Alles digital oder was?

München ist die Hauptstadt der unabhängigen Vermögensverwaltung

Alles digital oder was?

Lars HilleVorsitzender des Vorstands bei der V-BANK AGIn den Zeiten der Bonner Republik wurde München gern als “die heimliche Hauptstadt” bezeichnet. Längst sitzt die Regierung in Berlin – und doch gibt es einen Bereich, in dem München sich wirklich als heimliche Hauptstadt sehen kann, heute sogar mehr als damals. Ist Frankfurt der Börsen- und Bankenplatz Nummer 1, so ist München die Hauptstadt der unabhängigen Vermögensverwaltung. Die wichtigsten Depotbanken sitzen in München und dazwischen bankenunabhängige Vermögensverwalter, Family Offices, Fondsboutiquen, Privatbanken sowie eine wachsende Zahl von Fintech-Unternehmen. Es hat sich über Jahrzehnte ein regelrechtes Vermögensverwaltungsökosystem entwickelt, das täglich an Dynamik gewinnt. Die Marktanteile der unabhängigen Vermögensverwaltung legen zu. Das zeigen wissenschaftliche Untersuchungen des Instituts für Vermögensverwaltung (InVV) an der Technischen Hochschule Aschaffenburg: Verwaltete diese 2018 noch im Schnitt knapp 163 Mill. Euro, so waren es ein Jahr später schon 201 Mill. Euro. Das entspricht einem Plus von 25 %. Nicht zuletzt spiegelt sich das auch in der Entwicklung der V-BANK. Von den aktuell (Stand: 30.9.2020) 23,5 Mrd. Euro Assets under Custody stammt der deutlich überwiegende Teil aus dem Neugeschäft von unabhängigen Vermögensverwaltern und Family Offices.Bereits heute ist die gesamte Finanzindustrie technologiegetrieben. Dieser Trend wird sich weiter verstärken. Die Unternehmensberatung Oliver Wyman prognostiziert in ihrem Bankenreport Deutschland 2030, dass sich die Zahl der Banken in Deutschland in den nächsten zehn Jahren auf unter 300 Institute reduzieren könnte. Eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie sieht sie als ein Schlüsselelement für ein nachhaltiges Geschäftsmodell und damit für die Zukunftsperspektiven eines Instituts an. Auch in der Vermögensverwaltung ist Technologie ein wichtiger Treiber des Wachstums. Heißt das für die Zukunft, dass diese nur noch digital sein wird? Jedenfalls wird es keine Zukunft ohne digital unterstützte Geschäftsmodelle geben. Der Kern der unabhängigen Vermögensverwaltung, also ihr genetischer Code, wird dabei erhalten bleiben. Denn gerade bei der Verwaltung von Vermögen geht es immer um das ganz Persönliche. Das Wie ändert sich jedoch rasant. Die Aufgabe wird sein, Digitales mit Persönlichem in Einklang zu bringen. Am Beispiel der V-BANK, der führenden Depotbank für unabhängige Vermögensverwalter, Family Offices und Privatbanken, lässt sich das sehr gut nachvollziehen. Parallel zu den neuen Kunden erwächst unabhängigen Vermögensverwaltern auch neue Konkurrenz – vor allem durch die digitale Vermögensverwaltung (Robo-Advice). Hinzu kommt ein immer größerer Umfang an Regulierung. Mit dem Erfolg nehmen also von verschiedenen Seiten die Anforderungen an die Vermögensverwalter zu. Es müssen grundsätzliche Überlegungen angestellt werden: Was muss ein Vermögensverwalter anbieten und was davon muss er selbst können, um zukunftsfähig aufgestellt zu sein? Hierzu hat die V-BANK eine klare Antwort gefunden: Die Zukunft der Vermögensverwaltung liegt im Fokus auf das Kerngeschäft und das ist die Zeit am Kunden sowie nachhaltiges Vermögensmanagement. Für alles andere werden im Markt intelligente Lösungen entwickelt, die es den Vermögensverwaltern erlauben, kundenspezifische, technologische oder regulatorische Anforderungen über spezialisierte und leistungsfähige Partner abzubilden. Ein solcher Partner ist die V-Bank. Hohe, Kundennutzen stiftende Qualität geht mit hohen Investitionskosten einher, die einen einzelnen Vermögensverwalter stark belasten. Mit unserem Strategieprojekt “V BANK 2.0” entwickeln wir für unsere Kunden ein ganzes Bündel digitaler Services und Prozesslösungen, die wir in den nächsten Monaten umsetzen. So leisten wir für sie die IT-Basisinvestitionen. Allein 2020 bis 2024 nehmen wir das Anderthalbfache unseres geplanten Jahresergebnisses (Ebit) 2020 in die Hand.Ein Beispiel: Gemeinsam mit dem Fintech Fintegra bieten wir ein digitales betriebliches und privates Steuerreporting an. Transaktions- und Depotdaten juristischer wie natürlicher Personen werden über unsere Schnittstelle ausgelesen, vollautomatisch verarbeitet und digital aufbereitet dem Steuerberater des Mandanten in dessen System zugespielt. Dadurch werden für Unternehmen, Stiftungen oder Privatanleger die Kosten der Steuerberatung um 50 % gesenkt und zugleich die Prozesssicherheit erhöht. Das digitale Fremdwährungsreporting gibt dem Vermögensverwalter dabei die technische Freiheit, bei seinem Privatkunden individuelle Anlagestrategien mit Fremdwährungen zu nutzen.Nächstes Beispiel, digitale Vermögensverwaltung: Seit 2019 stellen wir über unsere Tochter V-CHECK GmbH die technische Plattform zur Verfügung, mit der unabhängige Vermögensverwalter eine digitale Vermögensverwaltung auch mit Einzeltitelstrategien darstellen können. Von der Depoteröffnung, der Depotführung bis hin zum Reporting und der Kundenkommunikation: Der Vermögensverwalter kann sich ganz auf seine Beratungskompetenz konzentrieren und sich auch Kunden mit kleineren Volumina ab 25 000 Euro öffnen, die sich morgen schon zu vermögenden Individualkunden entwickeln könnten. Er kann seine Bestandskunden effizienter führen, Depotbanken konsolidieren sowie über Zuführergeschäft z. B. über Versicherungsagenturen zusätzliches Wachstum generieren. Drittes Beispiel: Die V-BANK entwickelt sich von der klassischen Depotbank zum zentralen Ökosystembetreiber für Vermögensverwaltung. Wir wollen unseren Geschäftspartnern alle Informationen und Dienstleistungen an die Hand geben, die sie für die erfolgreiche Kundengewinnung und -betreuung benötigen. Aus dem digitalen Baukasten wählt sich der Geschäftspartner zukünftig das, was er für seine Mandanten bzw. sein Geschäftsmodell braucht. Von der Vermittlung von Research bis hin zur Beschaffung und Verwahrung von Kryptowährungen, welche die V-BANK demnächst einführt. Oder eine White-Label-App für Online-Banking im “Look & Feel” des jeweiligen Vermögensverwalters. Oder Marketingaktionen, mit denen die V-BANK für ihre Partner in den letzten gut zehn Jahren schon über 60 000 Interessentenkontakte generiert hat und die auf dem Marktplatz der V-CHECK ihre digitale Fortsetzung finden. Mit der Digitalisierung verändern sich die Erwartungen an die Beratung. Transparenz, Schnelligkeit sowie eine ganzheitliche Betrachtung der Vermögenssituation werden zu entscheidenden Faktoren und trennen im Wettbewerb die Spreu vom Weizen. Der Vermögensverwalter wird zum finanziellen Lotsen in einer komplexen Welt. Dafür muss er nicht alles selbst können, er muss aber alles im Blick haben und bei Bedarf schnell auf die entsprechenden Netzwerkpartner zugreifen können. Unser Anspruch ist es, der bevorzugte Netzwerkpartner und -vermittler zu sein, der die Vermögensverwalter und ihre Kunden versteht. Im Sinne einer modernen Plattformökonomie ist die V-BANK beispielgebend für die Branche. Sie wird zusätzlich zu Investitionen in IT und Prozesse auch gezielt ihre Mitarbeiteranzahl erhöhen, um einerseits den technologischen Wandel zu beherrschen und andererseits für ihre Geschäftspartner weiter der persönliche Ansprechpartner zu bleiben. Gemeinsam mit dem InVV initiieren wir gerade einen dualen Studiengang “unabhängige Vermögensverwalter”. Diesem Verständnis vom Bedarf der Partner und der konsequenten digitalen wie persönlichen Umsetzung in Services hat es die V-BANK zu verdanken, dass die Vermögensverwalter sie zur besten Depotbank Deutschlands 2021 gewählt haben.Fazit: Wie digital ist die Zukunft der Vermögensverwaltung? So persönlich wie möglich und so digital wie dafür nötig. Dies gilt gleichermaßen für unabhängige Vermögensverwalter und Family Offices wie für vermögensverwaltende Banken. Sie werden nur mit einem entsprechenden Grad an Digitalisierung in der Lage sein, die anspruchsvolle und immer wichtiger werdende persönliche, ganzheitliche Beratung in Zukunft überhaupt leisten zu können. Depotbanken als Netzwerkpartner bzw. als Betreiber ganzer Ökosysteme müssen Veränderungen und ihre Auswirkungen vordenken, dafür Lösungen entwickeln und sie für ihre Partner vorhalten. Nur diejenigen Depotbanken, die sich erfolgreich zu Betreibern relevanter Ökosysteme und Vertriebsplattformen (B2B4C) entwickeln, werden für ihre Geschäftspartner auch in Zukunft relevant bleiben.