Kapitalmarkt

Hoch aktuelle und absolut zeitgemäße Klassiker

Verlässliche Navigation und klar auszumachende Orientierungspunkte sind in turbulenten Zeiten am Kapitalmarkt gefragter denn je.

Hoch aktuelle und absolut zeitgemäße Klassiker

Laut Duden ist etwas als „klassisch“ zu bezeichnen, wenn es „in mustergültiger Weise ausgeführt“ ist. Es kann dann „gemeinhin als Maßstab“ dienen. Im weiteren Sprachgebrauch steht ein „Klassiker“ für Qualität, die „im besten Sinne“ zeitlos ist. Will heißen: Ein Klassiker kann zwar altern, aber er veraltet dabei nicht. Und schon gar nicht wird er uninteressant oder irrelevant. Das gilt für die Musik genauso wie für die Literatur, bei Autos ebenso wie bei Möbeln oder Mode und auch im Sport. Der „Classico“ zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona elektrisiert die Fußballbegeisterten schließlich auch nach annähernd 250 Ausgaben immer wieder aufs Neue.

Einige Gemeinsamkeiten

Auch am Kapitalmarkt gibt es „Klassiker“. Für mich als Vorstandsvorsitzender eines Immobilienfinanzierers trifft diese Beschreibung auf zwei Dinge zu: die Börsen-Zeitung und den Pfandbrief. Schaut man allein auf das Alter, liegen mehr als 150 Jahre zwischen beiden. Der Pfandbrief geht auf die Zeit Friedrichs des Großen zurück, die Börsen-Zeitung ist ein Kind der jungen Bundesrepublik und erschien 1952 zum ersten Mal. Doch trotz des Altersunterschieds haben Börsen-Zeitung und Pfandbrief am Kapitalmarkt einiges gemeinsam. Beide sind zu einer Institution geworden, die für im besten Sinne klassische Werte stehen: Solidität und Qualität, die auf Dauer ausgelegt ist.

Eigenschaften, die auf die Börsen-Zeitung auf jeden Fall zutreffen. Sie ist in Deutschland Maßstab, wenn es um fundierte, auf umfassendem Faktenwissen und tiefem Verständnis basierende Kapitalmarktberichterstattung geht. Ihrem in der Erstausgabe vom 1. Februar 1952 festgeschriebenen Anspruch, aufmerksame Berichterstattung und Information zu bieten und so den Akteuren an den Kapitalmärkten Orientierung zu geben, wird sie bis heute gerecht.

Und der Pfandbrief? Er steht seit 1769 für unbedingte Solidität. Eingeführt, um den Wiederaufbau der seinerzeit durch den Siebenjährigen Krieg zerstörten und ausgezehrten Landschaften in Preußen voranzubringen, hat er seitdem allen Stürmen der Zeit standgehalten. Weder zwei Weltkriege noch eine Hyperinflation, eine globale Wirtschaftskrise oder eine Welt-Finanzkrise konnten ihm etwas anhaben.

Wenn es darum ging, die Finanzierung umfangreicher Investitionen in Sachwerte zu stemmen, hat der Pfandbrief seine Stärken ausgespielt. So legte er beispielsweise zu wesentlichen Teilen die finanzielle Grundlage dafür, dass beim Wiederaufbau Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg neuer Wohnraum geschaffen wurde und die Vermögensbildung vorankam.

Beständigkeit, Stabilität und Krisenresistenz sind vielleicht nicht die aufregendsten und spannendsten Eigenschaften, die man sich für Kapitalmarktprodukte vorstellen kann. Aber genau darum ging und geht es ja beim Pfandbrief. Eine auf lange Sicht angelegte und möglichst risikolose Form der Wertschöpfung zu schaffen. Und überhaupt sind Stetigkeit und Stabilität nach meiner Überzeugung keinesfalls mit Stillstand oder fehlender Wandlungsfähigkeit gleichzusetzen.

Zumindest nicht beim Pfandbrief: Über die Jahre ist es gelungen, diesen Klassiker immer wieder an die Ansprüche der modernen Zeit anzupassen, ohne dass dabei seine Primärtugenden aus dem Blick geraten wären. Mit der Einführung des Jumbo-Pfandbriefs im Jahr 1995 wurde der Pfandbrief auf den integrierten europäischen Kapitalmarkt ausgerichtet. Mit dem Pfandbriefgesetz aus dem Jahr 2005 schließlich wurde eine einheitliche Rechtsgrundlage für alle Pfandbriefgattungen geschaffen.

Zehn Jahre später folgte die jüngste Innovation und Modernisierung des Klassikers. Im April 2015 brachte die Berlin Hyp den weltweit ersten „Grünen Pfandbrief“ zur Refinanzierung von Green-Building-Finanzierungen an den Markt. Seitdem wurden die Anforderungen an förderfähige grüne Assets und das Reporting kontinuierlich weiterentwickelt und der „Grüne Pfandbrief“ hat sich zu einer echten Marke am Kapitalmarkt entwickelt.

Die Richtung stimmt

Auch bei Covered Bonds insgesamt wächst das Volumen nachhaltig ausgerichteter Anleihen dynamisch. Im vergangenen Jahr kumulierte sich das Emissionsvolumen am ESG-Kapitalmarkt (ESG steht für Environment, Social, Governance) laut einer Erhebung der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) auf mehr als 800 Mrd. Euro. Im laufenden Jahr dürfte dieser Wert demnach auf mehr als 1,5 Bill. Euro steigen, wobei das „grüne Segment“ mit 850 Mrd. Euro unverändert den Schwerpunkt bildet. Das ist gemessen am gesamten Kapitalmarkt zwar immer noch wenig, doch die Richtung stimmt.

Eigene Stärken pflegen

Ausrichten auf neue Entwicklungen und dabei die eigenen Stärken und den „Markenkern“ pflegen – das markiert auch den Weg der Börsen-Zeitung. Dabei ging und geht es den Machern nicht darum, neue Technologien um ihrer selbst willen zu nutzen. Oder bei Innovationen stets zu den „First Movern“ zu gehören, einfach nur um vorne dabei zu sein.

Leitlinie ist vielmehr immer der Anspruch, glaubwürdiger und verlässlicher Informationsdienstleister und Partner für Finanzmarkt-Teilnehmer zu sein. Und ihnen diese relevanten Informationen so zu liefern, wie sie benötigt werden, um fundierte Entscheidungen zu treffen – egal, ob digital oder analog oder ob im geschriebenen oder gesprochenen Wort. So hat es die Chefredaktion der Börsen-Zeitung in der Ausgabe zum 70-jährigen Geburtstag selbst formuliert. Website, E-Paper, Newsletter oder Podcasts gehören daher heute selbstverständlich ebenso zur Medienfamilie der Börsen-Zeitung wie Live-Veranstaltungen oder ein Anlagemagazin.

Das Risiko einer rauen See und schlechte Sicht dürften das wirtschaftliche Umfeld des Jahres 2022 prägen: Die grundlegende Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft in Richtung Klimaneutralität, die Ungewissheit über die weitere Entwicklung der Pandemie, die Rückkehr der Inflation, geopolitische Spannungen – all das macht auch die Rahmenbedingungen für Investitionen und Finanzierungen herausfordernd.

Bei solchen Bedingungen sind Stabilitätsanker und andere sichernde Instrumente ebenso gefragt wie eine verlässliche Navigation und klar erkennbare Orientierungspunkte. Die beiden „Klassiker“ Pfandbrief und Börsen-Zeitung sind in diesem Sinne somit weiterhin hochaktuell und absolut zeitgemäß.

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