Berichtspflichten

Bankenaufsicht will Melde-Wirrwarr beenden

Die European Banking Authority (EBA) und die Europäische Zentralbank treiben die Vereinheitlichung des Berichtswesens voran. Bis 2027 will die Notenbank einen integrierten Berichtsrahmen (IReF) realisieren.

Bankenaufsicht will Melde-Wirrwarr beenden

bn Frankfurt

 Ein regulatorisches Mammutprojekt nimmt konkretere Formen an: Die European Banking Authority (EBA) und die Europäische Zentralbank (EZB) haben vor dem Wochenende jeweils dickere Papiere zum Aufbau eines integrierten Berichtsrahmens präsentiert. „Nach einer branchenweiten Konsultation beginnt nun die Konzeptionsphase des Projekts“, kündigte die EZB am Freitag an. Aus Sicht von etwa zwei Dritteln der Banken überwiegt der Nutzen eines integrierten Berichtsrahmens (IReF) die damit verbundenen Kosten, wie die Konsultation der Branche ergeben hat. Die Notenbank will nun eine entsprechende Verordnung entwerfen, deren Verabschiedung 2024 geplant ist.

Ziel einer Harmonisierung ist es dabei nicht nur, ein einheitliches Berichtswesen für alle statistischen, aufsichtsrechtlichen und abwicklungsspezifischen Meldungen von Banken zu schaffen, die derzeit diversen Behörden eine Vielzahl von Berichten mit teils überlappenden Angaben bereitstellen. Hinter dem Konzept steht letzten Endes auch die Idee, dass die Institute der Aufsicht keine Berichte, sondern vielmehr die ihnen zugrundeliegenden Rohdaten bereitstellen und die Behörden sich aus diesem Bestand ihre Berichte je nach Bedarf selbst erstellen.

Dieser Gedanke geht nicht nur auf Kostenerwägungen, sondern auch auf die Erkenntnis zurück, dass der Aufwand im Meldewesen der herkömmlichen Art künftig kaum mehr zu bewältigen sein dürfte. Die Probleme des Meldesoftware-Anbieters Bearing Point bei der Einführung einer neuen Version seines Produkts Abacus vor einigen Jahren führte mancher Beobachter nicht zuletzt auf eine wachsende Komplexität der Materie zurück. Im Zuge des nachhaltigen Finanzwesens ist zudem abzusehen, dass die erforderlichen Datenbestände an Umfang und Vielschichtigkeit erneut zunehmen. Regulatorische Technologie gilt ohnehin als Wachstumsmarkt. So ist Bearing Point Regtech inzwischen vom Finanzinvestor Nordic Capital übernommen worden, der eine europaweite Expansion angekündigt hat.

Deutsche Branche ächzt

Mit einer Vereinheitlichung des Berichtswesens wäre vor allem für deutsche Banken die Verheißung einer Ersparnis an Aufwand verbunden. Wie eine Übersicht der EBA zeigt, sind vor allem sie mit zusätzlichen Anforderungen der Aufseher konfrontiert (siehe Grafik) –  in Vorstandsetagen deutscher Institute wurde schon vor Jahren nur halb im Scherz die Vermutung geäußert, halb Frankfurt sei unterkellert worden, um alle Meldungen zu lagern.

Die Idee, den Wirrwarr im Meldewesen zu begradigen, ist nicht neu. Erstmals hatte die EZB sie im Januar 2017 ventiliert. Ihre Umsetzung fasst sie den Angaben vor dem Wochenende zufolge für das Jahr 2027 ins Auge. Dies ermögliche es den Meldepflichtigen und dem Europäischen System der Zentralbanken, die notwendigen technischen Voraussetzungen zu schaffen. Um inhaltliche Anforderungen der Meldungen zu vereinheitlichen, hat sie parallel das Projekt Banks Integrated Reporting Dictionary (BIRD) ins Leben gerufen. Die Fortschritte dort gestalten sich dem Vernehmen zufolge indes zäh, da in den Gremien divergente nationale Interessen aufeinanderprallen.

Am Donnerstag hatte die von der EU-Kommission beauftragte EBA nach zweijähriger Arbeit ihren Bericht zur Realisierbarkeit eines integrierten Berichtswesens publiziert. Sie zieht den Schluss, dass dieses Projekt „machbar sein könnte“, und zählt als kurzfristige Schritte etwa die Entwicklung eines einheitlichen Daten-Wörterbuchs sowie die Prognose zum Ressourcenbedarf auf. Jegliche Veränderungen sollten graduell umgesetzt werden, um nicht die momentanen Prozesse zu stören, und zudem das Prinzip der Proportionalität fördern, heißt es.

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