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Axel Wieandt schmeißt bei CS hin

Von Bernd Neubacher, Frankfurt Börsen-Zeitung, 22.6.2012 Axel Wieandt, Ex-HRE-Chef und im Investment Banking Department von Credit Suisse (CS) in Frankfurt zuständig für Finanzdienstleister, verlässt das Institut. Einen entsprechenden Bericht des...

Axel Wieandt schmeißt bei CS hin

Von Bernd Neubacher, FrankfurtAxel Wieandt, Ex-HRE-Chef und im Investment Banking Department von Credit Suisse (CS) in Frankfurt zuständig für Finanzdienstleister, verlässt das Institut. Einen entsprechenden Bericht des “Handelsblatts” hat eine Sprecherin der Bank bestätigt. Die Dinge hätten sich nicht so entwickelt, wie er es sich erhofft habe, sagt Wieandt der Börsen-Zeitung zu den Gründen seines Ausscheidens. Erst im Juli vergangenen Jahres war Wieandt in die Bank eingetreten. Man trenne sich in bestem Einvernehmen, erklärt er.Ein neues Tätigkeitsfeld hat Wieandt, seit 2005 Honorarprofessor an der Otto Beisheim School of Management, noch nicht gefunden. Eigenen Angaben zufolge will er zunächst einmal Abstand gewinnen. Der 45-Jährige, dem bei der Deutschen Bank einstmals eine große Karriere vorhergesagt wurde, dürfte die jüngsten Ereignisse auch erst einmal verarbeiten müssen.In einem internen Memo von Credit Suisse heißt es, Wieandt habe geholfen, das Geschäft mit Unternehmen und Finanzinstituten in Europa zu stärken und voranzubringen. Unverkennbar sind aber auch die Hemmnisse, die dem entgegenstehen. Die Schuldenkrise hat die Aktivitäten im Investment Banking generell empfindlich gedämpft. Vor allem Finanzinstitute fahren angesichts der Reregulierung ihrer Branche sowie strengerer Kapitalvorgaben derzeit lieber ihre Bilanz herunter, anstatt etwa ambitionierte Übernahmepläne zu schmieden. Zwar hat Credit Suisse auch in der jüngsten Zeit Mandate von Banken an Land gezogen. So trat sie neben J.P. Morgan und Commerzbank als Joint Lead Manager auf, als das vom deutschen Staat gestützte Institut im Dezember vergangenen Jahres hybride Wertpapiere unter Marktwert zurückkaufte, um die Kapitalquote zu erhöhen.Neben der Entwicklung des Marktes dürfte sich Wieandt bei seinem Eintritt in die Credit Suisse indes auch die der Bank anders vorgestellt haben: Das Institut fährt Risikoaktiva und Kosten bereits seit Längerem herunter, und erst in der vergangenen Woche hat die schweizerische Finanzaufsicht dem Institut sowie Rivalin UBS bescheinigt, beide sollten schnell und deutlich ihre Kapitalausstattung verbessern. Kühler AnalytikerNicht zuletzt dürfte es auch am Auftreten Wieandts gelegen haben, wenn sich die bei seiner Berufung gehegten Erwartungen nicht erfüllt haben. Wo sich andere Investmentbanker lautstark selbst über den grünen Klee loben, um sich ins rechte Licht zu rücken, kommt der promovierte Betriebswirt stets als kühler Analytiker daher, der über ordnungspolitische Debatten ebenso gut im Bilde ist wie über die aufsichtsrechtliche Großwetterlage. Solche Qualitäten muss nicht jedermann zu schätzen wissen.Credit Suisse ist dabei nicht die erste Adresse, bei der Wieandt nicht so recht heimisch werden will. Als Vorstandschef der Hypo Real Estate (HRE), zu welcher die Deutsche Bank ihn im Oktober 2008 entsandt hatte, warf er, nachdem er sich mit Ideen zur Kapitalisierung der HRE und mit Gehaltsforderungen für sich und seine Mitarbeiter nicht hatte durchsetzen können, im März 2010 abrupt das Handtuch, um zu seinem alten Arbeitgeber zurückzukehren – wenn auch nur für ein Jahr. Der Abschied von Credit Suisse ist nun wohl ein neuerlicher Karriereknick.Begonnen hat Wieandt seine berufliche Laufbahn als Berater bei McKinsey in Düsseldorf und Boston. Von Morgan Stanley kommend, stieß er 1998 zur Deutschen Bank. Das Frankfurter Institut berief ihn schon 1999 zum Leiter ihrer strategischen Konzernplanung und 2000 zum Bereichsvorstand. Wieandt betreute die Planung der letztlich scheiternden Fusion von Deutscher und Dresdner Bank, arbeitete bei der Integration des unter der Ägide des damaligen Deutsche-Bank-Chefs Rolf Breuer akquirierten Bankers Trust mit und war schließlich für die Entflechtung der Industriebeteiligungen der Bank zuständig. 2003 avancierte er zudem zum Global Head of Corporate Investments und Corporate Development. Als Leiter der Konzernstrategie fungierte er zudem als einer der wichtigsten Berater von Josef Ackermann – ohne die Nähe zum Deutsche-Bank-Chef für die Karriere nutzen zu können.