Badwill wird für die Aufsicht ein Thema
Aus Perspektive der Bankenaufsicht ist mit Blick auf die Fusionsüberlegungen von Deutscher Bank und Commerzbank insbesondere der Umgang mit Badwill von Interesse. Zudem ist die Frage, ob eine Holding-Struktur errichtet würde, ein Thema. Diese könnte Vorteile in der Refinanzierung bieten.Von Bernd Neubacher, FrankfurtJe mehr der Plan einer Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank an Konturen gewinnt, umso stärker rückt das Vorhaben auf der Agenda der Aufseher nach oben. Wie zu erfahren ist, richten sie ihr Interesse vor allem auf die Fragen bilanziellen Badwills sowie der Einrichtung einer Holding-Struktur im Zuge einer Fusion.Übernimmt die Deutsche Bank die Commerzbank, winkt ihr ein Ergebnisschub dank Badwill, denn die Börse gesteht dem kleineren der beiden Institute derzeit nur 31 % seines Buchwerts zu. Bei Beobachtern wird vermutet, dass die Deutsche Bank und ihre Berater darauf setzen, mit Hilfe von Badwill milliardenschwere Restrukturierungskosten, die mit einer Verschmelzung entstehen würden, zumindest zum Teil aufzufangen.Der Rahmen des genehmigten Kapitals der Deutschen Bank gäbe eine Übernahme des an der Börse mit knapp 9 Mrd. Euro bewerteten Wettbewerbers, mit etwas Badwill, zumindest vor Restrukturierungs- und Integrationskosten wohl her. Er erlaubt der Deutschen Bank, das Grundkapital ohne weiteren Beschluss der Hauptversammlung um knapp 2,6 Mrd. Euro oder etwa die Hälfte aufzustocken, mit und ohne Bezugsrecht. Zum momentanen Kurs würde dies, ohne Emissionsabschlag, theoretisch einen Bruttoerlös von beinahe 8 Mrd. Euro ermöglichen. Jegliche Kapitalerhöhung aber käme nach dem Kursverfall der vergangenen Jahre bei einem Kurs-Buchwert-Verhältnis von momentan nur 25 % einer schweren Verwässerung der Aktionäre gleich.Würden Deutsche Bank und Commerzbank im Zuge einer Fusion ein neues Unternehmen gründen, auf das die von Christian Sewing und Martin Zielke geführten Gesellschaften verschmölzen, wäre es den internationalen Rechnungslegungsregeln zufolge möglich, auch bei der Deutschen Bank Badwill zu realisieren. In Marktkreisen gilt es allerdings als ausgeschlossen, dass die Aufsicht diese Art der Eigenkapitalvermehrung anerkennen würde. Badwill, mit dessen Hilfe eine Bank ihre Stabilität erhöhen wolle, werde allerdings sicher wohlwollender betrachtet als Badwill, der etwa für Zukäufe verwendet werden solle, heißt es.Von Interesse ist für die Aufseher zum Zweiten, ob ein Fusionsgebilde eine Holding-Struktur erhalten soll. Diese würde es ermöglichen, den unter dem Holding-Dach versammelten Einheiten jeweils individuelle Ratings zuzuerkennen, was wiederum Vorteile in der Refinanzierung bringen könnte, wie es bei einer Ratingagentur heißt. In diesem Fall wäre es allerdings ausgeschlossen, dass etwa die Investmentbank der ehemaligen Deutschen Bank auf Einlagen der früheren Commerzbank zurückgriffe. Zudem stehen hierzulande steuerliche Aspekte einer Umwandlung in einer Holding entgegen, wie man bei der Deutschen Bank meint. Holding-Strukturen galten lange Zeit auch unter dem Aspekt der Abwicklung als vorteilhaft. In jüngster Zeit hat bei Bankenaufsehern allerdings die Einschätzung um sich gegriffen, dass Konzerne, entsprechende Sanierungs- bzw. Abwicklungsplanung vorausgesetzt, nicht schwieriger zu handhaben sind.Vertreter der europäischen Bankenaufsicht, der Deutschen Bundesbank sowie der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Ba-Fin) waren am Dienstagmittag in Frankfurt im kleinen Kreis zusammengekommen, um sich über den Sachstand, das weitere Vorgehen und auch über die Erwartungen an die Banken auszutauschen. Unter den Teilnehmern waren nach Informationen der Börsen-Zeitung EZB-Generaldirektor Stefan Walter, Bundesbankvorstandsmitglied Joachim Wuermeling sowie Adam Ketessidis, bei der BaFin Leiter Restrukturierung/Systemaufsicht. Beobachtern zufolge ging es dabei zunächst darum, sicherzustellen, dass alle beteiligten Instanzen gegenüber den beiden Banken mit einer Stimme sprechen. Ein weiterer enger Austausch sei beschlossen worden.Wie es in einer am Donnerstag publizierten Analyse der DZ Bank heißt, könnte eine Fusion beider Banken “in einigen Jahren ein finanzstarkes, rentables und national wie international wettbewerbsfähiges Institut hervorbringen”. Dazu müsse allerdings die Zusammenführung schnell und konsequent erfolgen, und zudem müsse die Fokussierung des Kapitalmarktgeschäfts auf Aktivitäten, “die eine angemessene risikoadjustierte Rentabilität aufweisen”, gelingen. “Beides müsste die Deutsche Bank allerdings auch ohne Fusion bewältigen”, heißt es.