Aktionäre verweigern GAM-Leitung Entlastung
dz Zürich – Nur eine Woche nachdem die UBS-Aktionäre ihrem Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung die Entlastung verweigert haben, ereilt die mit der Geschäftsführung des Zürcher Investmentmanagers GAM betrauten Personen dasselbe Schicksal. Auf der gestrigen Generalversammlung stellten die Eigentümer sicher, dass ihre Gesellschaft weiterhin Haftungsansprüche gegen die verantwortlichen Organe stellen kann.Während bei der UBS der Schaden aus einem laufenden Rechtsstreit in Frankreich über mutmaßliche Beihilfen zum Steuerbetrug noch offen ist, seht er bei GAM bereits fest. Im Sommer 2018 war der britischen Fondsmanager Tim Haywood unvermittelt entlassen worden, nachdem er gemäß einer inzwischen abgeschlossenen internen Untersuchung seine Kompetenzen überschritten hatte. Die Entlassung versetzte die GAM-Kunden in Panik und führte zu einem beispiellosen Abzug von Anlagegeldern. Die Angst der Kunden, dass die Gesellschaft einen für die Anlageperformance fatalen Exodus weiterer Investmentspezialisten erleben könnte, führte zum Rückzug weiterer Gelder. Insgesamt hat GAM durch die Haywood-Affäre 28 Mrd. sfr mit einem Gebührenpotenzial von jährlich rund 180 Mill. sfr verloren. Die Folgen dieser Schrumpfkur machten eine Korrektur des Unternehmenswertes (Goodwill) nötig, die sich im Jahresabschluss 2018 mit einem Aufwand von 883 Mill. sfr niederschlug und dem Unternehmen mit seinen rund 900 Angestellten einen Verlust von 929 Mill. sfr. bescherte. Der Aktienkurs von derzeit 4,24 sfr erreicht nur noch etwa ein Drittel des Wertes, den er im Oktober 2009 beim Börsengang hatte. Dass sich die Aktionäre die Möglichkeit offenhalten, das Management für diesen Schaden haftbar zu machen, ist somit keine Überraschung. Viele EnthaltungenErstaunlich ist eher, dass nur gut 49 % der Aktienstimmen die Entlastung verweigerten und wie bei UBS die vielen Stimmenthaltungen (9 %) den Ausschlag gaben. Immerhin sind die meisten GAM-Aktionäre selber Investmentgesellschaften, die ihrerseits für mögliche Haftungsansprüche ihrer Kunden geradestehen müssen. Doch möglicherweise sehen manche Investoren Schadenersatzklagen der Gesellschaft gegenüber den Leitungsorganen als kontraproduktiv an. Schließlich soll es just in diesen Kreisen Bestrebungen geben, GAM zu verkaufen.