1MDB belastet Goldman

Verwicklung in Finanzskandal könnte Milliardenstrafe nach sich ziehen

1MDB belastet Goldman

Der Finanzskandal rund um den malaysischen Staatsfonds 1MDB treibt die Investoren von Goldman Sachs um. Bisher hat die US-Investmentbank ihre Verwicklung in die Affäre ganz auf die Schultern zweier ehemaliger Mitarbeiter gelegt. Damit dürfte der Skandal für die Wall-Street-Adresse aber nicht erledigt sein.sp New York – Die Verwicklungen in den Finanzskandal rund um den malaysischen Staatsfonds 1 Malaysia Development Berhad (1MDB) setzt der US-Investmentbank Goldman Sachs zu. Seit Anfang November bekannt geworden ist, dass sich zwei ehemalige Mitarbeiter der Bank in der Affäre unter anderem der Geldwäsche schuldig bekannt haben, hat Goldman Sachs mehr als ein Zehntel ihres Börsenwerts eingebüßt. Den heftigsten Rückschlag gab es Anfang der vergangenen Woche, als das Papier mehr als 7 % abrutschte. Kurz zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, dass der malaysische Finanzminister Lim Guan Eng von der Bank Gebühren in Höhe von mehr als 600 Mill. Dollar zurückfordert, die Goldman Sachs in den Jahren 2012 und 2013 mit Bondemissionen im Auftrag von 1MDB verdient hatte. Nach Einschätzung von Analysten drohen der Bank in den USA Strafen in der Größenordnung von 1 Mrd. bis 2 Mrd. Dollar. Hinzu kommt der Schaden für die Reputation der Bank, der vor allem das Geschäft in anderen Schwellenländern belasten dürfte.Bisher hat die Bank versucht, ihre Verwicklung in den Finanzskandal ganz auf die Schultern der mittlerweile von der US-Justiz verurteilten ehemaligen Mitarbeiter Tim Leissner und Roger Ng abzuladen, die seit 2009 mit dem malaysischen Finanzier Jho Low zusammengearbeitet haben. Low hat nach Einschätzung der US-Justiz und der malaysischen Regierung insgesamt rund 4,5 Mrd. Dollar von 1MDB abgezweigt. Leissner und Ng sollen dabei geholfen haben, als sie im Auftrag des Fonds in den Jahren 2012 und 2013 Anleiheemissionen mit einem Volumen von insgesamt 6,5 Mrd. Dollar orchestrierten, die Goldman Sachs Gebühren von rund 600 Mill. Dollar in die Kasse spülten.Laut Unterlagen der US-Justiz haben Leissner und Ng die Geschäftsbeziehung zu Low vor der Compliance-Abteilung der Bank geheim gehalten, um die Deals nicht zu gefährden. In den Jahren zuvor hatten die Juristen von Goldman Sachs demnach wiederholt vor Geschäften mit dem windigen Finanzier aus Malaysia gewarnt. “Das sind Leute, die unsere Sicherheitsvorkehrungen umgangen und gelogen haben”, erklärte der langjährige CEO und Chairman der Bank, Lloyd Blankfein, der am 1. Oktober die operative Verantwortung an David Solomon übergeben hat, zu dem Skandal. Im Strudel wie Wells Fargo Doch auch die Bank selbst zweifelt offenbar, dass die Angelegenheit damit erledigt ist. In Unterlagen an die Börsenaufsicht hat die Bank Anfang November eingeräumt, dass ihre Geschäftsbeziehungen zu 1MDB “signifikante Strafen, Bußen und andere Sanktionen” nach sich ziehen könnten. Das schätzen viele Analysten und Investoren mittlerweile ähnlich ein. Neben den Forderungen der malaysischen Regierung könnte sich die Bank mit Strafen in Höhe von bis zu 2 Mrd. Dollar konfrontiert sehen, wie die Beobachter von Keefe, Bruyette & Woods (KBW) mit Blick auf vergleichbare Fälle schätzen. Sie ziehen in einer Studie unter anderem Parallelen zu früheren Strafen der US-Justiz gegen Standard Chartered, HSBC sowie BNP Paribas. Darüber hinaus sehen die KBW-Analysten für Goldman Sachs die Gefahr, dass die Bank rund um 1MDB ähnlich wie zuletzt Wells Fargo im Rahmen eines seit zwei Jahre schwelenden Vertriebsskandals in einen Strudel schlechter Nachrichten gerät, der erheblichen Reputationsschaden verursachen und damit auch dauerhaft die Geschäftsaussichten und die Aktie belasten könnte.Noch lassen sich die Folgen des 1MDB-Skandals für Goldman Sachs nicht abschätzen. Vieles hängt davon ab, zu welchem Schluss die US-Justiz mit Blick auf die Compliance der Bank kommt und ob Führungskräfte von den Machenschaften Kenntnis hatten. Leissner, der ehemalige Goldman-Partner und Leiter des Geschäfts in Südostasien, gibt in seinem Schuldeingeständnis an, dass es zur Firmenkultur gehört habe, “gewisse Fakten vor der Compliance zu verheimlichen”. Das wirft kein gutes Licht auf die Sicherheitsvorkehrungen der Bank, die verhindern sollen, in krumme Geschäfte wie die von 1MDB verwickelt zu werden. Mittlerweile ist auch bekannt geworden, dass der langjährige Goldman-Chef Lloyd Blankfein mindestens bei zwei Gelegenheiten mit Low zusammengetroffen ist, als er sich in den Jahren 2009 und 2013 mit dem damaligen malaysischen Premierminister Najib Razak traf (vgl. BZ vom 10. November).