Europas Börsen

Aktien nach Brexit nur selten im Ausland gehandelt

Der Brexit zeigt deutliche Spuren im europäischen Aktienmarkt: Die meisten Aktien werden nun an heimischen Börsen gehandelt. Das zeigt sich auch in Deutschland.

Aktien nach Brexit nur selten im Ausland gehandelt

Aktien nur selten im Ausland gehandelt

Nach dem Brexit nimmt Konzentration auf dem Heimatmarkt zu – Wenige Börsenbetreiber kontrollieren das Geschäft

Der Brexit zeigt deutliche Spuren im europäischen Aktienmarkt: Die meisten Aktien werden nun an heimischen Börsen gehandelt, berichtet die EU-Aufsicht ESMA. Vom Handel mit ausländischen Titeln profitieren nur wenige Handelsplätze. Das Geschäft jenseits regulärer Börsen verliert derweil an Gewicht.

jsc Frankfurt

Nach dem Brexit ist der Aktienhandel in Europa wieder stärker national geprägt: Der Anteil der Aktien, die an einer inländischen Börse oder sonstigen heimischen Plattform gehandelt werden, stieg in etlichen europäischen Ländern seit dem endgültigen EU-Austritt Großbritanniens deutlich an, wie die European Securities and Markets Authority (ESMA) zum Wochenauftakt in einer Marktauswertung festhielt.

Lief der Handel mit deutschen Aktien im Zeitabschnitt 2019/2020 überwiegend auf Handelsplätzen im Ausland ab, so stieg der Anteil der heimischen Handelsplätze in den Jahren 2021 und 2022 auf insgesamt annähernd zwei Drittel (siehe Grafik). Noch stärker fiel die prozentuale Veränderung in Frankreich, den Niederlanden und Irland aus. Insgesamt 61% der Aktien werden in der EU nun im jeweiligen Heimatmarkt gehandelt, nachdem es mit Großbritannien in der EU noch rund 41% waren. Gerade der britische Markt war durch den Handel mit ausländischen Papieren geprägt.

Weniger "Over the Counter"

Der außerbörsliche Handel, der in London eine wesentliche Rolle spielte, verlor an Gewicht: Mehr als 70% des gehandelten Volumens wurden in den Jahren 2021 und 2022 jeweils an regulären Börsen abgewickelt – nach 55% im Jahr 2020. Der außerbörsliche Handel "Over the Counter" (OTC) oder das Geschäft spezieller Wertpapierfirmen jenseits geregelter Märkte nahm deutlich ab.

Die Konzentration bleibt aber hoch: Denn der Handel mit ausländischen Aktien, der zuvor vor allem in Großbritannien stattfand, wanderte laut ESMA vor allen in die Niederlande und nach Frankreich. Deutschland profitiert hiervon nur im geringen Maße, alle übrigen Handelsplätze nahezu überhaupt nicht.

Auch teilen sich wenige Gruppen das Geschäft: Die ESMA zählt im Europäischen Wirtschaftsraum, also in der EU plus Norwegen, Island und Liechtenstein, 37 Gruppen, die Aktienhandel ermöglichen. Einige davon operieren von außerhalb, etwa aus Großbritannien, den USA, Japan und der Schweiz. Die größte Gruppe, gemeint ist die Mehrländerbörse Euronext, umfasst sieben Börsenbetreiber und 34 Handelsplätze. In den USA ist die Konzentration noch höher: Hier steuern vier Gruppen 20 der 24 nationalen Börsen.

Die ESMA zeigt sich unschlüssig, ob eine hohe Konzentration unter Börsenbetreibern gut oder schlecht ist: "Einerseits kann der Wettbewerb zwischen den Handelsplätzen zu innovativeren Dienstleistungen und niedrigeren Gebühren führen, andererseits kann sich eine fragmentierte Handelslandschaft auch auf die Marktliquidität auswirken."

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