Branchenstudie zu deutschen Kreditinstituten

Bain sieht große Spreizung bei den Banken

Die Eigenkapitalrendite der Banken stieg 2022 zum dritten Mal in Folge und lag mit 3,8% über dem Niveau seit der globalen Finanzkrise 2008. Das ist ein Ergebnis einer Bankenstudie der Unternehmensberatung Bain.

Bain sieht große Spreizung bei den Banken

Bain sieht große Spreizung bei den Banken

Unternehmensberatung analysiert deutsche Kreditinstitute – Enorme Unterschiede bei Eigenkapitalrendite

wbr Frankfurt

Die Eigenkapitalrendite der Banken stieg 2022 zum dritten Mal in Folge und lag mit 3,8% deutlich über dem durchschnittlichen Niveau der Jahre nach der globalen Finanzkrise 2008. Das ist ein Ergebnis einer Bankenstudie der Unternehmensberatung Bain & Company, die die Bilanz- und GuV-Strukturen analysiert.

Der Anstieg der Eigenkapitalrendite deutscher Banken auf 3,8% (i.V.: 3,2%) im Jahr 2022 blieb weit hinter dem Wachstum der Zinsüberschüsse zurück. Zudem beruht er auf Fortschritten weniger Institute, allen voran der Großbanken. 53% der knapp 1.380 in Deutschland tätigen Kreditinstitute mussten sich auch im Jahr der Zinswende mit einer Rendite von weniger als 2% begnügen, schreibt die Unternehmensberatung Bain.

Transformation angemahnt

„Die Zinswende allein reicht offenkundig nicht aus, damit Deutschlands Banken ihre Renditeschwäche überwinden können“, sagte Bain-Deutschlandchef Walter Sinn. Dazu brauche es eine tiefgreifende Transformation und Investitionen in neue Geschäftsfelder sowie Technologien. Die alljährlich durchgeführte Analyse basiert auf den Daten der Deutschen Bundesbank, der Europäischen Zentralbank sowie der Researchunternehmen Dun & Bradstreet und S&P Global.

Die Zinswende allein reicht offenkundig nicht aus, damit Deutschlands Banken ihre Renditeschwäche überwinden können.

Walter Sinn, Bain-Deutschlandchef

Positiv fallen die Großbanken auf, die ihren Verwaltungsaufwand senken und ihre Profitabilität erhöhen konnten. „Es bahnt sich eine Zweiteilung des Markts an. Proaktive Banken setzen sich von der Konkurrenz ab“, sagte Sinn. Der Studie zufolge habe sich die Kluft zwischen den stärksten und den schwächsten Instituten binnen eines Jahres fast verdoppelt.

Der kumulierte Zinsüberschuss stieg 2022 um 12% auf 89 Mrd. Euro an. Viele Banken hätten davon aber nicht profitieren können. Zwar sank die Cost-Income-Ratio auf 67%, den niedrigsten Stand seit 2012, aber auch nur im Durchschnitt. Das Ergebnis wurde getrübt durch ein stark negatives Bewertungsergebnis in Höhe von 16 Mrd. Euro beziehungsweise 2,8% des Eigenkapitals. Das sei die Kehrseite des positiven Zinsüberschusseffektes, so Jens Oesterle, Associate Partner bei Bain. Das sei vor allem getrieben durch Abschreibungen auf festverzinsliche Wertpapiere.

Das ist die Kehrseite des positiven Zinsüberschusseffektes.

Jens Oesterle, Associate Partner Bain

Dabei waren einige Banken stärker betroffen. Unter anderem die Kreditgenossenschaften und die Sparkassen. Diese mussten daher im Jahr der Zinswende sogar eine rückläufige Profitabilität hinnehmen, so wie die meisten anderen Institutsgruppen auch. Neben den Großbanken (6,5%, i.V: 2,1%) konnten die Landesbanken (5,5%, i.V. 3,4%) ihre Eigenkapitalrendite steigern. Diese beiden Gruppen konnten eine Rendite von über 5% erwirtschaften. Neuer Spitzenreiter sind die Privatbanken, die ihre Ergebnisse weiter ausbauen konnten und durchschnittlich 8,8% (i.V. 7,7%) auf das Eigenkapital verdienten. Diese Gruppe konnte als einzige die Provisionserträge steigern und profitierte von ihrem Geschäftsmodell, das auch in Zeiten von Unsicherheit stabil sei.

Nach Prognosen von Bain droht der Branche in den kommenden Jahren eine Stagnation der Eigenkapitalrendite zwischen 3 und 4%. Aus Sicht von Oesterle besteht jedoch kein Anlass zur Resignation: „Keine Bank muss sich mit einer Rendite unterhalb der Eigenkapitalkosten und inzwischen auch unterhalb des risikolosen Zinses begnügen.“

KI wird wichtiger Treiber

Vielmehr könnten die Institute ihre Eigenkapitalrendite in den kommenden Jahren auf 7 bis 9% und damit auf das Niveau der Kapitalkosten steigern. Wichtig sei es, die Komplexität weiter zu reduzieren, Bilanz sowie Portfolio aktiver zu managen und die Konsolidierung voranzutreiben. Darüber hinaus seien zusätzliche Quellen im Bereich Nachhaltigkeit, Zusatzdienstleistungen und Technologien einschließlich digitaler Assets sowie künstlicher Intelligenz (KI) zu erschließen.

Das Potenzial durch zusätzliche Geschäfte im ESG-Segment bezifferte Bain auf 0,5 bis 0,7 Prozentpunkte. Allein durch die Nutzung von KI sei eine Renditesteigerung von 1,3 bis 1,5 Prozentpunkten möglich. Im internationalen Vergleich habe sich gezeigt, dass Häuser mit starkem Fokus auf Technologie wie BBVA, J.P. Morgan und DBS zu den profitabelsten Banken gehören. Vorreiter unter den deutschen Banken könnten Bain zufolge mittelfristig wie große US-Institute zweistellige Eigenkapitalrenditen erzielen.

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