Bankaktien im freien Fall

Deutsche Bank sackt unter 5 Euro - EZB-Hilfen könnten Erträge schmälern

Bankaktien im freien Fall

Abermals hat der Ausverkauf an den Aktienmärkten die europäischen Bankaktien überproportional getroffen. Auch die Ankündigung der Europäischen Zentralbank, die konjunkturellen Folgen der Coronakrise durch eine Ausweitung der Anleihekäufe abzufedern, nahm den Anlegern nicht die Sorge um den Sektor.Von Anna Sleegers, FrankfurtDer nicht von allen erwartete Verzicht der Europäischen Zentralbank (EZB) auf eine Zinssenkung hat den Glauben der Anleger an die europäische Kreditwirtschaft nicht gestärkt – im Gegenteil. Der Ausverkauf den Aktienmärkten am gestrigen Donnerstag traf die Banken der Eurozone erneut stärker als den Gesamtmarkt. Während der Euro Stoxx 50, der die Standardwerte der Eurozone abbildet, um 11,6 % leichter aus dem Handel ging, brach der Branchenindex Euro Stoxx Banks um 16,3 % ein.Besonders hart traf es die beiden deutschen Großbanken. Die Aktien der Deutschen Bank brachen um 18,4 % auf 4,87 Euro ein, die Papiere der Commerzbank verloren mehr als ein Fünftel und schlossen bei 3,12 Euro. Die Aktien der Aareal Bank verbilligten sich um gut 16 % auf 17,20 Euro. In den Vortagen hatten einige Researchhäuser sich wegen der konjunkturellen Folgen der Coronakrise negativ zu den Gewinnaussichten der europäischen Banken geäußert. Wegen ihrer geringen Profitabilität und ihres großen Exposures im deutschen Mittelstand standen die Deutsche Bank und Commerzbank dabei im Zentrum der Befürchtungen.Im Firmenkundengeschäft der großen Banken ist dem Vernehmen nach bislang noch nicht viel von der Coronakrise zu spüren. Bei mehreren Instituten hieß es, dass die Zahl der Unternehmen, die von zugesagten Kreditlinien Gebrauch gemacht hätten, nicht merklich angezogen habe. Auch gebe es keinen Grund, darüber nachzudenken, Kredite zu stunden. Das liege auch daran, dass die meisten Firmen hierzulande viel weniger verschuldet seien als etwa beim Ausbruch der Finanzkrise.Die Deutsche Bank bemühte sich auch öffentlich, entsprechende Sorgen zu zerstreuen. “Wenn sich die Wirtschaft nach einem scharfen Einbruch schnell wieder erholt, sehe ich bislang keinen Grund dafür, unser Ziel für dieses Jahr zu relativieren”, sagte Finanzchef James von Moltke dem “Handelsblatt” laut einer Vorabmeldung. Bisher sei offen, welche konkreten Auswirkungen die Pandemie für die Wirtschaft haben werde. “Kurzfristig sehe ich für unser Haus keine dramatischen Auswirkungen”, sagte von Moltke.Zuvor hatte auch Vorstandschef Christian Sewing den Mitarbeitern der Deutschen Bank in einem auch auf der Website des Instituts veröffentlichten Brief Mut gemacht. Das Institut stehe geschäftlich gut da, nachdem sich der positive Trend aus dem vierten Quartal fortgesetzt habe. “Wir haben ein solides Fundament mit einer starken Kapital- und Liquiditätsbasis und einer hohen Qualität in unserem Kreditbuch.”Die Geschäftsentwicklung im laufenden Quartal zeige, dass die neue Strategie gerade in einem ungünstigen Umfeld weitaus mehr Flexibilität und Widerstandskraft bietet: “Wir sind heute viel besser als noch vor einem Jahr für eine schwierige Phase an den Finanzmärkten aufgestellt.” In der aktuellen Situation könne die Deutsche Bank ihren Kunden beweisen, dass sie auch in harten Zeiten an ihrer Seite und zu ihren Verpflichtungen stehe.Allerdings bemüht sich auch die EZB darum, die Folgen der Pandemie für die Unternehmen abzufedern. Bis zum Jahresende wird sie zusätzlich 120 Mrd. Euro zusätzlich in Anleihekäufe stecken. Die damit möglicherweise abzuwendende Insolvenzwelle würde zwar auch den Bilanzen der hiesigen Banken helfen, die dank der Hochkonjunktur der vergangenen Jahre von historisch niedrigen Kreditausfällen verwöhnt sind. Am Donnerstag schien bei den Anlegern jedoch die Furcht zu überwiegen, dass die von den Anleihenkäufen unter Druck geratenen Renditen die ohnehin schmalen Erträge der Geldhäuser weiter verringern werden.