Apotheker- und Ärztebank baut sich eine zweite Säule auf

Plattform für den Gesundheitsmarkt - Starkes Kreditwachstum - Umstellung auf neues Kernbanksystem "weitgehend im Plan"

Apotheker- und Ärztebank baut sich eine zweite Säule auf

ski Frankfurt – Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apo-Bank) macht mit der angekündigten Diversifikation in bankfremde Leistungen Ernst. Über die neue 100-prozentige Tochter Naontek soll eine digitale Plattform namens “Univiva” für den Gesundheitsmarkt aufgebaut werden, um zum einen die Kundenbeziehungen zu stärken und zum anderen zusätzliche Erträge zu generieren. Starten will die Standesbank der Heilberufler im Juni mit dem Angebot von Weiterbildungskursen externer Veranstalter über die Plattform. Denkbar seien als Nächstes etwa Praxis- oder Stellenbörsen.Mit solchen Aktivitäten abseits des Stammgeschäfts – ein anderes Beispiel ist die Vermietung schlüsselfertiger Zahnpraxen an junge Zahnärzte über ein Joint Venture mit der Zahnärztlichen Abrechnungsgenossenschaft – will Bankchef Ulrich Sommer das Institut nach und nach auf zwei Säulen stellen: Bankdienstleistungen und Leistungen für den Gesundheitsmarkt. Damit komme man nicht zuletzt dem Kundenwunsch nach, von administrativen Aufgaben entlastet zu werden. Doch werde die Bank nicht in die kurative Tätigkeit der Ärzte oder Apotheker eingreifen.Allein in die Plattformstrategie soll ein nicht näher definierter siebenstelliger Betrag investiert werden. Nach drei bis fünf Jahren soll die Naontek Geld verdienen.Die Apo-Bank ist 2018 kräftig gewachsen und hat dadurch den in der Branche allgemein unter Druck stehenden Zinsüberschuss sogar steigern können (vgl. Tabelle). Die Kundenkredite legten um reichlich 8 % auf 34,7 Mrd. Euro zu, das Darlehensneugeschäft stieg auf 7,1 (i. V. 6,8) Mrd. Euro, und mit Firmenkunden wie Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Abrechnungszentren und Unternehmen im Gesundheitsmarkt wurde ein um fast 17 % höheres Kreditneugeschäft von 1 Mrd. Euro realisiert. Der Bestand nahm hier um mehr als ein Fünftel auf 3,8 Mrd. Euro zu. Triebkräfte waren ansonsten Existenzgründungs- und – mit dem größten Anteil am Neugeschäft – Immobilienfinanzierungen. Rund 2 800 Heilberufler habe die größte genossenschaftliche Primärbank 2018 in die Selbständigkeit begleitet. Eine interne Prozessoptimierung soll innerhalb von zwölf Monaten dafür sorgen, dass Kreditnehmer künftig noch sehr viel schneller an ihr Geld kommen als heute. Zinsüberschuss gestiegenDie Kundeneinlagen stiegen um 5,4 % auf 27,5 Mrd. Euro. Nicht zufrieden zeigte sich Sommer mit der Entwicklung des Depotvolumens der Privatkunden, das auf 7,8 (8) Mrd. Euro sank. Zwar habe die Bank neue Kunden und Gelder gewonnen, doch der Kurseinbruch an den Aktienmärkten verhinderte das eigentlich geplante Wachstum.Der Anstieg des Zinsüberschusses war laut Finanzchef Thomas Siekmann der erste nach drei Jahren des Rückgangs. Auch das Provisionsergebnis konnte ausgeweitet werden, wozu nicht zuletzt die Vermögensverwaltung (3,3 Mrd. Euro im Bestand) beitrug. Die Aufwendungen für den 2017 beschlossenen Wechsel von GAD auf das neue Kernbanksystem von Avaloq in Höhe von 70 Mill. Euro seien 2018 allein aus dem laufenden Geschäft gestemmt worden, was die operative Stärke der Bank unterstreiche, so Siekmann. Der Verwaltungsaufwand sprang dadurch um annähernd 13 % hoch, das entspricht in etwa den genannten 70 Mill. Euro. Mit der IT-Umstellung sei man “weitgehend im Plan”, und zwar zeit- wie kostenmäßig. Die Migration ist unverändert für das erste Halbjahr 2020 geplant. Das neue System werde auch die Entwicklung von Schnittstellen zu Fintechs oder Healthtechs erleichtern.Wenngleich unterm Strich ein nur leicht erhöhter Jahresüberschuss steht, aus dem eine unveränderte Dividende von 4 % (rund 47 Mill. Euro) auf die Geschäftsguthaben ausgeschüttet werden soll, gab es in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung auch über die Kosten hinaus viel Bewegung. Das gilt für den diesmal recht hohen Saldo der “Sonstigen betrieblichen Aufwendungen und Erträge” von 34 Mill. Euro. Es gilt ferner für die operative Risikovorsorge, die von einem Ertrag in einen Aufwand drehte, aber immer noch um fast die Hälfte unter den Standardrisikokosten lag. Es gilt darüber hinaus für die Steuerposition, die dank eines gewonnenen Steuerstreits um mehr als 20 Mill. Euro sank. Und es gilt schließlich für die geringere Dotierung der Reserven.Im zweiten Jahr nacheinander schrumpfte die harte Kernkapitalquote deutlich auf jetzt 16,7 %. Das ist in der Tat immer noch “solide”, wie Siekmann sagte – die Vorgabe der EZB betrage 8,26 % -, aber 2016 waren es noch 22,6 %. Eine Ursache für den Rückgang war das kräftige Geschäftswachstum, eine andere erneut der Umstand, dass die EZB in ihrem laufenden TRIM-Projekt (Targeted Review of Internal Models) die Anforderungen an das interne Ratingverfahren der Bank verschärfte (vgl. BZ vom 6. April). Mit Blick auf etwaige weitere aufsichtsrechtliche Verschärfungen will sich der Vorstand von den Vertretern ermächtigen lassen, zusätzliches Kernkapital (Additional Tier 1, AT1-Anleihen) bis zu 300 Mill. Euro aufzunehmen. Stabile DividendeDie Belegschaft der Düsseldorfer wurde netto nur um 30 Beschäftigte verkleinert, obwohl durch die Schließung der Kassenschalter 180 Arbeitsplätze wegfielen. Man habe aber im Gegenzug die Beratungskapazitäten deutlich verstärkt, sagte Sommer. Das Filialnetz wurde um eine neue Zweigstelle in Bochum auf jetzt bundesweit 85 Standorte erweitert. Für 2019 hat sich die Bank weiteres Wachstum und weitere Ertragssteigerungen auf die Fahne geschrieben, während die IT-Investitionen erneut die Kostenseite prägen dürften. Schon jetzt stellte der Vorstand eine weiter stabile Dividende in Aussicht.