Ausblick

Banken-Ratings erholen sich weltweit

Die jüngste Erholung der globalen Banken-Ratings dürfte sich S&P zufolge 2022 fortsetzen. Zu den Risiken zählt die Agentur neben Virusvarianten und Verschuldung auch die Folgen des digitalen Wandels.

Banken-Ratings erholen sich weltweit

bn Frankfurt

Die Kreditwürdigkeit des globalen Bankensektors hat sich laut Standard & Poor’s im ablaufenden Jahr spürbar erholt. Und die Ratingagentur geht davon aus, dass sich dieser Trend im kommenden Jahr fortsetzen wird, wie es in einem Ausblick auf das Jahr 2022 heißt. Im Saldo haben sich die Ratingausblicke im Laufe der Pandemie demnach spürbar verbessert, und zwar von negativen 31% im Oktober 2020 auf positive 2% im vergangenen Monat – so sind den Angaben zufolge derzeit 74% der weltweiten Ausblicke der Banken-Ratings stabil, 12% negativ und 14% positiv, wie die Bonitätswächter festhalten.

Aufwärtstrend in Europa

Bemerkbar gemacht hat sich die jüngste Erholung nicht zuletzt im Raum Europa, Naher Osten und Afrika: Hatte sich im November vergangenen Jahres überhaupt noch kein Institut aus dieser Region unter den 200 weltweit größten Banken mit S&P-Rating befunden, so halten sich dort positive und negative Outlooks nunmehr in etwa die Waage (siehe Grafik). Zu den Instituten, deren Ratings sich nicht nur bei S&P verbessert haben, zählt unter anderem die Deutsche Bank. Die Auguren von S&P halten es allerdings für unwahrscheinlich, dass sich die Ausblicke im globalen Bankensektor nachhaltig verbessern werden. Immerhin liegt der Saldo der Ausblicke im Unternehmenssektor mit 6% in negativem Terrain, wie sie zu bedenken geben. Von der Finanzstärke des Unternehmens- und Privatsektors aber werde sich der Bankensektor auf lange Sicht nur begrenzt positiv abheben können, schreibt die Agentur.

Reflation als Gefahr

Als ein Schlüsselrisiko nennen die Bonitätswächter, dass Omikron oder neue Varianten des Coronavirus die im Basisszenario unterstellte Erholung der Wirtschaft stocken lassen werden oder dass sich der Impfprozess ziehen wird. Als Gefahr für die Stabilisierung der Banken-Ratings bezeichnet die Agentur ferner ein Szenario, in welchem eine hohe Verschuldung im Unternehmens- sowie im öffentlichen Sektor eine steigende Zahl von Unternehmensinsolvenzen nach sich zieht und die Unterstützung der Banken, indirekt durch fiskalische oder geldpolitische Maßnahmen oder etwa durch Kreditgarantien, geringer als erwartet ausfällt. Neben einer ungeordneten Reflation und entsprechenden Marktverwerfungen sowie Problemen am Immobilienmarkt, vor allem in China, sieht die Agentur eine Gefahr nicht zuletzt im Zinsumfeld und in der Konkurrenz durch Fintechs angesichts digitalen Wandels.

Nachdem das Massengeschäft und der Zahlungsverkehr sich bereits seit Jahren mit Disruption konfrontiert sähen, dürften im Corporate und Investment Banking sowie im Assetmanagement zunehmend ähnliche Angebote Einzug halten, prognostiziert S&P. Der Einschätzung der Agentur zufolge werden die Regulatoren auf eine digitale Transformation der Banken dringen, indem sie digitale Geschäftsagenden einfordern. Zudem werde es mehr Leitlinien in Sachen IT-Auslagerungen sowie zu Datenmanagement geben.

Unterdessen dürfte sich der aufsichtliche Fokus auf die Themen Blockchain und die Distributed-Ledger-Technologie verstärken. Allerdings befänden sich die Bilanzen der Banken dabei in halbwegs guter Verfassung, wie S&P konzediert. Dies ermögliche es ihnen, Gegenwind standzuhalten. Auch hätten die Institute seit der Finanzkrise ihre Eigenkapitaldecke deutlich gestärkt, und die Qualität der Aktiva habe sich verbessert. Die Einschätzung der Risiken des deutschen Bankensektors hat sich dabei nicht verändert: Das wirtschaftliche Risiko hält S&P für sehr gering, das Branchenrisiko wird im Vergleich zu den anderen der 20 größten Banking-Märkte weltweit gleichwohl als überdurchschnittlich hoch eingeordnet.

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