Auf Zielkurs
Ein wenig verschnupft hat der Markt auf die Jahresberichterstattung der Deutschen Börse reagiert. Die Aktie gab am Donnerstag um bis zu 4 % nach, nachdem das Unternehmen für das laufende Jahr einen verhalteneren Ausblick gegeben hatte als vor zwölf Monaten für das abgelaufene. Für 2019 erwartet der Marktbetreiber einen Ergebnisanstieg um rund 10 % und nicht wie vor Jahresfrist für 2018 avisiert um 10 % bis 15 %.In dem derzeit von Verunsicherung geprägten Umfeld hat sich in der laufenden Berichtssaison sehr oft gezeigt, dass die Marktteilnehmer bereits allergisch reagieren, wenn sich Unternehmen in ihren Ausblicken nur ein wenig verhaltener äußern. Die Kursreaktion wird dem, was die Deutsche Börse aufgetischt hat, jedoch nicht gerecht. Immerhin hat sie ihre Ergebnisprognose im Vorjahr geschlagen, so dass es absolut nachvollziehbar und auch vernünftig ist, von der höheren Basis aus ein etwas niedrigeres Gewinnwachstum anzusetzen.Ein Anstieg des Gewinns um “nur” 10 % ist alles andere als ein Desaster, sondern ein Problem, das viele andere Unternehmen gern hätten. Tatsächlich sind die Voraussetzungen recht gut, dass der Vorstandsvorsitzende Theodor Weimer in rund zwölf Monaten die für 2018 um 10 % auf 2,70 Euro je Aktie angehobene Dividende noch ein Stückchen weiter hochschrauben kann. Der Börsenbetreiber hat den zyklischen Rückenwind genutzt, um die geplanten Restrukturierungs- bzw. Kostensenkungsmaßnahmen weitgehend abzuschließen. Anziehende Zinseinnahmen sowie aufgrund stärkerer Marktschwankungen höhere Handelsumsätze haben geholfen, die mit den Maßnahmen, darunter die Trennung von 60 Führungskräften, verbundenen Kosten zu schultern. 2019 werden die Restrukturierungs- sowie die Rechtsberatungskosten deutlich niedriger ausfallen.Wichtiger als die Gewinnprognose ist zudem, dass die Deutsche Börse an ihrer Prognose eines Erlöswachstums aus strukturellen Wachstumsfaktoren von mindestens 5 % festhält. Gerade in dieser Hinsicht hatte sie auf ihrer Bilanzpressekonferenz Gutes zu bieten. Nachdem die mit dem Clearing außerbörslich gehandelter Zinskontrakte generierten Erlöse sich im abgelaufenen Jahr auf rund 26 Mill. Euro mehr als verdoppelt haben, geht der Marktbetreiber für das laufende Jahr von einer Verdoppelung auf rund 50 Mill. und für 2020 von einem Anstieg auf 70 Mill. Euro aus. Das wird helfen, das Ziel eines durchschnittlichen Ergebniswachstums von 10 % bis 15 % in den Jahren 2018 bis 2020 zu erreichen.