Finanzaufsicht

BaFin warnt Finanzbranche vor Hackerangriffen und Systempannen

Risiken durch Cyberattacken, eine Auslagerung von IT und eine Spaltung der Weltpolitik sollten laut BaFin eine höhere Aufmerksamkeit erhalten. Die Gefahren im Immobilienmarkt hält die Aufsicht derweil für ernst, aber beherrschbar.

BaFin warnt Finanzbranche vor Hackerangriffen und Systempannen

BaFin warnt Finanzbranche vor Hackern und IT-Pannen

Branson: Vernetzung macht verwundbar – Aufsicht verschiebt Fokus

jsc Frankfurt

Die deutsche Finanzaufsicht BaFin will Hackerangriffen und der Auslagerung von IT-Funktionen an Drittanbieter mehr Aufmerksamkeit widmen: Durch eine immer stärkere Verästelung sei das Finanzsystem bereits empfindlicher geworden, warnte BaFin-Präsident Mark Branson am Dienstag auf einer Pressekonferenz in Frankfurt. Operationelle Gefahren verdienten den gleichen Respekt wie finanzielle Risiken.

Die BaFin werde künftig ein „regelmäßiges Cyber-Lagebild spezifisch für den Finanzsektor“ erstellen. Darüber hinaus setze sie auf Penetrationstests, also simulierte Hackerangriffe. Schwachstellen gebe es viele: Demnach betraf eine Erpresserattacke auf die irische Derivateplattform ION tausende Banken und Broker. Ein Angriff auf das Datentransferprogramm Move-IT führte zu einem Datenleck unter tausenden Unternehmen, darunter Banken und Versicherer. Und in den USA versetzte eine manipulierte Nachricht der Börsenaufsicht SEC auf der Plattform X über eine angebliche Zulassung von Bitcoin-Fonds den Markt in Aufruhr, wie Branson aufzählte.

Diese Attacken kommen immer näher zum Herzen des Finanzsystems. Wir müssen alles tun, um vorbereitet zu sein.

BaFin-Präsident Mark Branson

Betroffen seien potenziell mittelgroße Unternehmen, die nicht über genügend Mittel für eine umfassende Cyberabwehr verfügten, aber trotzdem eine wesentliche Funktion ausübten. „Diese Attacken kommen immer näher zum Herzen des Finanzsystems“, sagte Branson. „Wir müssen alles tun, um vorbereitet zu sein.“ Hinzu komme eine politische Spaltung in der Weltpolitik. „Freunde können leicht zu Feinden werden – und umgekehrt“, warnte er. Das treffe Unternehmen und mittelbar auch die deutsche Finanzbranche.

Amazon, Google und Microsoft im Blick

Auch die Auslagerung von IT-Dienstleistungen präge die Branche zunehmend. Rund 1.900 Finanzunternehmen hätten der BaFin bereits etwa 20.0000 Auslagerungen angezeigt. Das schaffe zwar häufig Vorteile, bringe aber auch Konzentrationsrisiken mit sich. Rund die Hälfte der Unternehmen könne die Funktionen nicht oder nur schwer wieder in die eigene Organisation zurückholen. „Es ist zu spät, dieses Rad zurückzudrehen“, sagte Branson.

Die BaFin wolle Cloud-Konzerne wie Amazon, Google und Microsoft in den Blick nehmen, was mit der EU-Richtlinie Dora leichter werde. Die Cloud sei vor fünf Jahren noch ein Randthema gewesen. „Jetzt wird es existenziell wichtig.“

Die Krise im Immobilienmarkt hält Branson zwar für schmerzvoll, aber beherrschbar. Es sei unwahrscheinlich, dass sich Probleme einzelner Banken auf das ganze Finanzsystem auswirkten. Auch die Pleite des Immobilienentwicklers Signa führe vermutlich nicht zu einem Ausfall einer Bank oder eines Versicherers.

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