Wirtschaftsraum

Möglichkeiten für Investoren im „Silicon Rheinland“

Die Gründerszene zwischen Düsseldorf und Aachen ist lebhaft – Bei der Finanzierung ist aber ein langer Atem entscheidend.

Möglichkeiten für Investoren im „Silicon Rheinland“

Im westlichsten Wirtschaftsraum Deutschlands wimmelt es vor Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Innovationsinitiativen. Technologie-Universitäten wie die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule (RWTH) Aachen und weitere starke Standorte wie Bonn, Köln und Düsseldorf bilden einen fruchtbaren Boden für Hightech-, Life-Science- und andere Start-ups – oder auch: die „Wiege der deutschen Start-up-Szene“ wie es kürzlich ein Düsseldorfer Wirtschaftsjournalist formuliert hat.

Zuweilen fließt Risikokapital hier manchmal zäher als etwa in Berlin oder Bayern und die Ausstattung von Start-ups mit Gründungskapital stößt an ihre Grenzen. Doch zunehmend schauen auch große Fonds für die späteren Finanzierungsrunden auf das Rheinland.

Investor mit Erfahrung

Seit über 30 Jahren investiert die S-UBG Gruppe in wachstumsstarke Unternehmen. Der durch uns gema­nagte TechVision Fonds finanziert seit 2020 mit nunmehr 55 Mill. Euro Fondsvolumen innovative Technologie-Start-ups im westlichen Rheinland. Sieben Sparkassen, die NRW.Bank und neun Privatinvestoren stehen als Geldgeber hinter diesem Fonds.

Die Zusammenarbeit mit Unternehmern ist reizvoll – mit Gründern ganz besonders: Jedes Mal sind wir als Investoren sozusagen Mit-Unternehmer: Die Aufgaben sind vielfältig und die Verantwortung ist groß. Wir unterstützen den gesamten Lebenszyklus eines Start-ups: vom ersten (Seed-)Investment über die erfolgreiche Entwicklung zur Marktreife und den Markteintritt bis hin zur Strukturierung von Folgefinanzierungsrunden und schließlich dem Verkauf.

Die Liste der Erfolgsbeispiele aus dem Rheinland ist lang: So waren wir zum Beispiel Seed-Investor der Hemovent GmbH, Entwickler eines der weltweit kleinsten portablen ECMO-Systeme (Extra Corporal Membrane Oxygenation). Der „kleine Lebensretter“ ist eine Herz-Lungen-Maschine, die um 90% kleiner als bisherige marktübliche Geräte ist – bei gleicher medizinischer Wirkung. Ein Game Changer in der Beatmungstechnologie. Mit dem Kapital aus den ersten drei Finanzierungsrunden konnte das System entwickelt, zur Marktreife gebracht und in klinischen Studien erfolgreich zur Zulassung gebracht werden.

Ebenso interessant ist Silexica, ein Start-up, welches hoch automatisierte Tools für die parallele Programmierung von MPSoCs (Multi-Processor-System-on-a-Chip) und FPGAs (Field-Programmable-Gate-Arrays) entwickelt hat: Diese verkürzen die Entwicklungszyklen von Embedded Devices erheblich – heute beliefert Silexica innovative Unternehmen in den Bereichen Automotive, Robotik oder der Luft- und Raumfahrt. Über den German Accelerator hat das Unternehmen als erstes nichtamerikanisches Start-up einen Zugang zum Stanford Accelerator „StartX“ bekommen. Inzwischen gehört das Deep-Tech-Start-up mit extremem Wachstumspotenzial zum Xilinx-Konzern und damit zum Chip-Riesen AMD.

Gründerszene in Düsseldorf

Düsseldorfs Start-up-Community wächst und damit nehmen auch unsere eigenen Aktivitäten in der Landeshauptstadt zu: 2020 investierte der TechVision Fonds in die talent:digital GmbH. Das Düsseldorfer Start-up hat eine Plattform für Messung, Analyse und Verbesserung von digitalen Kompetenzen entwickelt. Mit ihr können Unternehmen gezielt in die digitalen Kompetenzen ihrer Belegschaft investieren und so das Unternehmen fit für die Zukunft machen. Damit verfügt talent:digital über das marktweit einzige Tool, das nicht auf Selbsteinschätzung, sondern auf objektiv bewerteten Fähigkeiten basiert.

Eine Beteiligung mit viel „Purpose“ ist das Medtech-Unternehmen CUREosity: Das Düsseldorfer Start-up entwickelt innovative Therapie-Software unter Nutzung von Virtual Reality. Im virtuellen Raum und mit spielerischen Inhalten können Patienten mit neurologischen oder muskuloskelettalen Beeinträchtigungen ihre kognitiven und motorischen Fähigkeiten verbessern und im besten Fall wiederherstellen – beispielsweise nach einem Schlaganfall oder bei einer Parkinson-Erkrankung. Mit diesem Therapiesystem ermöglicht CUREosity, Therapien zu intensivieren, auch wenn geschultes Reha-Personal knapp ist.

Diese und weitere Investments haben uns gezeigt, wie viel Potenzial in unserer Region steckt. Der TechVision Fonds ist eine wichtige Säule in der rheinischen Venture-Capital-Szene. Doch nach dem Seed-Investment und weiteren, aufbauenden Finanzierungsrunden bedarf es durchaus höherer Summen. Für die Internationalisierung kommt es in den Ideenschmieden darauf an, größere, mitunter auch ausländische Investoren zu begeistern.

Rheinland wird internationaler

In den vergangenen Jahren ist Bewegung in die Szene gekommen. Große Fonds, die auf Series B- und spätere Finanzierungsrunden fokussiert sind, nehmen das Rheinland inzwischen genauer unter die Lupe. Mit dem TechVision Fonds haben wir uns optimal aufgestellt, um die Brücke zu diesen Fonds zu bauen. Wir können lange mitinvestieren, was wichtig ist, um den später hinzustoßenden Venture-Capital-Investoren Sicherheit zu geben.

Außerdem bildet sich mit jedem Folgeinvestment ein immer stärkeres Netzwerk aus potenziellen Partnern aus. Dieses reicht inzwischen nicht nur bis Berlin, sondern auch in andere starke Start-up-Regionen wie Stockholm oder auch das Silicon Valley. Auch wenn das Geschäft noch kein Selbstläufer ist: Wir haben inzwischen sehr viele Möglichkeiten, um dafür zu sorgen, dass rheinischen Start-ups in den entscheidenden Wachstumsphasen nicht das Geld ausgeht.

Netzwerk ist für alle gut

Neben dem operativen Geschäft ist das Networking eine wichtige Komponente. Neben dem eigenen Engagement unserer Gesellschaft, regelmäßig Unternehmer der Region zusammenzubringen, gibt es eine Vielzahl von Events und Gründer-Hubs: Hier treffen Gründer auf Gründer sowie auf Coaches und Investoren, sie lernen voneinander und heben bestenfalls Synergien. Ideen werden hier zu Geschäftsmodellen.

An unserem Standort Aachen fungiert der digitalHUB als so ein Business Accelerator: Er fördert, vernetzt und coacht kreative Gründer – im Jahr 2021 waren es 240 Start-ups, die hier im Co-Working-Raum gearbeitet sowie an Event- und Matching-Formaten teilgenommen haben. Fünf weitere Innovation Hubs bestehen mittlerweile innerhalb der Initiative „Digitale Wirtschaft NRW“: So unterstützt auch der digihub Düsseldorf frisch formierte Gründerteams bei der Ideenvalidierung, Prototypenentwicklung und Markteinführung ihrer digitalen Produktinnovationen.

Als Fondsmanager sind wir in all diesen Initiativen aktiv vertreten – so auch zuletzt als Juroren beim Düsseldorfer Demo Day. Wichtig ist: Die Aufgabe von uns Investoren liegt nicht nur in der Bereitstellung von Gründungskapital, sondern auch in der Herstellung von Kontakten zu Business Angels und weiteren Fonds, die als Co-Investoren eingebunden werden können, sowie im aktiven Sparring zum Thema Produkt, Geschäftsmodell, Markt und Unternehmensstrategie.

Unverändert herausfordernd

Die Finanzierung in den ersten Jahren ist nach wie vor eine Herausforderung für technologieorientierte Start-ups. Aber: Das Ökosystem Silicon Rheinland aus Coaches, Co-Working-Spaces, Start-up-Wettbewerben, Inkubatoren, Business Angels und Investoren wächst, vernetzt und professionalisiert sich rasant. Die Rahmenbedingungen waren noch nie so gut wie jetzt, im Rheinland ein Start-up zu gründen und damit erfolgreich zu werden.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.