Banken dünnen oberes Management aus

Stellenabbau erzeugt Druck - Zahl der Commerzbank-Bereichsvorstände soll schrumpfen - HVB kennt nur noch Regionalbereichsleiter

Banken dünnen oberes Management aus

Angesichts gesunkener Mitarbeiterzahlen und schrumpfender Bilanzsummen wächst der Druck auf Deutschlands große Banken, auch die Führungsebene unterhalb des Konzernvorstands auszudünnen. Tatsächlich ist ein solcher Trend erkennbar, auch wenn sich die Strukturen der Großbanken nur bedingt vergleichen. Die Banken geizen mit Informationen.bg/bn/jur Frankfurt/München – Wenn heute der Aufsichtsrat der Commerzbank zusammentritt, stehen auch Personalien auf der Agenda. Die Kontrolleure werden sich nicht nur der kolportierten Abberufung von zwei Konzernvorständen zur Verschlankung des bislang neunköpfigen Gremiums widmen, sondern wohl auch einer Vorlage, welche die Führungsebene direkt unterhalb des Konzernvorstands betrifft. Wie es in Finanzkreisen heißt, soll die Zahl von 51 Bereichsvorständen schrumpfen. Damit würde die gelbe Bank dem Beispiel ihres Wettbewerbers HypoVereinsbank (HVB) folgen, die bereits einige größere Verschlankungsrunden unterhalb des Vorstands hinter sich gebracht hat.Eine Reduktion der Anzahl der Bereichsvorstände würde passen zur generellen Marschroute der Commerzbank. Um neuen regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden und Vorgaben im Zuge eines Beihilfeverfahrens nachzukommen, hat das Institut schon vor längerer Zeit einen Schrumpfkurs eingeschlagen. Bilanzsumme und Mitarbeiterzahl gehen seit Jahren zurück. Wie im Juni bekannt geworden ist, will die Bank bis 2016 im Konzern rund 5 200 und damit gut jede zehnte Stelle streichen. Ende März 2013 waren in der Commerzbank rund 45 000 Vollzeitstellen besetzt. Kürzungen allerortenMit ihren Kürzungen steht die Commerzbank beileibe nicht allein da. Auch die Deutsche Bank reduziert ihre Aktiva und baut Arbeitsplätze ab, dasselbe gilt in geringerem Ausmaß auch für die HypoVereinsbank (siehe Grafik). Auch wenn Übernahmen wie jene der Dresdner Bank durch die Commerzbank oder von Sal. Oppenheim und Postbank durch die Deutsche Bank die Bilanzsummen vorübergehend anschwellen ließen – Deutschlands Großbanken haben auf breiter Front den Rückwärtsgang eingelegt (siehe Grafik).Fragen zur Entwicklung der Personalstärke unterhalb des Vorstands beantworten die Institute zwar generell eher lieber nicht allzu konkret. Aus öffentlichen und anderen Quellen ergibt sich gleichwohl ein recht klares Bild. So legt ein Blick auf die Konzernstruktur bei der Commerzbank den Schluss nahe, dass vor allem bei den Stabs- und Steuerungsfunktionen im Group Management ausgedünnt werden dürfte. Mindestens 22 der insgesamt 51 Bereichsvorstände tummeln sich hier. Das Gros verteilt sich mit 29 Bereichsvorständen auf die operativen Einheiten Privatkunden (6), Mittelstandsbank (8), Central & Eastern Europe (2), Corporate & Markets (9) sowie die interne Abbau-Sparte Non-Core Assets (4). Beschlüsse für die Ebene der Bereichsvorstände obliegen nicht direkt dem Aufsichtsrat. Das Gremium muss aber grundsätzlich grünes Licht geben für das Konzept der Konzernsteuerung. Dieses fällt unter dem Stichwort Geschäftsverteilung in die Verantwortung von Vorstandschef Martin Blessing. Harte News zum Thema erste Führungsebene könnten allerdings auch erst im September entscheidungsreif werden, wie es heißt. Der Vertrieb wird geschontEinschnitte in vertriebsnahen Bereichen gelten dabei als unwahrscheinlich, will die Commerzbank doch insbesondere im Privatkundengeschäft zulegen. Der Retail-Vertrieb ist in zwei Regionen (Nord-Ost, Süd-West) sowie das Wealth Management aufgesplittet, hinzu kommen das Direct Banking (Comdirect) und Commerz Real.Allein vier regionale Vertriebsebenen leistet sich die Mittelstandsbank der Commerzbank – dies bietet schon eher Potenzial für eine Straffung. Die Präsenz der Abbausparte Non-Core Assets wiederum steht zwar im Konzernvorstand auf dem Prüfstand, wie Berichte über einen bevorstehenden Abschied der mit ihr betrauten Vorstandsmitglieder Jochen Klösges und Ulrich Sieber vermuten lassen. Was aber die zweite Führungsebene angeht, steht fest, dass die Felder Immobilien-, Staats- und Schiffsfinanzierung weiter bestellt werden müssen, soll die Einheit ihrem Auftrag nachkommen, Problemportfolien abzubauen und die Verluste dabei zu minimieren.Grundsätzlich aber ist der Zeitpunkt für eine Neujustierung der Bereichsvorstände gekommen. Mit ihrer strategischen Agenda für die Zeit bis 2016 will sich die Commerzbank effizienter aufstellen, was nicht ohne Folgen für das Organigramm bleiben kann. Die Geschäftsverteilung im Konzernvorstand ist zuletzt im abgelaufenen Geschäftsjahr marginal angepasst worden, als der angeblich vor dem Aus stehende Personalvorstand Ulrich Sieber zusätzliche Verantwortung für den Bereich Non-Core Assets übernahm und Osteuropa Blessing überließ – der wiederum Treasury an Investment-Banking-Chef Michael Reuther übergab. Reichlich strapaziertAusgelöst wurde die neue Geschäftsverteilung durch Anpassungen der Segmentstruktur, vor allem durch Umwidmungen rund um die neu geschaffene Abbaueinheit Non-Core Assets. Der Konzern ist aber schon reichlich strapaziert, was die Neuauflage interner Prozesse und Strukturen angeht. Das Projekt zur Integration der Dresdner Bank wurde erst 2011 abgeschlossen.Die Integration der Dresdner Bank ist auch der Referenzpunkt für aktuelle Veränderungen auf Ebene der Bereichsvorstände, wurde die Ernennung der ersten Führungsebene doch Mitte September 2008 vollzogen. Zur Vorbereitung der Integration der Dresdner Bank ernannte Konzernchef Martin Blessing damals 64 sogenannte “Executives”. Davon kamen bei Verkündung 15 von der Dresdner, mehr als 40 aus der Commerzbank heraus. Weitere Ressorts wurden von außen besetzt. Redundanzen ortenAusgehend von 64 Köpfen hat bei der Commerzbank also bereits ein Rückbau auf Ebene der Bereichsvorstände stattgefunden, ohne dass dies an die große Glocke gehängt wurde. Bei den nun wohl anstehenden Einschnitten im Group Management gilt es Redundanzen zu lokalisieren. So ist das Risk Management Board, neben CRO Stefan Schmittmann, mit gleich fünf Bereichsvorständen bestückt, die Spezialbereiche des Risikomanagements abdecken. Nach Funktionen sind dies: Kreditrisikomanagement Kernbank, Kreditrisikomanagement Non-Core Assets, Intensive Care, Marktrisikomanagement sowie Risikocontrolling und Kapitalmanagement. Ob alle diese Funktionen eines eigenen Bereichsvorstands bedürfen? Auch im Rahmen der Vorgaben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) dürfte der Zuschnitt der Bank Spielraum gewähren. “Stetig verschlankt”Im Gegensatz zur Commerzbank, die mit ihrem Führungspersonal noch recht komfortabel ausgestattet ist, hat die HypoVereinsbank (HVB) mit Hauptsitz in München einige große Verschlankungsrunden schon hinter sich. Das hat aber natürlich auch damit zu tun, dass meist Fusionen ein gegebener Anlass sind, sich auch mit der Personal- und Führungsstruktur auseinanderzusetzen. Diese liegen bei der HVB schon einige Jahre zurück. Dem Zusammenschluss der Bayerischen Hypotheken- und Wechsel-Bank und der Bayerischen Vereinsbank 1998 zur Bayerischen Hypo- und Vereinsbank folgte 2005 die Übernahme durch die italienische Unicredit.”Auch im Rahmen zurückliegender Konsolidierungen und Restrukturierungen wurden die Führungsstrukturen der Bank gerade in der zweiten und dritten Ebene in den vergangenen Jahren stetig verschlankt”, heißt es bei der HVB auf Anfrage. Zuletzt hatte das Institut im November 2012 eine Neuaufstellung nach Vorgaben der Mutter Unicredit angekündigt (vgl. BZ vom 9.11.2012). Um Strukturen und Entscheidungswege zu verschlanken, hatte die Unicredit-Gruppe die Divisionalisierung aufgegeben und sich regional, also nach Ländern ausgerichtet. Zahlen zur Anzahl der Führungskräfte in Deutschland auf der Ebene unterhalb des Vorstands, der Anfang Januar dieses Jahres erst von sieben auf acht Mitglieder erweitert wurde, nennt das Institut zwar nicht.Klar ist jedoch, dass die Führungsebene direkt unterhalb des Vorstands – also die Ebene der Bereichsvorstände – herausgezogen wurde. Diese (und andere) sind nun Regionalbereichsleiter, die unmittelbar an den Vorstand berichten, der dadurch näher am operativen Geschäft ist. Allein in jedem der von einem Vorstandsmitglied verantworteten Geschäftsbereiche Unternehmer Bank, Privatkunden Bank und Investment Banking dürfte es etwa ein halbes Dutzend Regionalbereichsleiter geben. Hinzu kommen mehrere Stabsfunktionen auf dieser Ebene.Doch auch in der breiten Fläche des Managements hat die Bank, wie aus Finanzkreisen zu erfahren ist, kräftig rasiert. Im Rahmen der im November 2012 verkündeten Regionalisierung traf es demnach durch alle Ränge drei Viertel des mittleren Managements, die ihre bisherigen Titel und Führungsfunktionen verloren.Auch die Deutsche Bank mauert, gefragt nach der Anzahl der Führungskräfte in Deutschland auf der Ebene unterhalb des Vorstands und zur geplanten Entwicklung der Personalstärke dort. Das Institut zählt zwar zahlreiche Vorstandsmitglieder von Tochtergesellschaften und kennt die Position des Direktors und des Managing Director, nicht aber den Bereichsvorstand, und ihre einzelnen Sparten Corporate Banking & Securities, Global Transaction Banking, Asset & Wealth Management sowie Private & Business Clients sind jeweils unterschiedlich strukturiert.Wie viele Führungskräfte dieser Einheiten an den erweiterten Vorstand, das aus dem siebenköpfigen Vorstand und elf weiteren Managern bestehende Group Executive Committee (GEC) berichten, verrät die Bank nicht. Fest steht, dass sie erst mit dem Führungswechsel im vergangenen Jahr die Zahl der Mitglieder im GEC um sechs auf 18 aufgestockt hatte, um die einzelnen Geschäftsbereiche stärker miteinander zu verzahnen. Drei Jahre zuvor war der Vorstand bereits von vier auf acht Mitglieder und das GEC von zehn auf 13 Mitglieder erweitert worden. Bis 2015 will die Bank nochmals 250 Mrd. Euro aus der Bilanz nehmen und 4,5 Mrd. Euro an Kosten einsparen. Es sei “kein Geheimnis, dass mit der vorgezeichneten Entwicklung der Aufwandskosten auch ein Stellenabbau einhergeht”, sagte Co-Chef Jürgen Fitschen im September vergangenen Jahres, nachdem schon der Abbau von 1 900 Stellen angekündigt worden war. Inwieweit die Einsparungen auch die Ebene unterhalb des GEC betreffen, bleibt vorerst offen.