Trim

Banken müssen mehr Kapital vorhalten

Die EZB-Bankenaufsicht hat in ihrem bisher größten Projekt, der Untersuchung interner Modelle von 65 Banken, gut 5000 Mängel festgestellt.

Banken müssen mehr Kapital vorhalten

fir Frankfurt

Die EZB-Bankenaufsicht hat in ihrem bisher größten Projekt, der Untersuchung interner Modelle von 65 Banken, gut 5000 Mängel festgestellt. Die Institute sind binnen bestimmter Fristen angehalten, die Schwachstellen zu beheben. Durch die aufsichtlichen Vorgaben erhöhten sich die mittels der internen Modelle berechneten risikogewichteten Aktiva um 12% bzw. 275 Mrd. Euro, teilte die EZB am Montag anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse des Projekts mit. „Da sich im Zuge von Trim herausstellte, dass die Risiken der Banken höher waren als zuvor angenommen, ging die harte Kernkapitalquote von Banken mit internen Modellen im Zeitraum 2018 bis 2021 im Schnitt um etwa 70 Basispunkte zurück“, hieß es weiter.

Kritik an der Praxis

Trim steht für „Targeted Review of Internal Models“ und bezweckt die Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen bei der Nutzung sowie eine Harmonisierung von internen Modellen. Es handelt sich dabei um statistische Modelle, mit denen Finanzinstitute selbst errechnen, wie viel Eigenkapital sie benötigen.

Um ermitteln zu können, ob sie den von der Finanzaufsicht vorgegebenen Eigenkapitalanforderungen genügen, die sie benötigen, um Risiken aufzufangen, können sie auf vorgegebene Standardansätze zurückgreifen oder ihre eigenen internen Modelle nutzen. Dafür ist eine Erlaubnis der Aufsicht erforderlich. In der Vergangenheit wurde immer wieder Kritik laut, dass Banken ihre risikogewichteten Assets und damit verbunden die Kapitalunterlegung mittels interner Modelle ganz bewusst kleinrechnen.

Von 65 von der EZB beaufsichtigten Banken, die interne Modelle verwenden und in Trim berücksichtigt wurden, kommen 14 aus Deutschland, acht aus Frankreich und sieben aus Italien. Aktuell überwacht die EZB insgesamt 115 Institute. In Augenschein genommen haben die Aufseher interne Modelle, die Banken zur Berechnung der risikogewichteten Aktiva für Kredit-, Markt- und Gegenparteiausfallrisiken nutzen.

Ausgenommen waren operationelle Risiken, weil ab 2023 dafür nur noch ein einziger, neuer Standardansatz verwendet werden darf. Die bisher für die Berechnung der regulatorischen Eigenmittelanforderungen für operationelle Risiken drei möglichen Methoden, sowohl Standard- als auch interne Modelle, werden abgeschafft.

Interne Modelle erlaubt

Der Einsatz interner Modelle wird Banken erlaubt bleiben, sofern sie die beanstandeten Mängel innerhalb der Fristen beheben, erklärte die EZB. Gemäß der Basel-III-Reform wird der sogenannte Output Floor ohnehin die Möglichkeiten limitieren, mit internen Modellen den Kapitalbedarf niedrig zu halten. So werden von 2023 an die nach internen Modellen berechneten Kapitalanforderungen Schritt für Schritt angehoben, bis die risikogewichteten Assets, die mit regulatorischem Eigenkapital zu unterlegen sind, im Jahr 2028 insgesamt 72,50% des nach dem Standardansatz ermittelten Werts betragen.

200 Mal vor Ort geprüft
Untersuchungen im Zuge von Trim
RisikotypZahl der PrüfungenAnteil (%)
Kreditrisiko Retail und KMU8542,5
Kreditrisiko Konzerne und Institutionelle7638,0
Marktrisiko3115,5
Gegenpartei­ausfallrisiko 84,0
Quelle: EZBBörsen-Zeitung