Echtes Unikat

Welche Merkmale einen Klassiker ausmachen

Ein echter Klassiker lässt sich an ganz bestimmten Merkmalen festmachen. Das gilt auch für die Börsen-Zeitung.

Welche Merkmale einen Klassiker ausmachen

Fast jedem Frankfurter und so mancher Touristin ist es beim Besuch der „Gudd Stubb“ der Mainmetropole, des Römerbergs, wohl bereits einmal aufgefallen: das Mosaik mit dem Motiv des Phönix aus der Asche. Es verziert die Nordwand des heute zum Rathauskomplex gehörenden historischen Salzhauses und versinnbildlicht die Aufbruchstimmung, die mit dem Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 einherging.

Mehrere Charakteristiken

In den vergangenen zwei Jahren konnten wir – coronabedingt zumeist schlicht – den 70. Jahrestag mehrerer derartiger Aufbrüche begehen. Mit Blick auf die Finanzmärkte besonders hervorzuheben sind dabei zwei Ereignisse: die Auflage des ersten Aktienfonds Fondak in Deutschland Ende 1950 sowie die Gründung der Börsen-Zeitung heute vor 70 Jahren. Bei beidem gedenken wir nicht lediglich der Seniorität zweier liebgewonnener Zeitgenossen, sondern begehen die Jubiläen von Klassikern.

Was aber macht nun einen Klassiker aus? Und warum kann man in Bezug auf die genannten Protagonisten mit Fug und Recht hiervon reden? Nun, Wikipedia zufolge gibt es mehrere typische Merkmale, durch die sich Klassiker auszeichnen. Wenngleich nicht notwendigerweise in jedem Fall alle Kriterien erfüllt sein müssen, treffen sie doch fast sämtlich auf Fondak und Börsen-Zeitung zu.

Gehen wir diese typischen Merkmale einmal im Einzelnen durch. Erstens: Neuartigkeit und das darin liegende Innovationspotenzial. Hieran kann man eindeutig einen Haken machen. Dies verdeutlicht bereits die Motivation, die jeweils hinter der Gründung der ersten deutschen Investment-Gesellschaft Adig (Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft) beziehungsweise hinter dem Start der Börsen-Zeitung stand.

Das erklärte Ziel der Gründungsväter der Adig, die mittlerweile in Allianz Global Investors aufgegangen ist, war: Die bis dahin in Deutschland unbekannte kollektive Kapitalanlage in Wertpapieren anzubieten und damit möglichst viele private Sparer für den Kapitalbedarf der deutschen Wirtschaft zu mobilisieren; zugleich sollte diesen Bevölkerungsschichten die Beteiligung an der Wertpapieranlage und damit die Vermögensbildung ermöglicht werden. Um dies umzusetzen, wurden kurz nach Adig-Gründung die beiden ersten deutschen Fonds überhaupt aufgelegt, der Mischfonds Fondra (Fonds für deutsche Renten und Aktien) und der Aktienfonds Fondak (Fonds für deutsche Aktien). Dies eine Pioniertat zu nennen, ist keine Übertreibung: Mehr als 70 Jahre später verzeichnet der deutsche Branchenverband BVI etwa 100 Voll- und 150 Informationsmitglieder sowie verwaltete Vermögen in Höhe von mehr als 4000 Mrd. Euro.

Unikat unter Tageszeitungen

Ähnlich nach vorne schauend agierten die Verleger der Börsen-Zeitung. Ihr Ziel: Die zuvor primär Bankhäusern angebotenen Informationen in Form einer Tageszeitung einer breiteren Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, „um das Börsengeschäft zu beleben und zu fördern“. „Zeitung für die Finanzmärkte“ – so steht es im Kopf der Börsen-Zeitung. Mit dieser Ausrichtung war und ist sie ein Unikat unter den deutschen Tageszeitungen. Und 70 Jahre später ist der Bedarf an fachkundiger und einordnender Finanzberichterstattung ungebrochen.

Die letztgenannte Feststellung ist eine gute Überleitung zu einem zweiten Merkmal von Klassikern: Zeitlosigkeit der Themen. Sicherlich ist mit Bedauern zu konstatieren, dass sich viel zu wenige Menschen für die Kapitalanlage im Allgemeinen und das Börsengeschehen im Besonderen interessieren. Das hat bekanntermaßen zur Folge, dass die finanzielle Allgemeinbildung in der Breite der Bevölkerung durchaus noch ausbaufähig ist. Ein im Schnitt verhaltenes Interesse an Finanzthemen impliziert im Umkehrschluss aber nicht einen Mangel an Relevanz.

Im Gegenteil: Kapitalanlage, Vermögensaufbau und privatwirtschaftlich organisierte Altersvorsorge waren und sind von zeitloser Bedeutung. Gleiches gilt für die diesbezügliche mediale Information, die eine aufgeklärte und faktenbasierte Entscheidung erst ermöglicht. Und dies gilt auch für Investmentvehikel wie Fonds, mit deren Hilfe derartige Anlageentscheidungen diversifiziert umgesetzt werden können. Zumal das Grundprinzip des Fondsmanagements ebenfalls zeitlos ist: „Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen.“ Deshalb auch hier: Mission erfüllt.

Drei weitere Merkmale für Klassiker kann man an dieser Stelle inhaltlich zusammenfassen, da sie sich ergänzen und in Teilen gegenseitig bedingen: Lange überregionale Bekanntheit, gewisser Traditionswert, hoher Wiedererkennungswert. Alle drei Merkmale treffen auf die Börsen-Zeitung klar zu. Unser heutiger Jubilar ist im deutschsprachigen Raum zweifellos eine Instanz für Finanzjournalismus. Weit über die Frankfurter Bankentürme hinaus ist die Börsen-Zeitung in der Wirtschaft Pflichtlektüre – seit Jahrzehnten und branchenübergreifend.

Und wer sich einmal intensiver mit verschiedenen Tageszeitungen be­schäftigt hat, erkennt einzelne Blätter unmittelbar: Von Kopf und Layout über die inhaltliche Ausrichtung bis hin zum Papier – all das ist bei der Börsen-Zeitung unverwechselbar. Auch dem Fondak darf man getrost Bekanntheit und Traditions-wert attestieren. Er liegt in Tausenden von Anlegerdepots, teilweise seit Jahrzehnten, und als quasi juristische Person des öffentlichen Lebens erfreut er sich eines medialen Dauerinteresses – nicht zuletzt auch seitens der Börsen-Zeitung!

Neuartigkeit, Zeitlosigkeit, Be­kanntheit – all dies reicht aber wohl noch nicht, um als Klassiker wahrgenommen zu werden. Hinzukommen muss ein weiteres Merkmal: hohe zugestandene Qualität. Vermutlich ist dies sogar die Conditio sine qua non für einen Klassiker: Qualität ist zwar nicht alles, aber ohne Qualität ist wohl alles nichts. Umso erfreulicher ist, dass unsere Aspiranten den qualitativen Langzeittest bravourös bestehen. Eigentlich belegt dies für die Börsen-Zeitung bereits der schon angesprochene Status als Pflichtlektüre. Von einer hohen Qualität zeugen zudem zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen, die Redaktion und Mitarbeiter in der Vergangenheit für ihre Beiträge entgegennehmen durften. Aus Sicht vieler Leser sind dabei die Pfunde, mit denen die Börsen-Zeitung regelmäßig wuchern kann: hohe fachliche Expertise, Fairness, saubere Trennung von Berichterstattung und Kommentierung, Verzicht auf Effekthascherei – durchaus bewährte journalistische Sekundärtugenden also, die heutzutage allerdings leider allzu oft vernachlässigt werden.

Bei einem Fonds hingegen sind die primären Erfolgsmaße Performance und Kundennachfrage. Beides kann sich beim Fondak sehen lassen: Seit seiner Auflage hat der Fonds Anlegern im Schnitt einen Wertzuwachs von mehr als 10% pro Jahr beschert, und verwaltete Vermögen in Höhe von 2,3 Mrd. Euro bezeugen, dass sich der Fonds unter Investoren anhaltender Beliebtheit erfreut. Dies war wohl nur dadurch möglich, weil sich der Fondak im Zeitablauf als genauso innovationsfreudig und wandlungsfähig erwiesen hat wie die deutsche Wirtschaft, in deren Rückgrat er investiert: Waren in den 1950er Jahren noch die Schwer- und Montanindustrie sowie Brauereien stark im Portfolio vertreten, so dominiert heute in relativer Betrachtung der IT-Sektor. Kurzum: Auch das Kriterium der hohen Qualität können wir jeweils als erfüllt ansehen.

Verdient gemacht

Ein letztes von Wikipedia genanntes, typisches Merkmal für Klassiker ist: Einfluss auf die Kultur. Zweifels-ohne ist dieses Kriterium in erster Linie für Klassiker im kulturgeschichtlichen Sinne relevant, also für Werke aus der Filmkunst, Literatur, Malerei oder Musik, die neue Genres oder Stilrichtungen begründet haben. Da weder die Börsen-Zeitung noch Allianz Global Investors/Fondak einen derartigen Anspruch erheben, sei eine diesbezügliche Beurteilung an dieser Stelle offen­gelassen. Allerdings kann man guten Gewissens konstatieren: Mit Blick auf die Investmentkultur in Deutschland haben sich beide Evergreens in den vergangenen sieben Jahrzehnten definitiv verdient gemacht!

„Deutlich wird bei diesem Oldtimer: Die Zeit heilt alle Krisen“, hieß es in rendite, dem Anlagemagazin der Börsen-Zeitung, in einem Beitrag zum 70. Geburtstag des Fondak. In der Tat hat der älteste deutsche Aktienfonds in seinem Leben bereits viele Baissephasen an den Finanzmärkten er- und überlebt. Gleiches gilt für die Börsen-Zeitung. Daher – und in diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch und auf die nächsten 70 Jahre!