Auf Stabilitätssuche
Chief Executive Officer Brian Moynihan sieht die Bank of America bereits in ruhigerem Fahrwasser. Juristische Auseinandersetzungen und Vergleiche mit Aufsichtsbehörden haben das zweitgrößte US-Institut in den vergangenen Jahren immer wieder Milliarden gekostet. Die Quartalsergebnisse pendelten wild zwischen hohen Gewinnen und noch höheren Verlusten. Der “Löwenanteil” der Rechtskosten sei nun aber bewältigt, verspricht Moynihan jetzt. Eine Versiebenfachung des Ergebnisses und eine fünfprozentige Ertragssteigerung klingen tatsächlich vielversprechend.Hat die Bank, die aufgrund der Übernahme des Hypothekenfinanzierers Countrywide die größten Belastungen in der Aufarbeitung der Finanzkrise bewältigen musste, damit wirklich eine neue Stabilitätsphase erreicht? Nur auf den ersten Blick. Auf vergleichbarer Basis – Sondereffekte wie Wertberichtigungen auf Verbindlichkeiten ausgenommen – sind die Nettoerträge gesunken. Das noch vor wenigen Quartalen anziehende Geschäft mit privaten Häuserkrediten ist dramatisch eingebrochen – nicht nur bei der Bank of America, sondern auch bei der Konkurrenz. Angesichts der Erwartung steigender Zinsen im kommenden Jahr dürfte dieses Geschäft bis auf Weiteres kein Wachstum bringen.Ein Lichtblick für die Bank ist der Wertpapierhandel. Zwar kann sich das Institut den generellen Trends der Stunde – weniger festverzinsliche Geschäfte, aber mehr Aktienhandel – nicht entziehen. Jedoch schlägt sich die Bank in beiden Bereichen besser als die meisten Rivalen. In die Hände spielt ihr dabei derzeit auch, dass sie im Anleihehandel der Konkurrenz – ungewollt – eher hinterherhinkt, während sie im Aktienhandel zu den führenden Anbietern zählt.Die positiven Tendenzen ändern indes nichts daran, dass Sondereffekte im abgelaufenen Vierteljahr die wesentlichen Ergebnistreiber waren. So ist die Risikovorsorge um mehr als 80 % zur Vorjahresperiode zurückgefahren worden. Selbst im zweiten Quartal war sie noch viermal so hoch angesetzt worden. In der laufenden Periode könnte eine Veränderung hier das Ergebnis schnell wieder um 1 Mrd. Dollar drücken. Auch ist die aktuell rückläufige Tendenz bei juristischen Aufwendungen mit Vorsicht zu genießen. Beim Branchenprimus J. P. Morgan lässt sich gerade verfolgen, wie schnell der Wandel vom Paulus zum Saulus vonstattengeht. Bank of America hat ein gutes Quartalsergebnis geliefert – mehr aber auch nicht. Die gewünschte Stabilität wird Moynihan weiterhin suchen müssen.