Versicherungsgeschäft

Bancassurance kommt in Italien in Mode

Italiens Banken sind auf der Suche nach neuen Ertragsquellen im Versicherungsgeschäft fündig geworden. Bancassurance verspricht Potenzial.

Bancassurance kommt in Italien in Mode

bl Mailand

Die zehn größten Banken Italiens haben ihre Gewinne zwischen Januar und Oktober gegenüber dem Vorjahr um 2,5 Mrd. auf 9,25 Mrd. Euro gesteigert. Hauptgrund dafür waren neben der guten Konjunktur die Reduzierung der Rückstellungen für Kreditausfälle und Kostensenkungen. Angesichts der Nullzinsen suchen die Banken auch nach margenstärkeren Geschäften: Fündig geworden sind sie außer in der Vermögensverwaltung im Versicherungsgeschäft.

Viele Institute setzen verstärkt auf Bancassurance. Hier gibt es großes Potenzial, denn die Italiener sind traditionell stark unterversichert, vor allem im Schadenbereich. Derzeit boomen Gesundheits- und Unfallpolicen. Außerdem können Banken ihre Geschäftsstellen dazu nutzen, ihren Kunden gleich Versicherungen mit anzubieten. Hinzu kommen aus Brüssel neue Regeln, welche Bancassurance attraktiver machen.

Die Strategien der Banken im Versicherungssektor sind unterschiedlich. Während die einen, wie Unicredit oder BPM, auf Partnerschaften mit Versicherungen setzen, haben die anderen, wie BPER oder Intesa Sanpaolo, ein integriertes Modell mit eigenem Versicherungsgeschäft entwickelt. Die HVB-Mutter Unicredit hat eine Vielzahl von Joint Ventures mit Versicherungen – und zwar sowohl im Schaden- als auch im Lebenbereich. Partner sind etwa in Italien Allianz, Unipol und CNP, in Deutschland ebenfalls Allianz, in Österreich MunichRe und in Osteuropa Generali und Allianz. Das Versicherungsgeschäft steuert 140 Mill. Euro zum Gewinn bei. CEO Andrea Orcel will nun offenbar das komplexe System der vielen Partnerschaften vereinfachen, plant aber keine Übernahmen. „Ich glaube nicht an Fusionen zwischen Banken und Versicherungen“, sagte er kürzlich.

Konkurrent Intesa Sanpaolo hat das eigene Versicherungsgeschäft, das in Turin angesiedelt ist, deutlich ausgebaut – auch durch Akquisitionen. Die Versicherungseinheit trägt 753,5 Mill. Euro zum Gewinn bei. Durch die Übernahme der Ubi Banca kamen 2,5 Millionen Kunden hinzu. Intesa Sanpaolo ist durch den Kauf der Mehrheit am Krankenversicherer RBM Salute zu einem führenden Anbieter auf diesem Gebiet in Italien geworden.

BPM, die drittgrößte Bank Italiens, setzte bisher auf Partnerschaften mit Coveo und Cattolica, prüft aber offenbar ernsthaft, nach deren Auslaufen eine eigene Versicherungssparte zu schaffen. CEO Giuseppe Castagna sieht große Chancen, ein margenstarkes Schaden- und Lebengeschäft aufzubauen. BPER hat mit Großaktionär Unipol (19%) eine Versicherung quasi im eigenen Haus.

Einen besonderen Fall stellt Mediobanca dar. Sie ist mit einem Anteil von 13% größter Aktionär der Versicherung Generali, zu der die ertragsstarke Banca Generali gehört, und kassiert üppige Dividenden. Derzeit tobt ein Kampf mit Großaktionär Leonardo Del Vecchio und anderen Anteilseignern, die an beiden Instituten beteiligt sind. Bancassurance steht dabei nicht im Vordergrund, könnte aber eine Rolle spielen.