IM GESPRÄCH: JOHANNES ANSCHOTT, COMMERZ REAL

Ausländische Anleger gesucht

Assetmanager wirbt um Investoren aus Asien und Mittlerem Osten - Nachhaltigkeit verstärkt im Visier

Ausländische Anleger gesucht

Von Thomas List, FrankfurtSieben Fonds mit erneuerbaren Energien hat die Commerz Real bei Privatanlegern platziert. Drei weitere Fonds für institutionelle Investoren befinden sich aktuell im Vertrieb, und einer steht unmittelbar davor, sagte Johannes Anschott, im Vorstand der Commerzbank-Tochter unter anderem für institutionelle Anlageprodukte zuständig, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Über alle Assetklassen, also neben erneuerbaren Energien auch Immobilien, ist für 2019 im institutionellen Geschäft ein Investitionsvolumen von mehr als 1 Mrd. Euro geplant. Davon sind bis Ende Februar bereits zwei Drittel unter Dach und Fach. Nach außen öffnen”Wir wollen uns zukünftig stärker internationalen Investoren öffnen. In unsere neun institutionellen Fonds haben bisher nur deutsche Adressen und inländische Ableger ausländischer Anleger investiert.” Anschott denkt dabei insbesondere an den Mittleren Osten und Asien. “Dabei wollen wir aber keineswegs unsere deutschen Anleger vernachlässigen.” Erste Erfolge habe man zum Beispiel mit einem asiatischen Investor, der über die Commerz Real eine Immobilie in Polen erworben habe, bereits erzielt.Im Bereich Renewables ist der Assetmanager aktuell mit drei Fonds unterwegs. “Für den ,Commerz Real Renewable Energies Fund` kaufen wir voraussichtlich noch einen Windpark in Deutschland, dann ist er voll investiert.” Der Nachfolgefonds “CR Institutional Renewable Energies Fund II”, ein Luxemburg-Vehikel als SCA-Sicaf-Raif, sei bereits zugelassen und werde im Gegensatz zu seinem Vorgänger in ganz Europa investieren. Das geplante Investitionsvolumen liegt bei 1,2 Mrd. Euro, davon rund 500 Mill. Euro Eigenkapital und rund 750 Mill. Euro Fremdkapital.Als dritten Fonds hat die Commerz Real 220 Mill. Euro Eigenkapital in den Nordsee-Windpark Veja Mate investiert und ist damit größter Anteilseigner vor der schwedischen Ingka Group (Ikea) und Fonds der deutschen KGAL und WPD Invest. Das Closing war im Februar dieses Jahres. Inklusive Fremdkapital beläuft sich das Gesamtinvestitionsvolumen auf rund 2,3 Mrd. Euro. Den Angaben zufolge ist Veja Mate mit insgesamt 67 Windenergieanlagen und einer Gesamtleistung von 402 Megawatt der zweitgrößte Offshore-Windpark Deutschlands und gehört zu den zehn größten Parks weltweit. In 1 Gigawatt investiert”Insgesamt haben wir damit 1 Gigawatt in erneuerbare Energien investiert”, sagt Anschott. “Wir schätzen bei dieser Anlage die stabilen Cash-flows und setzen uns eine Zielrendite von über 5 %, bei Veja Mate über 6 %.” Die bisherigen Investments fielen unter das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG-Gesetz), das eine feste Einspeisevergütung vorsah und somit für eine bestimmte Periode das Marktpreisrisiko ausschloss. “Bei zukünftigen Anlagen in Wind- oder Solarenergie ohne EEG-Gesetz können wir das steigende Marktpreisrisiko durch langfristige Stromverträge abdecken. Ein höheres Marktpreis- und Abnehmerrisiko führt allerdings auch zu einem höheren Renditeanspruch.” Anschott setzt auch in Zukunft sowohl auf Onshore- als auch Offshore-Windparks. “Offshore-Parks sind deutlich größer als Onshore-Parks, und die Technologie hat sich mittlerweile bewährt. Dagegen sind die technischen Herausforderungen bei Offshore höhere als bei Onshore, dafür aber die rechtlichen und Genehmigungsrisiken eindeutiger.” Mindestens 20 Mill. EuroDie Commerz Real investiert pro Onshore-Park mindestens 20 Mill. Euro, lieber ab 40 Mill. Euro. “Wir sehen uns aber auch große Windparks in Skandinavien mit 300 bis 800 Mill. Euro Investitionsvolumen an. Wenn ein Einzelobjekt uns aus Risikogesichtspunkten zu groß ist, suchen wir Partner wie beim Windpark Veja Mate.” Zukünftig soll die Zielregion bei Windparks von Deutschland auf Europa ausgedehnt werden. “Aber auch die USA oder Australien wären prinzipiell möglich.”Die Commerz Real setzt im institutionellen Geschäft aber nicht nur auf Solar- und Windenergie. “Netzgebundene Infrastruktur wie Stromnetze sehen wir uns auch an. Ich habe einige interessante Projekte auf meinem Tisch.” Es gebe Bewegung im europäischen Netzbereich. Voraussetzung für Investitionen ist für Anschott aber ein stabiles regulatorisches Umfeld. “Umso stabiler dieses Umfeld ist, desto größer sind die investierbaren Beträge und desto geringer sind die Risikoaufschläge.”Bei den Immobilien hat die Commerz Real 2016 und 2019 zwei Spezialfonds mit Studierenden- und Mikroapartments mit Schwerpunkt Deutschland bzw. Europa aufgelegt. “Für den ersten Fonds haben wir in Deutschland sechs Objekte gekauft, weitere sind bei beiden Fonds in der Prüfung. Noch im Laufe dieses Jahres wollen wir beim Deutschlandfonds komplett allokiert sein.”Anschott würde auch gerne hierzulande in Wohnungen für Normalverdiener investieren, sofern “eine normale Mietrendite von brutto 4 % erzielbar ist”. Dabei gebe es aber noch viele Hindernisse: zu wenig ausgewiesenes Bauland, lang dauernde Baugenehmigungen, knappe und damit teure Baukapazitäten und nicht zuletzt hohe Nebenkosten. “Deshalb haben wir bisher nur in geringem Umfang in bezahlbares Wohnen investiert.” Verantwortlich anlegenBesonders wichtig ist Anschott das Responsible Investment, also gesellschaftlich verantwortliche Kapitalanlagen. “Unser Schwerpunkt liegt zukünftig noch stärker auf nachhaltigen Investments. Dabei geht es uns aber nicht primär um Umweltzertifikate, sondern um die Messung und Steuerung sämtlicher Umwelteffekte. Dabei hilft die Digitalisierung. Denn nur mit ausreichender Datenbasis lassen sich Investments auch sinnvoll steuern.”