Im GesprächAndreas Krischke, Geschäftsführer von Indigo Headhunters

Banker bekommen Trumps Politik zu spüren

Donald Trumps ungestüme Politik hat auch Folgen für die hiesige Bankbeschäftigung. So bremsen Unsicherheit und Volatilität M&A und beflügeln Händler und Defense-Aktivitäten im Corporate Banking, beobachtet Indigo-Headhunters-Geschäftsführer Andreas Krischke.

Banker bekommen Trumps Politik zu spüren

Banker bekommen Trumps Politik zu spüren

Indigo-Headhunters-Chef beobachtet Aufbau im Defense-Sektor des Corporate Banking – Unsicherheit und Volatilität bremsen M&A und beflügeln Händler

Von Tobias Fischer, Frankfurt

Im Gespräch: Andreas Krischke

Donald Trumps ungestüme Politik hat auch Folgen für die hiesige Bankbeschäftigung. So bremsen Unsicherheit und Volatilität M&A und beflügeln Händler sowie Defense-Aktivitäten im Corporate Banking, beobachtet Indigo-Headhunters-Chef Andreas Krischke. Auch seien viele europäische Banker in den USA heimkehrwillig.

Die erratische Politik von US-Präsident Donald Trump hat auch Auswirkungen auf den Personalbedarf im Bankenwesen, beobachtet Andreas Krischke, Geschäftsführer von Indigo Headhunters. Einerseits profitierten Wertpapierhandel und der Defense-Bereich im Corporate Banking von der Volatilität und Unsicherheit und bauten perspektivisch Stellen auf. Andererseits tue sich etwa Private Equity schwerer, Portfoliounternehmen zu verkaufen, was auf dem M&A-Sektor laste. Dort dürften nach Krischkes Einschätzung eher Stellen reduziert werden.

Wir beobachten, dass europäische Mitarbeiter von Banken in den USA sagen, dass jetzt ein guter Zeitpunkt sei, den Kontinent zu wechseln.

Als weiterem Aspekt der zweiten Präsidentschaft Trumps eröffneten sich nun europäischen Banken Chancen der Personalgewinnung – nämlich ausgewanderte Manager für eine Rückkehr in die Heimat zu gewinnen. „Wir beobachten, dass europäische Mitarbeiter von Banken in den USA sagen, dass jetzt ein guter Zeitpunkt sei, den Kontinent zu wechseln. Dahingehend bekommen wir viele Zuschriften“, berichtet Krischke von seinen Erfahrungen. Von einem Trend würde er zwar nicht sprechen, aber der Zusammenhang sei eindeutig: „Es ist spürbar, dass Bankbeschäftigte die USA verlassen wollen, weil sie mit der Trump`schen Politik nicht einverstanden sind.“ Für eine Rückkehr nach Europa seien sie sogar bereit, Gehaltsschnitte hinzunehmen.

USA wandeln sich

„Die Kultur ändert sich in den USA“, stellt Krischke fest. „Trumps Maßnahmen sind einfach zu radikal, als dass man es noch tolerieren kann.“ Das sei in seiner ersten Amtszeit 2017 bis 2021 längst nicht so ausgeprägt gewesen. „Europäischen Konzernen zu verbieten, dass sie ihre Diversity-Strategie aufgeben, das hätte doch vor eineinhalb Jahren keiner erwartet. Viele Leute haben keine Lust, das mitzutragen und sagen: Das Maß ist voll.“

Gebeutelte Investmentbanker

Schwere Zeiten beschere Trumps Vorgehen vor allem Investmentbankern. Die von seiner unberechenbaren Politik ausgehenden Marktschwankungen und die Unsicherheit erschwerten Bewertungen, was dazu führe, dass Börsengänge verschoben oder abgeblasen werden. Krischke geht davon aus, dass eine Konsolidierung des Marktes bevorsteht, weil sich Institute entscheiden müssten, ob sie im M&A-Geschäft weiterhin in die Vollen gehen und dementsprechend investieren möchten oder sich davon verabschieden.

Die Ansprüche der Kunden sind zudem seiner Wahrnehmung zufolge gestiegen. „Dafür muss man Infrastruktur vorhalten, um die Mandate auch gewinnen zu können. Das bedeutet ein hohes Investment. Wenn sich das nicht rentiert, wird es abgestoßen.“

Neuausrichtung von Portfolien

Vorteilhafter sehe es für die Beschäftigungssituation im Bereich Securities Services und im Trading aus, wo angesichts erhöhten Arbeitsaufkommens mit einem Kapazitäts- und Stellenaufbau zu rechnen sei. Denn Trumps Hin und Her, nicht nur in der Zollpolitik, löst häufig starke Marktreaktionen und Handelsbewegungen aus, zudem zeigt sich, dass eine Vielzahl an Investoren ihre Portfolien neu ausrichten, indem sie tendenziell US-Aktien abstoßen und sich stattdessen europäischen Werten zuwenden.

Veränderungen zeichnen sich laut Krischke auch im Defence-Bereich ab. Nun seien etwa verstärkt Corporate Banker gefragt, welche die Rüstungsindustrie abdecken. Gerade in den Corporate-Sektoren von Privat- und Landesbanken sei das bemerkbar. „Wenn es um die Wiederherstellung der europäischen Verteidigungsfähigkeit geht, spielt natürlich auch die Finanzindustrie eine starke Rolle.“

Banken stehen für Finanzierungen bereit

Der Investitionsbedarf ist schließlich immens, Rüstungsbetriebe wie Rheinmetall oder Hensoldt und viele mittelständische Akteure fahren die Kapazitäten hoch. Die Banken seien gerne bereit zu finanzieren, weil sie wüssten, dass es politisch gewollt und gestützt sei und die Wahrscheinlichkeit, dass Kredite ausfallen, somit gering. Generell nimmt Krischke nach eigenem Bekunden einen Wandel in der öffentlichen Wahrnehmung wahr, ausgehend vom russischen Angriffskrieg in der Ukraine und erst recht mit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump, der Zweifel gesät hat, ob die USA noch für die westliche Sicherheit einstehen. 

Auch nehme er eine gewisse Aufbruchstimmung im Land wahr, befindet Krischke. „Auch wenn viel über Krisen die Rede ist, so ist in Summe zu sagen, dass ich jetzt deutlich optimistischer bin als noch Anfang des Jahres.“ Seit der Bundestagswahl herrsche im Land mehr Klarheit und Planbarkeit, und die Bevölkerung und die Entscheider blickten eher nach vorne, und zwar losgelöst von der Trump-Thematik.

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