US-Regionalbanken

Banc of California und Pacwest schließen sich zusammen

Die gebeutelte Pacwest Bancorp schließt sich per Aktientausch mit der kleineren, aber profitableren Banc of California zusammen. Analysten sehen in dem Deal den Beginn einer lang anhaltenden Konsolidierungswelle im kriselnden US-Regionalbankensektor.

Banc of California und Pacwest schließen sich zusammen

Fusion unter gebeutelten US-Regionalbanken

Banc of California und Pacwest schließen sich zusammen – Kapitalspritze von Private-Equity-Investoren – Rückzahlung milliardenschwerer Großkredite geplant

xaw New York

Im kriselnden US-Regionalbankensektor kommt es zu einem potenziell richtungsweisenden Deal. So schließt sich die bisher in Santa Ana ansässige Banc of California mit der unter Druck geratenen Konkurrentin Pacwest Bancorp zusammen. Dies gaben die beiden Geldhäuser im Rahmen der Vorlage ihrer Quartalszahlen nach US-Börsenschluss am Dienstag bekannt. Der Merger wird per Aktientausch vollzogen, Eigner von Pacwest erhalten für jede Stammaktie 0,6569 Anteile an Banc of California.

Kapitalspritze von Private-Equity-Investoren

Das kombinierte Institut soll auf 36,1 Mrd. Dollar an Assets und ein 25,1 Mrd. Dollar schweres Kreditportfolio kommen. Die zusammengenommen mehr als 70 Filialen in Kalifornien will das unter dem Banner der Banc of California firmierende Geldhaus vom neuen Hauptsitz in Los Angeles aus führen. Von den Private-Equity Firmen Warburg Pincus und Centerbridge, die mit rund 19% der umlaufenden Aktien des zusammengelegten Geldhauses beteiligt werden sollen, erhalten die Fusionspartner eine Kapitalspritze im Volumen von 400 Mill. Dollar. Die Mittel sollen dazu beitragen, die Bilanz zu stabilisieren und das Investorenvertrauen in das Segment der Regionalbanken zu stärken.

Denn dieses macht eine äußerst schwierige Phase durch: Die Einlagen von US-Finanzinstituten abseits der 25 nach Bilanzsumme führenden Häuser sackten zwischen Jahresbeginn und Mai um 284 Mrd. Dollar ab, nach einer leichten Beruhigung im Markt belief sich das Minus Mitte Juli noch auf 208 Mrd. Dollar. Anfang März kollabierten die Silicon Valley Bank und die Signature Bank nach rasanten Mittelabflüssen und schweren Verlusten innerhalb ihrer Wertpapierportfolios in kurzer Folge. Anfang Mai geriet auch die First Republic Bank unter Zwangsverwaltung durch den staatlichen Einlagensicherungsfonds FDIC – damit standen drei der vier größten Bankzusammenbrüche der US-Historie fest.

Kritik an Notübernahmen

Es kam darauf zu Notübernahmen: Die Silicon Valley Bank ging an First Citizens Bancshares, für die Signature Bank sicherte sich New York Community Bancorp den Zuschlag, und Branchenprimus J.P. Morgan erwarb die First Republic Bank mit Unterstützung der FDIC. Insbesondere letztgenannte Transaktion stößt bei Branchenkennern auf Kritik, da sie Konzentrationsrisiken im Finanzsektor verschärfe und den Wettbewerb verzerre.

Analysten sagen nun eine Konsolidierungswelle im regionalen Bankenmarkt voraus – Zusammenschlüsse seien für die beteiligten Institute der einfachste Weg, um sich für konjunkturelle Abschwünge und ein weiterhin schwieriges Liquiditätsumfeld zu rüsten. Der Merger zwischen Banc of California und Pacwest stelle damit wohl den Beginn eines Trends dar.

Die in Los Angeles ansässige Pacwest teilte bereits Anfang Mai mit, Optionen zu prüfen, um “den Shareholder Value zu maximieren”. Beobachter werteten dies als Signal für einen Verkauf, zumindest aber für eine Kapitalerhöhung. Insbesondere der hohe Anteil von Mitteln aus der Venture-Capital-Szene an den Einlagen hatte dem Geldhaus zuvor Vergleiche mit der Silicon Valley Bank eingebracht.

Hohe Verluste im Kreditportfolio

Wie die kollabierte Rivalin sitzt auch Pacwest auf hohen nicht realisierten Verlusten aus dem Kredit- und Anleiheportfolio. Ende des vergangenen Jahres fielen diese fast so hoch aus wie das materielle Eigenkapital der Bank. Zudem waren etwa die Hälfte der Einlagen nicht durch den staatlichen Sicherungsfonds FDIC abgedeckt, so dass Investoren einen ähnlichen Mittelschwund wie bei der SVB oder der First Republic befürchten. Im ersten Halbjahr musste Pacwest einen Abfluss von 18% der Einlagen verkraften.

Zuletzt versuchte die Bank, das Investorenvertrauen durch eilige Maßnahmen zurückzugewinnen. Ende Mai stieß sie Immobilienkredite im Volumen von 2,6 Mrd. Dollar ab und verkaufte kurz darauf auch die Sparte Civic Financial Services an die Finanzplattform Roc360. Zudem trat Pacwest im Juni ein für Spezialfinanzierungen begebenes Kreditpaket im Umfang von 3,5 Mrd. Dollar an den Alternatives-Riesen Ares Management ab. Eine nachhaltige Kurserholung stellte sich auf die Schritte hin allerdings nicht ein.

Liquiditätsrisiken im Blick

Nun also der Stabilisierungsversuch über den Zusammenschluss mit der nach Bilanzsumme und Marktkapitalisierung zwar bedeutend kleineren, aber zuletzt – gemessen an der Nettozinsmarge – profitableren Banc of California: Das fusionierte Institut will rund 13 Mrd. Dollar an Großkrediten zurückzahlen und somit Liquiditätsrisiken mindern. Finanzieren soll sich dieser Schritt durch überschüssiges Cash und Assetverkäufe.

Banc of California hat nach eigenen Angaben eine 3,5 Mrd. Dollar schwere Vereinbarung zur Veräußerung von Vermögenswerten geschlossen, wobei sie Zinsrisiken über Swaps absichern will. Die Repositionierung soll die Nettozinsmarge des kombinierten Instituts um rund170 Basispunkte ankurbeln. Die harte Kernkapitalquote der neuen Banc of California beziffert das Management auf über 10%.

Starke Kursschwankungen

Nachdem am Dienstagnachmittag Berichte über einen Merger die Runde machten, schoss die Aktie von Banc of California zeitweise um 20% in die Höhe, im frühen New Yorker Handel am Mittwoch lag sie leicht im Plus. Pacwest gaben an der Nasdaq am Dienstag um 27% nach, sprangen nach Eröffnung an der Wall Street zur Wochenmitte aber um mehr als 28%.

Die Quartalszahlen beider Institute unterstrichen allerdings, vor welchen Herausforderungen die US-Regionalbanken noch stehen. Der Nettogewinn von Banc of California sackte im zweiten Quartal um ein Drittel auf 17,9 Mill. Dollar ab. Pacwest musste gar einen Verlust von 197,41 Mill. Dollar vermelden, nachdem im Vorjahr ein Nettogewinn von 122,36 Mill. Dollar zu Buche gestanden hatte.

Die gebeutelte Pacwest Bancorp schließt sich mit der kleineren Banc of California zusammen. Das kombinierte Institut erhält eine Kapitalspritze von Private-Equity-Investoren und soll milliardenschwere Großkredite zurückzahlen. Analysten sehen in dem Deal den Beginn einer Konsolidierungswelle unter US-Regionalbanken.

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