Dividenden

Banken wollen Milliarden ausschütten

Die Aktionäre vieler europäischer Banken können noch 2021 mit einem warmen Ausschüttungsregen rechnen. Sollten die Aufsichtsbehörden den Dividendenstopp bald aufheben – dies kündigte zuletzt EZB-Chef-Ban­ken­aufseher Andrea Enria an –, könnten es etwa 64 Mrd. Euro werden.

Banken wollen Milliarden ausschütten

tl Frankfurt

Nach der noch für diesen Juli erwarteten Aufhebung des Dividendenstopps durch die EZB und die Bank of England dürften europäische Banken in diesem und im kommenden Jahr jeweils einen zweistelligen Milliarden-Euro-Betrag ausschütten. In einer am Freitag veröffentlichten Analyse schätzt die zu Citigroup Global Markets gehörende Citi Research die ausgeschütteten Dividenden und Aktienrückkäufe 2021 auf 64 Mrd. Euro und 2022 auf 52 Mrd. Euro, entsprechend einer Ausschüttungsquote von etwa 55 bis 60% der Erträge. Dies ergäbe eine Dividendenrendite (inklusive Aktienrückkäufe) von 6 bis 8%. An der Spitze lägen 2021 die Bawag mit 10% (entsprechend einer für das vierte Quartal angekündigten Dividende von 420 Mill. Euro), Intesa Sanpaolo mit 8% und Nordea (siehe Grafik).

Bezogen auf beide Jahre 2021 und 2022 gehören zum Rendite-Spitzenquartett Nordea, BBVA, ING und Intesa Sanpaolo. Deutsche Banken findet man unter den von Citi Research aufgelisteten 24 Banken allerdings nur eine: die Aareal Bank auf dem 7. Platz.

Zu berücksichtigen sind bei diesen Ausschüttungen die Kapitalpuffer. Gemessen an der (adjustierten) harten Kernkapitalquote CET1 bilden Julius Bär, Nordea und Bawag das Spitzentrio.

Reserven gebildet

Einige Banken haben bereits Reserven für die zu erwartenden Aus­schüttungen gebildet. Ganz vorn liegt laut Bloomberg BNP Paribas mit rund 3,9 Mrd. Euro Eigenkapital, die schon als Dividende für 2019 eingeplant waren, und weiteren mehr als 1,9 Mrd. Euro, die für 2020 übrig bleiben. Bei Intesa sind den Angaben zufolge noch 1,9 Mrd. Euro aus dem Gewinn des Vorjahres auszuzahlen. Aus den ersten drei Monaten des laufenden Jahres kämen 1,1 Mrd. Euro dazu. Die Deutsche Bank hat hingegen erst in diesem Jahr angefangen, Rückstellungen für Dividenden zu bilden, und dafür im Startquartal 300 Mill. Euro zur Seite gelegt.

Während die Aufhebung der Ausschüttungsrestriktionen am 13. Juli (Bank of England) beziehungsweise 23. Juli (EZB) nach entsprechenden Gremiensitzungen erfolgen könnte, sollen die Ergebnisse des EBA-Stresstests am 30. Juli nach Marktschließung bekannt gegeben werden. Die Bank of England will die aggregierten Resultate ihres Stresstests im Laufe des Juli veröffentlichen, wobei institutsbezogene Informationen im vierten Quartal folgen sollen.

Keine gravierenden Folgen

Für die meisten der 50 von der EBA geprüften Banken erwarten die Citi-Analysten durch den Stresstest keine gravierenden Auswirkungen. Ausnahme sei lediglich die italienische Monte dei Paschi (MPS), die schon im Februar eine Fusion oder alternativ eine Kapitalerhöhung von 2,5 Mrd. Euro angekündigt hatte.

Beim EBA-Stresstest kann zwar niemand aufgrund einer zu geringen Kapitalausstattung durchfallen. Doch werden seine Ergebnisse 2022 in die individuellen Kapitalanforderungen im Rahmen des aufsichtlichen Überprüfungs- und Bewertungsprozesses SREP einfließen und vermutlich auch die Dividendenentscheidungen der Banken in diesem Jahr beeinflussen, heißt es in der Citi-Research-Analyse weiter.