110 Mill. Euro Miese
Die Fidor Bank hat ihren Vorsteuerverlust 2017 infolge von Belastungen aus faulen Konsumentenkrediten auf 110 Mill. Euro gut verdreifacht, wie der im Bundesanzeiger publizierte Geschäftsbericht zeigt. Verlustgarantien der französischen Großbank BPCE haben das Institut vor der Insolvenz bewahrt.sck München – Die auf den Internet-Vertrieb ausgerichtete Fidor Bank ist noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Im Jahr 2017 verbuchte das in München ansässige Institut einen Vorsteuerverlust von 110 Mill. Euro gemäß HGB-Rechnungslegung nach einem Defizit von 35 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Das geht aus dem erst vor kurzem im Bundesanzeiger veröffentlichten Geschäftsbericht hervor. Nach Steuern weitete die Fidor Bank den Fehlbetrag auf 98 Mill. Euro aus. Das ist das Vierfache des Verlusts von 2016 (-24 Mill. Euro). Garantie ausgeschöpftVerlustgarantien des Eigentümers, der französischen Großbank BPCE, bewahrten die Fidor Bank vor der Insolvenz. Das Institut bildete aus den Zusagen eine Risikovorsorge von 84 Mill. Euro. Damit schöpfte sie die Garantien vollständig aus. Die Franzosen stützten ihre seinerzeit kurz zuvor neu erworbene deutsche Tochtergesellschaft zudem mit einer Kapitalerhöhung. Sie zahlen 90 Mill. Euro in die Kapitalrücklage ein. Infolgedessen schrumpft das bilanzielle Eigenkapital der Fidor Bank trotz des hohen Verlusts “nur” um 8 Mill. auf 44 Mill. Euro.Ohne diese Hilfe hätte die Bank ihr gesamtes Eigenkapital verloren. Die Finanzaufsicht BaFin wäre dann vermutlich gezwungen gewesen, das Institut zu schließen. Ursache dieses hohen Defizits sind abermalige Belastungen aus einem Portfolio für britische Konsumentenkredite im Gebrauchtwagensektor. 88 Mill. Euro BelastungenNachdem zwei auf dieses Geschäft spezialisierte Gesellschaften in eine Schieflage gerieten, musste die Fidor Bank 2017 insgesamt Belastungen von 88 Mill. Euro aus diesen Engagements verbuchen. Zuvor stiegen die Münchner in dieses Segment in Großbritannien ein mit dem Ziel, ihre Ertragskraft in Zeiten deutlich sinkender Zinsüberschüsse zu erhöhen.Der Ankauf granularer Ratenkredite im Retailgeschäft kann auskömmliche Renditen abwerfen, birgt aber auch hohe Ausfallrisiken. Dem Vernehmen nach gerieten die beiden Gesellschaften in Schwierigkeiten, als ein US-Fonds ausgestiegen war.Mit dieser Expansionsstrategie scheiterte Vorstandschef und Firmengründer Matthias Kröner auf ganzer Linie. Er war gezwungen, die angekauften faulen Kredite zur Finanzierung von Gebrauchtwagenkäufen abzuwickeln. Im Jahr 2016 bildete das Institut dafür bereits eine Risikovorsorge von 18 Mill. Euro (vgl. BZ vom 8.12.2017).Ein Jahr darauf stiegen die Belastungen nahezu auf das Fünffache. In ihrem jüngsten Geschäftsbericht schreibt die Fidor Bank über einen “Anstieg der Risikovorsorge sowie der Abschreibungen auf Firmenkredite an die Gebrauchtwagen-Dienstleistungspartner”. Die Bank räumte ein, der Verlust vor Steuern sei 2017 höher ausgefallen als erwartet. Ursprünglich rechnete sie mit einem Defizit von 55 Mill. Euro. Herausgekommen war das Doppelte. In seinem Testat wies der Abschlussprüfer PricewaterhouseCoopers (PwC) auf die Wertberichtigungen im Zusammenhang mit den Engagement in Großbritannien hin. PwC beurteilte die Maßnahmen der Bank, um die Risiken in den Griff zu bekommen, als angemessen. Im SchaufensterBPCE will ihren Neuerwerb wieder loswerden. Fast drei Jahre nach ihrem verkündeten Einstieg stellte BPCE die Fidor Bank ins Schaufenster (vgl. BZ vom 29.9.2018). Kröner begründete dies damit, dass die Unternehmenskulturen nicht zusammenpassten. Im Juli 2016 kündigte BPCE an, die Fidor Bank zu übernehmen, um ihre Aktivitäten in Deutschland auszuweiten. Im Nachhinein betrachtet glich der Einstieg der Franzosen eher einer Rettungsaktion für das kleine Münchner Institut. Die 80 Mitarbeiter zählende Fidor Bank kam zuletzt auf eine Bilanzsumme von 1,5 Mrd. Euro.