und Anfang 2020 von 34 Mrd. Euro auf knapp 105 Mrd. Euro (vgl. Grafik). Knapp die Hälfte des Ge­samtvolumens geht dabei auf französische Staatsanleihen mit einer An­fangslaufzeit von 50 Jahren zurück. Anfang 2005 hob Frankreich das ultralange Laufzeitensegment mit der Emission einer 50-jährigen Anleihe aus der Taufe. Das sorgte seinerzeit für Aufsehen. Vielfach wurde damit gerechnet, dass diverse andere Emittenten auf der Ebene der Zentralstaaten folgen würden. Italien sprang später auf den Zug auf, allerdings war es die Telecom Italia, die zuerst in dieses Segment ging. Erst später folgte der Zentralstaat.

Der Bereich der 100-jährigen Anleihen setzt sich aus einer Anleihe der Republik Österreich mit einem Volumen von 6 Mrd. Euro und zwei NRW-Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 4,3 Mrd. Euro zusammen. Mit einem Anteil von 1,6% am gesamten ausstehenden Anleihevolumen ist die Bedeutung des ultralangen Segments allerdings weiterhin gering, halten Experten fest. Entsprechend unterentwickelt wird das Segment hinsichtlich Sekundärmarktliquidität und Preisfindung eingestuft. Frankreich hat Ende Januar erstmals seit rund fünf Jahren wieder das 50-jäh­ri­ge Segment bedient. Italiens 50-jäh­ri­ge Anleihe wurde im Oktober 2016 begeben. Am Freitag notierte der Ultralangläufer der Italiener mit Fälligkeit März 2067 mit einer Rendite von rund 2%. Bei den Franzosen war es bei der Fälligkeit Mai 2072 eine Rendite von 0,93%.

Die USA sind dagegen

Auch außerhalb des Euroraumes werden Ultralangläufer von staatlichen Adressen in der Refinanzierung eingesetzt. In Großbritannien etwa liegt der aktuelle Anteil von Staatsanleihen mit einer Restlaufzeit von mehr als 30 Jahren bei 9,7% des Gesamtvolumens der ausstehenden Anleihen des Zentralstaats, in der Schweiz sind es laut Handels 7,1% und in Japan 2%. Mexiko verfügt ebenfalls über einen Jahrhundertbond. Das US-Finanzministerium hat zwar die Einführung ultralanger Anleihen geprüft, sich allerdings letztendlich dagegen entschieden. Stattdessen wurde die Neueinführung des 20-jährigen Segments beschlossen. In diesem Laufzeitsegment existierte auch bereits ein US-Trea­sury-Future, der von Marktteilnehmern zur Absicherung eingesetzt werden kann.

Der Bund hat sich jüngst erneut gegen eine Einführung ultralanger Laufzeiten in der Refinanzierung des Zentralstaats entschieden (vgl. BZ 26. und 27. Februar). Damit bleibt die längste Laufzeit der Bundesanleihen bei 30 Jahren. In diesem Segment existiert im Future-Bereich auch eine Absicherungsmöglichkeit für die Bundlangläufer. Dies ist der Buxl-Future. Mit diesem Future können aber nur Anleihen mit einer Restlaufzeit im 30-jährigen Bereich abgesichert werden. Darüber hinaus gehende Fälligkeiten sind gemäß Kontraktspezifikationen der Eurex nicht vorgesehen.