Bankenaufsicht

BaFin-Spitze stürzt über Wirecard-Skandal

Der milliardenschwere Bilanzskandal um Wirecard hat personelle Konsequenzen an der Spitze der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin): Präsident Felix Hufeld und Elisabeth Roegele, Exekutivdirektorin für Wertpapieraufsicht, müssen ihren Hut nehmen.

BaFin-Spitze stürzt über Wirecard-Skandal

bn Frankfurt

Der milliardenschwere Bilanzskandal um Wirecard hat personelle Konsequenzen an der Spitze der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin): Präsident Felix Hufeld und Elisabeth Roegele, Exekutivdirektorin für Wertpapieraufsicht, müssen ihren Hut nehmen. Der Skandal habe gezeigt, dass die deutsche Finanzaufsicht eine Reorganisation brauche, „um ihre Aufsichtsfunktion effektiver erfüllen zu können“, teilte das Bundesfinanzministerium, unter dessen Rechts- und Fachaufsicht die BaFin steht, mit. „Die geplante organisatorische Reform der BaFin verbinden wir mit einem personellen Neuanfang“, erklärte Bundesfinanzminister Olaf Scholz zu Hufelds Ablösung.

Ein Nachfolger wurde zunächst nicht genannt. Die Ankündigung eines personellen Neuanfangs lässt den Schluss zu, dass externe Kandidaten gute Karten haben dürften. Reuters zufolge wird Hufeld bis Ende des Startquartals bleiben, um einen geregelten Übergang zu sichern.

Mitglieder des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu Wirecard begrüßten Hufelds Ab­schied unisono. Dies sei „auch nach den Erkenntnissen der Arbeit im Untersuchungsausschuss der beste Weg, um die Reform bei der Finanzaufsicht umzusetzen“, erklärte Jens Zimmer, Obmann der SPD-Bundestagsfraktion im Gremium. „Der Rückzug von Felix Hufeld war unvermeidbar“, sagte FDP-Politiker Florian Toncar Reuters. Auch die für Wertpapieraufsicht zuständige Exekutivdirektorin Elisabeth Roegele sei „nicht mehr tragbar“, erklärte der Freidemokrat wenige Stunden bevor auch Roegeles Abschied publik wurde.

Nach dem Kollaps des Dax-Konzerns war die BaFin heftig dafür kritisiert worden, dass sie Wirecard als Technologiekonzern eingestuft hatte und nicht als Finanzdienstleister, was der BaFin bankaufsichtlichen Zugriff auf das komplette Konstrukt und nicht nur auf die Wirecard Bank ermöglicht hätte. Für Unmut sorgte zudem das von der Bonner Behörde im Februar 2019, unter Verantwortung Roegeles, verhängte Verbot von Leerverkäufen in Wirecard.

Ein Übriges zum negativen Bild in der Öffentlichkeit trugen rege Ge­schäfte von BaFin-Beschäftigten mit Wirecard-Aktien bei. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass die BaFin gegen einen Mitarbeiter Anzeige wegen des Verdachts auf verbotene Insidergeschäfte kurz vor dem Zusammenbruch der Gesellschaft erstattet hat. Wie am späten Freitagabend zudem bekannt wurde, hat Martin Kocks bis auf Weiteres die Leitung der Abschlussprüferaufsichtsstelle (APAS) vom im Zuge des Skandals fristlos gekündigten Ralf Bose übernommen. Ergebnisse einer im Herbst initiierten Untersuchung zu einer Reorganisation der BaFin will das Finanzministerium in der kommenden Woche präsen­tieren.

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