Aktieninflation bei der Credit Suisse

Erhebliche Verwässerung durch Titelflut

Aktieninflation bei der Credit Suisse

Von Daniel Zulauf, ZürichWieder sind die Credit-Suisse-Aktionäre zur Generalversammlung eingeladen. Gestern hat der Verwaltungsrat die Einladung zum Aktionärstreffen am 18. Mai in Zürich versandt. Schon Ende April hatten sich die Eigentümer der Bank zu ihrem ordentlichen Treffen versammelt und mussten auf der fünfstündigen Mammutveranstaltung so einiges an Unordnung über sich ergehen lassen.Demgegenüber sollte sich das außerordentliche Treffen kommende Woche in einem nüchterneren Rahmen abspielen und auch ziemlich rasch über die Bühne gehen. Schließlich gibt es nur ein einziges Traktandum zu beraten: Der Verwaltungsrat ersucht die Generalversammlung um die Erlaubnis, bis zu 405 Millionen neue Namenaktien zum Preis von 10,80 sfr pro Stück auszugeben. Damit will sich der Finanzkonzern 4 Mrd. sfr an zusätzlichen Eigenmitteln beschaffen und die seit langem bestehenden Vorbehalte der Investoren über die Kapitalstärke der Bank aus der Welt schaffen.Nötig wird die Kapitalerhöhung, weil die Bank den ursprünglich geplanten Teilverkauf des Schweizer Geschäfts über einen Börsengang nun doch nicht vornehmen will. So erklärt Verwaltungsratspräsident Urs Rohner die Kehrtwendung des Gremiums: “Die Kapitalerhöhung wird es der Credit Suisse ermöglichen, den Wert der Swiss Universal Bank für die bestehenden Aktionärinnen und Aktionäre zu erhalten und die Gewinnverwässerung zu minimieren.” In der Tat zeigten die Aktionäre zuletzt wenig Begeisterung darüber, einen Teil des Ertragsjuwels ihres Konzerns an Drittaktionäre zu veräußern, zumal sie sich damit eines Teils künftiger Dividendenerträge beraubt hätten. Die Credit-Suisse-Eigner lernten in den vergangenen Jahren auch so, mehr zu teilen, als ihnen lieb gewesen sein dürfte.Seit Ende 2010 bis Ende 2016 hat sich die Anzahl ausstehender Aktien von 1 186 Millionen auf 2 090 Millionen Titel erhöht. Wer nicht bereit oder nicht berechtigt war, an den zahlreichen Aktienemissionen in dieser Zeitperiode zu partizipieren, musste eine erhebliche Verwässerung seines Anspruchs auf den Gewinn und die Dividende hinnehmen.So wurden in der fraglichen Zeit rund 140 Millionen Aktien an Mitarbeiter ausgegeben. 60 Millionen Titel benötigte man zur Finanzierung von Übernahmen. Fast die Hälfte davon wurde 2016 für die Nachzahlung eines Beteiligungskaufs am New Yorker Hedgefonds-Vehikel York Capital eingesetzt, der bereits fünf Jahre zurückliegt und an den sich wohl nur noch Insider erinnern.Auch aus diversen Wandelanleihen, die nicht zuletzt in den dunklen Zeiten der Finanzkrise zur Beschaffung von Kapital ausgegeben worden waren, sind derweil 200 Millionen neue Aktien geworden. Und schließlich hat Credit Suisse auch mehrmals ihre Dividende mit Aktien bezahlt und dafür 170 Millionen neue Titel ausgegeben. Die große Kapitalerhöhung Ende 2015, als sich die Bank durch die Ausgabe von mehr als 300 Millionen Aktien über 6 Mrd. sfr beschaffte, ist also nicht einmal für ein Drittel der ganzen Titelflut der vergangenen sechs Jahre verantwortlich. Vor diesem Hintergrund ist verständlich, dass die Credit-Suisse-Führung ihren Aktionären für die Zukunft verspricht, nur noch Bardividenden auszuzahlen.