Genossenschaftsbanken

Bankeinlagen verzeichnen hohe Zuflüsse trotz Inflation

Obwohl die Inflation für einen hohen negativen Realzins sorgt, legen die Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken ihr Geld weiterhin auf dem Bankkonto an, wie der Genossenschaftsverband berichtet.

Bankeinlagen verzeichnen hohe Zuflüsse trotz Inflation

sto Frankfurt

Trotz hochgeschossener Inflation und des damit einhergehenden Wertverlustes von Geld auf Spar- und Girokonten wachsen die Einlagen bei den Banken des Genossenschaftsverbands weiterhin deutlich – wenn auch etwas langsamer als zuvor. Wie der Verband, der die Volks- und Raiffeisenbanken mit Ausnahme von Bayern, Baden-Württemberg und der Region Weser-Ems vertritt, zu Wochenbeginn mitteilte, erhöhten sich die Kundeneinlagen in den ersten neun Monaten um 3,1% auf 337,4 Mrd. Euro.

Damit fällt das Wachstum der Einlagen schwächer aus als zu Beginn der Pandemie, als Konsum und Reisen wegen Lockdowns und Kurzarbeit erschwert waren. In den ersten neun Monaten 2020 hatte es ein Einlagen-Plus von 4,8% gegeben. 2021 waren es 3,7% gewesen, als erste Lockerungen in der Pandemiepolitik wieder Freizeitaktivitäten und größere Anschaffungen ermöglicht hatten. Vor dem Ausbruch der Pandemie hatte das Einlagenwachstum 2019 bei 3,4% gelegen.

Jürgen Wache, Vorstandssprecher der Hannoverschen Volksbank, führte den zuletzt etwas schwächeren Zuwachs auf die drastischen Preissteigerungen zurück: „Das Sparen in Zeiten hoher Inflation ist sehr herausfordernd.“ Die Genossenschaftsbanken dürften „gerade jetzt nicht darin nachlassen, den Spargedanken zu stärken und aktiv das Gespräch mit unseren Kunden zu suchen“. Friedhelm Beuse, Vorstandsmitglied der Volksbank Münsterland Nord, ergänzte: „Der Vermögensaufbau ist ein Marathon.“ Dies müsse insbesondere Jüngeren klargemacht werden, die noch einen langen Anlagehorizont hätten.

Erneut ging ein Großteil des Einlagenwachstums auf starke Zuströme bei den täglich fälligen Kundengeldern zurück, also etwa auf Giro- oder Tagesgeldkonten. Hier gab es ein Plus von 4,5%. 2020, auf dem Höhepunkt der Corona-Restriktionen, hatte dieser Wert bei 8,2% gelegen. Dies hat zur Folge, dass der Anteil der täglich fälligen Kundengelder seit 2019 von 68% auf zuletzt mehr als 75% stieg. Dies sei zwar nachvollziehbar, weil kurzfristig Liquidität für Anschaffungen oder wichtige Ereignisse vorgehalten werden solle, so Beuse. Auf mittlere oder längere Sicht seien aber Aktien oder Investmentfonds die bessere Lösung.

„Menschlicher Faktor“

Grundsätzlich sehen sich die Genossenschaftsbanken in der hierfür notwendigen Anlageberatung im Vorteil gegenüber den neuen Wettbewerbern im Internet, den Fintechs. „Der menschliche Faktor genossenschaftlicher Beratung ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil und lässt sich im Gegensatz zu einem reinen Technikansatz der sogenannten Fintechs nicht ohne Weiteres kopieren“, unterstreicht Wache.

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