Apo-Bank entscheidet sich für Avaloq
Von Bernd Wittkowski, FrankfurtPaukenschlag in der genossenschaftlichen Finanzgruppe: Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apo-Bank), mit einer Bilanzsumme von 40 Mrd. Euro das größte Primärinstitut des Verbundes, hat sich für das IT-System des Schweizer Banksoftwarehauses Avaloq entschieden. Das erfuhr die Börsen-Zeitung nach einer gemeinsamen Sitzung von Vorstand und Aufsichtsrat der Standesbank des Gesundheitswesens. Die Fiducia & GAD IT als Rechenzentrale der Volks- und Raiffeisenbanken hat somit das Nachsehen. Andere Anbieter waren nicht mehr im Rennen. Eine Sprecherin der Apo-Bank wollte sich zu den Informationen nicht äußern. Verträge seien noch nicht unterzeichnet worden, und man habe vorerst Stillschweigen vereinbart.Die Erneuerung des Kernbanksystems der Apo-Bank hat zunächst eine enorme finanzielle Dimension. Allein die Projektkosten dürften in der Größenordnung eines kleinen dreistelligen Millionenbetrages liegen. Bezüglich der Betriebskosten muss man wohl an einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag pro Jahr denken. Jenseits der Kosten ging es gerade bei diesem Auftrag zudem in hohem Maße um das Prestige.Die Apo-Bank war vor fünf Jahren von Eigenanwendungen auf das GAD-System “bank21” umgestiegen. Doch 2015 fusionierte die GAD mit der Fiducia, deren System “agree” Basis des gemeinsamen Systems “agree21” wird. Damit war klar, dass die Apo-Bank spätestens bei Vertragsablauf 2020 einmal mehr auf ein neues System migrieren muss. Die Düsseldorfer setzten daraufhin einen definierten Entscheidungsprozess auf und schalteten auch zwei externe Beratungshäuser ein, um die aus ihrer Sicht sachgerechte Entscheidung im Interesse von Mitgliedern, Kunden und Mitarbeitern, aber nicht zuletzt auch mit Blick auf die Bankenaufsicht zu treffen. Die Apo-Bank wird aufgrund ihrer Größe direkt von der EZB beaufsichtigt und hat schon deshalb spezielle Anforderungen. Für sie ist darüber hinaus die IFRS-Implementierung ein wichtiges Thema. Und schließlich hat sie auf eine möglichst frühe Migration Wert gelegt.Unter diesen Prämissen haben sich Avaloq und Fiducia & GAD einen anscheinend extrem harten und bis vor wenigen Tagen offenen Wettbewerb geliefert. Inwieweit jenseits der grundsätzlich wohl bei beiden Anbietern gegebenen technischen Leistungsfähigkeit und der zeitlichen Zusagen der zu vermutende Preiskampf eine entscheidende Rolle gespielt hat, ist von außen schwer zu beurteilen. Man darf davon ausgehen, dass Avaloq hier zu großen Zugeständnissen bereit war, um endlich den Fuß auf den deutschen Markt setzen zu können – umso mehr nach dem teuren Flop bei der BHF-Bank. Das Projekt wurde nach Übernahme der BHF-Bank durch die französische Oddo trotz fortgeschrittener Implementierung zugunsten einer eigenen Lösung abgebrochen. Verbundpolitische DimensionMan kann sich lebhaft vorstellen, dass bei Fiducia & GAD letztlich entschieden wurde, aus betriebswirtschaftlicher Vernunft aus einem Unterbietungswettbewerb auszusteigen und dann absehbar frei werdende Kapazitäten lieber für interessante Drittkunden zu nutzen.Nicht zuletzt – und deshalb muss man von einem “Paukenschlag” sprechen – hat das IT-Thema eine verbundpolitische Dimension. Schon vor der Entscheidung war in Genossenschaftskreisen von einem “unfreundlichen und grenzwertigen Akt” die Rede, sollte Avaloq den Zuschlag bekommen. Mancher erinnerte daran, dass es die Apo-Bank ohne die im Zuge der Finanzkrise bis 2014 gewährten Garantien des Verbundes von bis zu 640 Mill. Euro heute gar nicht mehr geben würde. Es gab sogar Stimmen, die vor einem operationellen Risiko auch für die Finanzgruppe warnten, sollte – worauf auch die gesamte Banken-IT-Szene gespannt sein dürfte – Avaloq der Apo-Bank gegebene Zusagen nicht einhalten können. Eine Rückfalloption scheint es nicht zu geben.