Allianz stellt Cyberschutz neu auf

Versteckte Risiken in Vertragsklauseln umgewandelt - Datenklau bei Politikern

Allianz stellt Cyberschutz neu auf

mic München – Die Allianz reagiert auf die Kritik der Aufsichtsbehörden an unentdeckten Cyberrisiken in den Versicherungsbilanzen. Als Vorreiter in der Assekuranz wollen die Münchner sämtliche Sachversicherungsverträge im Industrie- und Gewerbegeschäft nach versteckten Risiken durchforsten und diese explizit in den Verträgen definieren. “Für uns war ganz wichtig, dass man Klarheit schafft”, sagt AGCS-Vorstandsvorsitzender Chris Fischer Hirs im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Der Industrieversicherer der Allianz übernimmt die Führungsrolle in der Gruppe und setzt die Strategie seit Januar als erste Allianz-Einheit um.Cyberattacken und Datenklau sorgen in der breiteren Öffentlichkeit regelmäßig für Aufsehen. Am Freitag wurde bekannt, dass Unbekannte die Daten Hunderter Politiker und Prominenter in Deutschland veröffentlicht hatten. Die Bundesregierung erklärte, es seien Politiker aus allen Ebenen – vom Bundestag bis zu den kommunalen Gremien – betroffen. Das nationale Cyberabwehrzentrum koordiniert die Untersuchungen des Bundeskriminalamts, des Bundesnachrichtendienstes, der Bundesämter für Verfassungsschutz sowie weiterer Behörden. Details des Falls sind bisher nicht bekannt. So ist beispielsweise unklar, ob außenstehende Hacker die Daten erbeuteten oder Insider sie durchsickern ließen.So spektakulär der Datendiebstahl auch sein mag, versteckte Cyberrisiken in den Versicherungsbilanzen dürfte er höchstens am Rande aufdecken. Der spektakulärste Hacker-Angriff mit großen Folgen für die Versicherungswirtschaft wurde mittels der Erpressungssoftware Petya vor allem im Jahr 2017 geführt. 90 % der Schäden von 3,3 Mrd. Dollar sollen laut Experten aus jenen Risiken in Versicherungsverträgen resultieren, deren Deckung in den traditionellen Produkten nicht ausdrücklich ein- oder ausgeschlossen wurde.Hohe potenzielle Belastungen aus derartigen Formulierungen hatte die britische Prudential Regulation Authority bereits im Jahr 2017 gebrandmarkt. Auch die deutsche Aufsichtsbehörde BaFin wies Ende 2018 auf das Thema hin.Branchenweit sieht sich die Allianz-Gruppe nun als Vorreiter für eine explizite Nennung und Definition von Cyberrisiken in traditionellen Sach- und Haftpflichtprodukten. Martin Zschech, der für AGCS die Sparte Financial Lines in Zentral- und Osteuropa verantwortet, betont: “Meines Wissens sind wir die Ersten, die Silent-Cyberdeckungen proaktiv und über das gesamte Portfolio in explizite Vertragsklauseln umwandeln.” Die neue Strategie gelte für AGCS-Neugeschäft seit Anfang Januar und für die Erneuerung bestehender Policen vom 1. April an. Alle gut 40 Allianz-Sachversicherer sollen bis zum Jahr 2020 umgestellt haben. In der Regel sichert die klassische Police weiterhin Sachschäden durch Cyberattacken ab. Finanzielle Schäden dagegen werden durch Cyberpolicen abgedeckt.—– Im Gespräch Seite 2- Bericht Seite 5