20 Jahre Handelsqualität für Privatanleger

Seit seiner Gründung 1999 setzt das Euwax-Segment der Börse Stuttgart Maßstäbe im Handel mit verbrieften Derivaten

20 Jahre Handelsqualität für Privatanleger

Es ist ein Beispiel dafür, wie eine innovative Idee zur Initialzündung für einen Markt werden kann – wenn sie zur richtigen Zeit kommt und konsequent weiterverfolgt wird: Vor 20 Jahren hat die Börse Stuttgart ihr Handelssegment Euwax für verbriefte Derivate gestartet. Dadurch konnten Privatanleger Optionsscheine und andere strukturierte Produkte erstmals schnell und sicher an der Börse handeln – auf einer leistungsfähigen Plattform mit klaren Regeln sowie hoher Preis- und Servicequalität. Wie sich der Markt seitdem entwickelt hat und welchen Stellenwert der börsliche Handel mit strukturierten Produkten heute bei Anlegern besitzt, verdeutlicht die Statistik der Börse Stuttgart: Von Anfang 2014 bis Februar 2019 wurden 16,7 Millionen Kundenorders für Anlage- und Hebelprodukte im Volumen von mehr als 143 Mrd. Euro ausgeführt. Damit ist Stuttgart heute Europas größter Börsenplatz für verbriefte Derivate.Was sind die Gründe für den nachhaltigen Erfolg der “European Warrant Exchange”, kurz Euwax? Die Ausgangssituation war alles andere als vielversprechend: Mitte der 1990er Jahre waren nur einige hundert Optionsscheine handelbar, pro Tag wurden lediglich drei Kurse festgestellt, es gab keine Überwachung von Orderlimits. Entsprechend schwierig war der Handel für private Anleger. Dann brachte der Börsenplatz Stuttgart eine entscheidende Innovation auf den Weg: Die automatische Limitüberwachung. Hierfür wurden die eingehenden Orders in einer Excel-Tabelle gesammelt und regelmäßig mit Kursen aus dem Finanzinformationssystem Reuters abgeglichen. Sobald ein Limit erreicht war, wurde die betreffende Order ausgeführt. So verringerte sich die Ausführungszeit im Handel mit strukturierten Produkten von mehreren Stunden auf wenige Minuten. Diese Verbesserung fiel auch deshalb auf fruchtbaren Boden, weil gleichzeitig ein technischer Umbruch stattfand: Das Internet verbreitete sich, die ersten Online-Broker kamen auf und Privatanleger erhielten Zugang zu aktuellen Marktdaten. Pflicht zur QuotierungDer logische nächste Schritt war die Gründung des Handelssegments Euwax am 1. Juli 1999: Die dynamische Entwicklung bei verbrieften Derivaten erhielt so ein stabiles Fundament für die Zukunft. Denn die Leitlinien, die vor 20 Jahren maßgeblich für das neue Segment waren, prägen den Handel mit strukturierten Produkten an der Börse Stuttgart bis heute und haben Qualitätsstandards für den Gesamtmarkt gesetzt. Den Rahmen gab und gibt das Euwax-Regelwerk vor, das die Börse Stuttgart kontinuierlich anpasst. Im Gegensatz zum außerbörslichen Handel wird die Einhaltung der Regularien von der Handelsüberwachungsstelle als unabhängiger Instanz kontrolliert. Dies gilt insbesondere für die Verpflichtung zu festen Mindestquotierungen, die alle Emittenten im Euwax-Segment für ihre Produkte zu erfüllen haben: Sie müssen während der Handelszeit bei Hebelprodukten fortlaufend Quotes mit einer Geld- und Briefseite für ein Ordervolumen von mindestens 3000 Euro oder 10 000 Stück stellen, bei Anlageprodukten für 10 000 Euro oder 10 000 Stück. Diese zentrale Vorgabe des Regelwerks sichert die Liquidität und Handelbarkeit der im Segment gelisteten Produkte.Wenn man die Abläufe rund um Quotierung und Orderausführung genauer betrachtet, wird ein weiteres charakteristisches Merkmal des Euwax-Segments deutlich, nämlich das Zusammenspiel von leistungsfähiger Technik und menschlicher Expertise. In zwei Jahrzehnten gab es natürlich Veränderungen: Sorgte in den Anfangstagen die automatische Limitüberwachung dafür, dass Orders nicht mehr komplett von Hand bearbeitet werden mussten, so sieht die Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine heute ganz anders aus. Angesichts von rund 1,8 Millionen gelisteten Produkten und Milliarden Quote-Updates pro Tag übernimmt die IT weitreichende Aufgaben, um jederzeit eine zuverlässige und schnelle Orderausführung zu gewährleisten. Die Handelssysteme bereiten die Quotes der Emittenten auf, überwachen Orderlimits automatisch und führen auch viele Kundenorders direkt aus. Hierfür entwikkelt die Börse Stuttgart ihre IT kontinuierlich weiter – ebenso wie die Emittenten, die ihrerseits großen Anteil an der Zuverlässigkeit der Plattform haben.Bei aller Automatisierung im elektronischen Handel spielt allerdings auch der Mensch nach wie vor eine zentrale Rolle: Die im hybriden Marktmodell der Börse Stuttgart eingebundenen Handelsexperten sind unverzichtbar, um ein Höchstmaß an Qualität und Liquidität zu sichern. Sie legen die Parameter der automatisierten Orderbearbeitung fest und prüfen die Quotierungen der Emittenten auf Plausibilität. Im Gegensatz zu einem Computersystem können die Handelsexperten einschätzen, bei welchen Orders besonderer Betreuungsbedarf besteht. Und schließlich tragen die Handelsexperten maßgeblich zur Preisqualität bei, indem sie Liquidität bündeln und bei Bedarf bereitstellen. Dadurch können zahlreiche Orders sogar zu Preisen ausgeführt werden, die innerhalb der Preisspanne des Emittenten liegen. Die Preis- und Handelsqualität, die das Euwax-Segment Privatanlegern bietet, ergibt sich also erst aus der Kombination erfahrener Handelsexperten und leistungsfähiger IT-Systeme.In den letzten Jahren hat die Börse Stuttgart den Handel im Euwax-Segment kontinuierlich weiterentwickelt. So wurde im April 2018 die Handelszeit für verbriefte Derivate erweitert: Ein Großteil des Produktuniversums ist seitdem von 8 bis 22 Uhr handelbar. Anleger können also ab morgens und bis zum Börsenschluss in den USA börslich auf Marktentwicklungen eingehen, um Chancen zu nutzen oder Risiken zu begrenzen. Dabei gelten während der gesamten Handelszeit die Qualitätsstandards des Euwax-Segments. Dadurch sind Liquidität und hohe Ausführungssicherheit auch im Früh- und Späthandel sichergestellt.Ob morgens, mittags oder abends: Viele aktive Anleger wollen unmittelbar anhand einer aktuellen Marktsituation ihre Order einstellen und danach direkte Kontrolle über deren Ausführung haben. Diesen Wunsch deckt die Börse Stuttgart mit dem Soforthandel ab, der seit 2016 für verbriefte Derivate über die beteiligten Online-Broker verfügbar ist. Beim Soforthandel fragt der Anleger einen Preis bei der Börse an und erhält umgehend eine aktuelle Preisindikation. Auf dieser Basis kann der Anleger innerhalb einer festgelegten Zeitspanne seine Order aufgeben. Bei vollständiger Ausführbarkeit wird die Order mindestens zur angezeigten Preisindikation ausgeführt – oder sogar besser: Wenn sich der Markt in der Zwischenzeit zu Gunsten des Anlegers entwickelt, wird dies bei der folgenden Preisermittlung berücksichtigt. Liquide und zuverlässigKlare Regeln, Liquidität und Zuverlässigkeit – mit diesen Eckpunkten schafft das Euwax-Segment seit 20 Jahren einzigartige Handelsbedingungen für Privatanleger und ist bis heute das wichtigste Standbein der Börse Stuttgart. Wir wollen diese Erfolgsgeschichte fortschreiben und unsere Position als Europas führender Börsenplatz für verbriefte Derivate noch weiter stärken. Es ist unser Anspruch, Privatanlegern auch künftig eine besonders effiziente Plattform zu bieten und gezielt auf ihre Bedürfnisse im Handel einzugehen. Gleichzeitig wollen wir die enge Zusammenarbeit mit den Emittenten fortführen, etwa mit Blick auf die rasanten Veränderungen der Märkte und auf regulatorische Rahmenbedingungen. Dabei haben wir immer unser zentrales Ziel im Blick, jederzeit höchste Handelsqualität für Privatanleger sicherzustellen. Zeitstrahl- 1999: An der Börse Stuttgart startet das Handelssegment Euwax (kurz für “European Warrant Exchange”) zum 1. Juli.- 2001: Die ersten Knock-out-Produkte werden ins Euwax-Segment aufgenommen und stoßen bei Anlegern auf großes Interesse.- 2003: Bonus-Zertifikate werden erstmals an der Börse Stuttgart gelistet und gehören bald zu den meistgehandelten Anlageprodukten.- 2004: Das Transaktionsentgelt für den Handel mit verbrieften Derivaten an der Börse Stuttgart wird gedeckelt.- 2007: Das hybride Marktmodell der Börse Stuttgart bindet Handelsexperten in den elektronischen Handel mit verbrieften Derivaten ein.- 2009: Die ersten Faktor-Zertifikate werden als innovative Hebelprodukte im Euwax-Segment gehandelt.- 2012: Im Oktober sind erstmals mehr als eine Million Hebel- und Anlageprodukte im Euwax-Segment gelistet.- 2016: Die Börse Stuttgart führt den börslichen Soforthandel mit verbrieften Derivaten ein.- 2018: Die Handelszeiten für verbriefte Derivate an der Börse Stuttgart werden erweitert: Ein Großteil des Produktuniversums ist nun von 8 bis 22 Uhr handelbar.—-Dragan Radanovic, Geschäftsführer, Boerse Stuttgart GmbH