PERSONEN

Andreas de Maizière 70

Von Bernd Wittkowski, Frankfurt Börsen-Zeitung, 5.6.2020 Wenn Andreas de Maizière einlädt, kommt sogar die Bundeskanzlerin nach Frankfurt. Zumindest dann, wenn der Hessische Kreis, wie vor einem Jahr geschehen, sein 60-jähriges Jubiläum begeht....

Andreas de Maizière 70

Von Bernd Wittkowski, FrankfurtWenn Andreas de Maizière einlädt, kommt sogar die Bundeskanzlerin nach Frankfurt. Zumindest dann, wenn der Hessische Kreis, wie vor einem Jahr geschehen, sein 60-jähriges Jubiläum begeht. Seit 2009 ist das frühere Vorstandsmitglied der Commerzbank Vorstandsvorsitzender dieses unabhängigen und überparteilichen Zirkels für Reflexion und Gedankenaustausch auf hohem Niveau. Und auch wenn nicht jedes Mal eine Angela Merkel zum Vortrags- und Diskussionsabend kommt: Es dürfte quer durch die Republik nicht viele Vereine geben, die immer wieder so hochkarätige Redner zu einem sehr breiten Themenspektrum von Politik über Wirtschaft, Gesellschaft und Wissenschaft bis zu Kultur und Religion gewinnen, wie dies dem Hessischen Kreis in schöner Regelmäßigkeit gelingt – bisher 478-mal von 1959 bis heute.Der ältere Bruder des früheren Bundesinnenministers Thomas de Maizière und Cousin des letzten DDR-Ministerpräsidenten Lothar de Maizière stand bis 2005 rund drei Jahrzehnte in den Diensten der Commerzbank, zuletzt als Vorstandsmitglied und Chief Operating Officer. Er erfreut sich nach wie vor eines ebenso stattlichen wie reputierlichen Aufgabenportfolios und hat offenkundig einen Riesenspaß daran – nicht zuletzt an seinen Ehrenämtern. Zwei Mandate gibt er allerdings bald ab: den Aufsichtsratsvorsitz bei der Fürstlich Castell’schen Bank (Castell-Bank) in Würzburg – drei Amtsperioden müssen genug sein, sagt er – und bei Zeal Network. Bei dem Hamburger Online-Lotterieunternehmen hat de Maizière am 19. Juni aber noch das Vergnügen, seine erste virtuelle Hauptversammlung zu leiten. So eine verschlankte Veranstaltung habe bei allem Verständnis für den Ruf nach Aktionärsdemokratie durchaus ihre Vorteile, meint er, die jüngste Internet-HV der Commerzbank noch im Sinn. “Corona kostet zehn Jahre” Sein Aufsichtsratsmandat bei den zu Thyssenkrupp gehörenden Eisen- und Hüttenwerken behält de Maizière ebenso bei wie zum Beispiel die Vorsitze in Gremien diverser Vermögensverwaltungsgesellschaften des Hauses Arenberg. Beratend steht der Diplom-Kaufmann zudem der Investmentbank-Boutique Doertenbach & Co. zur Seite, der er sich als langjähriger ehemaliger Partner weiterhin eng verbunden fühlt. Und hinzu kommen eben die Ehrenämter in etlichen Kuratorien, Ausschüssen oder anderen Gremien: Kulturstiftung der Länder, Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Polytechnische Gesellschaft, Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler, Eugen-Gutmann-Gesellschaft – Die Historische Gesellschaft der Commerzbank, um einige Beispiele zu nennen.Das sind alles in allem Aufgaben, die gut und gerne den Tag füllen könnten. Doch jenseits der zahlreichen Mandate halten den vierfachen Vater und seine Frau zwölf Enkelkinder – Nummer 13 ist unterwegs – auf Trab und bei Laune. Nicht frei von Sorgen wegen der volkswirtschaftlichen Corona-Folgen – “die Pandemie wird uns zehn Jahre kosten”, mache uns aber womöglich auch reicher an Erfahrung, etwa in puncto Digitalisierung und Infrastruktur – vollendet der Familienmensch Andreas de Maizière am Montag bei guter Gesundheit sein 70. Lebensjahr. Die geplante große Geburtstagsfeier ist allerdings auf die Nach-Corona-Zeit vertagt.