Schweizer Zentralbank mit hohem Gewinn

Der Franken poliert die Nationalbank-Bilanz

Die Schweizerische Nationalbank hat im ersten Quartal einen Rekordgewinn von fast 59 Mrd. sfr eingefahren. Das lag vor allem daran, dass sie eine markante Abschwächung des Frankens zum Euro und zum Dollar zugelassen hat. Jetzt werden wieder Ausschüttungsgelüste wach.

Der Franken poliert die Nationalbank-Bilanz

Franken poliert Nationalbank-Bilanz

Schweizer Zentralbank fährt rekordhohen Quartalsgewinn von 59 Mrd. sfr ein

dz Zürich

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat im ersten Quartal einen Rekordgewinn von 58,8 Mrd. sfr eingefahren – hauptsächlich, weil sie eine markante Abschwächung des Franken gegenüber allen anderen wichtigen Währungen zugelassen hat. Im Vergleich zum US-Dollar ist der Franken in den ersten drei Monaten des Jahres 7,6%, zum Euro um 5% schwächer geworden.

Euro und US-Dollar im Fokus

In den beiden Währungsräumen waren Ende 2023 insgesamt 39% bzw. 37% aller Devisenanlagen der SNB in Höhe von 677 Mrd. sfr angelegt. 64% der Devisenreserven werden in Staatsanleihen, 11% in Unternehmensanleihen und 25% in Aktien gehalten. Die Aufwertung der Währungen, in denen diese Anlagen denominiert sind, hatte im Berichtsquartal den größten Anteil an der Zunahme der Devisenanlagen auf 741 Mrd. sfr.

Dementsprechend resultierte in der Erfolgsrechnung ein Wechselkurserfolg von 38 Mrd. sfr. Er repräsentiert 65% des Quartalsgewinns. Wer Böses denkt, könnte zum Schluss gelangen, dass sich die Notenbank diesen Gewinn selbst zugeschaufelt hat. Schließlich kontrolliert sie als Hüterin des Franken auch den Wechselkurs.

Doch die alleinige Aufgabe der SNB besteht in der Sicherung der Preisstabilität. Thomas Jordan, der im September als Notenbankchef zurücktreten wird, sagte am 25. April auf seiner letzten SNB-Generalversammlung denn auch: „Die Lockerung unserer Geldpolitik im März dieses Jahres wurde möglich, weil die Bekämpfung der Inflation über die letzten zweieinhalb Jahre erfolgreich war: Die Inflation liegt nun seit etlichen Monaten wieder unter 2% und dürfte gemäß unserer jüngsten Prognose auch über die nächsten Jahre im Bereich der Preisstabilität bleiben.“

Börsen performen gut

Neben dem Wechselkurserfolg hat auch die gute, internationale Börsenentwicklung zum Anstieg der Devisenreserven beigetragen. Das Aktienportefeuille der SNB erzielte im Berichtsquartal eine Wertsteigerung von 15,3 Mrd. sfr. Demgegenüber führten die durch einen generellen Rückgang der langfristigen Zinssätze verursachten Kursrückgänge auf Zinspapieren zu einem Verlust von 4 Mrd. sfr in dieser Kategorie.

Nicht zu vergessen sind die 1.040 Tonnen Gold, welche die SNB in ihren Tresoren verwahrt. Ihr Wert hat zwischen Ende 2023 und Ende März 2024 um 15,5% oder 8,9 Mrd. auf 66,8 Mrd. sfr zugenommen.

Im Ausmaß des positiven Zwischenergebnisses hat auch das Eigenkapital der Nationalbank zugenommen. Es betrug Ende März 121 Mrd. sfr oder gut 14% der Bilanzsumme. Auch der Ende 2023 noch negative Saldo in der Ausschüttungsreserve (minus 39,5 Mrd. sfr) hat sich ins Positive verkehrt und würde dem Noteninstitut, Stand jetzt, wieder Raum für eine Mindestausschüttung an die öffentliche Hand von 2 Mrd. sfr bieten.

Plädoyer für die Unabhängigkeit

Doch abgerechnet wird erst Ende des Jahres. Für eine Maximalausschüttung von 6 Mrd. sfr wäre ein Jahresgewinn von 105 Mrd. sfr erforderlich. Nicht von ungefähr erteilte die Präsidentin des Bankrats, Barbara Janom Steiner, auf der Generalversammlung jenen eine Absage, die sich auch in Jahren Ausschüttungen wünschen, in denen die Nationalbank einen Bilanzverlust ausweist. Gewinne zu erwirtschaften und Ausschüttungen vorzunehmen sei nicht der Auftrag des Noteninstituts, sagte sie in einer Rede, die ganz der Verteidigung der geldpolitischen Unabhängigkeit galt.

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