IM GESPRÄCH: VOLKER SCHRAMM

"Abschotten ist der falsche Weg"

Sparkasse KölnBonn vermittelt Festgeldanlagen von Drittbanken - Steuerung der Bilanzstruktur

"Abschotten ist der falsche Weg"

Die Sparkasse KölnBonn bietet ihren Kunden künftig Festgeldanlagen von Drittbanken an. Einerseits geht die Bank damit auf Kundenwünsche ein, andererseits hilft das auch bei der Steuerung der Bilanzstruktur. Von Annette Becker, KölnOb “Zinsmarkt”, “Zinslotse” oder wie jetzt bei der Sparkasse KölnBonn “Zinsnavi” – in den deutschen Bankenmarkt kommt Bewegung, was den Umgang mit Kundeneinlagen anbelangt. Hinter all diesen Festgeld-Plattformen steckt das Fintech Deposit Solutions, das seine Einlagenplattform im hiesigen B2C-Geschäft “Zinspilot” nennt, aber vorwiegend im B2B-Geschäft als Plattformanbieter unterwegs ist.”Der Kundenwunsch hat Vorrang”, begründet Volker Schramm, Privatkundenvorstand der Sparkasse KölnBonn, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung den jüngsten Vorstoß seines Hauses. Mitte Juni hat die Großsparkasse ihr Pilotprojekt mit Deposit Solutions gestartet. In ausgewählten Filialen können die Kunden seither zusammen mit ihrem Bankberater verschiedene Festgeldangebote abschließen.Nur wenige Wochen zuvor hatte die Hamburger Sparkasse ihren Zinslotsen auf den Weg gebracht. Der Vorstoß, Produkte anderer Banken zu vermarkten, fußt auch auf der Erkenntnis, dass sich der Kunde abwendet, wenn die Hausbank kein passendes Angebot unterbreitet. “Abschotten ist der falsche Weg”, ist Schramm überzeugt. Der Vorteil mit dem Zinsnavi ist, dass die Hausbank weiterhin an der Schnittstelle zum Kunden sitzt.”Unsere Kunden sollen bei der Geldanlage von Zinsangeboten anderer Institute aus Deutschland und Europa profitieren können”, wirbt Schramm. Das ist insbesondere in Zeiten interessant, in denen Banken auf großvolumige Einlagen Verwahrentgelte – im Volksmund: Strafzinsen – erheben. Bei der Sparkasse KölnBonn wird bislang bei Einlagen von 500 000 Euro und mehr eine Verwahrgebühr fällig. In Stein gemeißelt sei diese Grenze jedoch nicht, gibt Schramm zu verstehen. Wird das Geld dagegen bei einer anderen Bank für einen Zeitraum von drei bis zu 48 Monaten angelegt, winkt dem Kunden ein Zinsertrag. Auf Einlagen erpicht sind beispielsweise Banken, die Absatzfinanzierung betreiben. Teurer EinlagenüberhangEin weiterer Grund für den Sinneswandel bei der Sparkasse KölnBonn ist die Bilanzstruktur. War die größte kommunale Sparkasse der Republik über viele Jahre aktivlastig, hat sich das Bild inzwischen nachhaltig verändert. 2019 standen Kundenkrediten von 19,6 Mrd. Euro Kundeneinlagen von 23 Mrd. Euro gegenüber. Und dieser Trend dürfte noch nicht zu Ende sein, wenn beispielsweise Großbanken wie jetzt die Commerzbank ihren Filialabbau fortsetzen. Die Sparkasse habe schon bei früheren Schließungswellen beobachten können, dass die Kunden anderer Banken ihre Einlagen zur Sparkasse tragen, ruft Schramm in Erinnerung.Da Einlagenüberhänge Kreditinstitute in Zeiten von Negativzinsen teuer zu stehen kommen, liegt es nahe, den Kunden attraktivere Anlagemöglichkeiten von Drittanbietern ans Herz zu legen, sozusagen eine Win-win-Situation.Gleichwohl steht bei der Sparkasse KölnBonn der Sicherheitsaspekt im Vordergrund, wie Schramm betont. Im ersten Schritt wird das neue Produkt daher auch nur onlineaffinen Kunden angeboten werden, auch wenn diese den Bankberater einschalten müssen. Das Anlagevolumen ist auf 100 000 Euro gedeckelt, denn die Einlagen sollen konservativ und sicher angelegt werden. “Als Sparkasse sind wir dem Kunden verpflichtet. Daher schauen wir uns die Anbieter genau an”, erläutert Schramm, warum in der Pilotphase mit Creditplus, der deutschen Tochter des Crédit Agricole, und der Deutschen Pfandbriefbank zunächst nur zwei Banken auf die Plattform aufgeschaltet sind. Außerdem sei das System erweiterbar. Beide Häuser bieten bei einer Anlage über zwölf Monate mit 0,25 % bzw. 0,40 % deutlich positive Zinsen. Bei der Sparkasse KölnBonn spielt sich der Einlagenzins im vergleichbaren Festgeldbereich dagegen in der vierten oder fünften Nachkommastelle ab.”Die Pilotphase läuft bis Mitte August, für Herbst ist geplant, das Produkt allen Kunden zugänglich zu machen”, erläutert Schramm. Zwar hält sich der Sparkassenvorstand hinsichtlich der selbstgesteckten Ziele zurück. Die Vermittlung eines dreistelligen Millionenbetrags im Gesamtjahr will er jedoch nicht völlig ins Reich der Fantasie verweisen.Während die Sparkasse den Zugang zu Drittanbietern zunächst nur über den Berater ermöglicht, ist die Deutsche Bank 2017 den umgekehrten Weg gegangen. Hier wurde das Festgeldprodukt zunächst nur online verkauft. Inzwischen hat das Frankfurter Haus den Zinsmarkt auch auf die Norisbank, das Wealth Management und die Filialen ausgeweitet, wie es bei Deposit Solutions heißt. Die Einbindung der Postbank sei dagegen noch Zukunftsmusik.