Bankhaus von der Heydt behält eigenen Fokus
Bloomberg München – Das Münchner Bankhaus von der Heydt soll nach der geplanten Übernahme durch die Bitcoin Group eigenständig bleiben. Das sagte deren Chef Marco Bodewein Bloomberg News. Die bereits zur Gruppe gehörende Futurum Bank werde sich im Kryptogeschäft weiter auf Privatkunden konzentrieren, während Heydt bei der Expansion im institutionellen Bereich helfen solle. „Futurum Bank und das Bankhaus von der Heydt werden nicht verschmolzen. Sie sollen getrennt voneinander am Markt auftreten“, sagte Bodewein, der seine berufliche Laufbahn einst bei der Dresdner Bank begonnen hatte.
Die Bitcoin Group wolle sich laut Bodewein im Kryptogeschäft stärker bei institutionellen Kunden positionieren. Das Bankhaus von der Heydt bietet dieser Gruppe neben anderen Diensten schon heute die Verwahrung von Kryptowährungen an, und darauf solle in Zukunft ganz klar der Schwerpunkt liegen.
Handelsplatz Bitcoin.de
Die Futurum Bank wiederum betreibt mit Bitcoin.de einen Handelsplatz für digitale Währungen, der sich vorwiegend an private Kunden richtet. Bodewein zufolge hat er über 1 Million angemeldete Nutzer, zwischen 10% und 15% davon aktive Kunden. Dieses Jahr seien auf Bitcoin.de im Durchschnitt etwa 100 Mill. Euro an Kryptowährungen pro Monat gehandelt worden.
Im Blick hatte die Bitcoin Group aber auch die Vollbanklizenz von Heydt, über die die Futurum Bank selbst nicht verfügt. Sie „eröffnet uns die Möglichkeit, perspektivisch Zahlungen im Zusammenhang mit dem Handel von Bitcoin und anderen Kryptowährungen intern statt über einen externen Bank-Partner abzuwickeln“, sagte Bodewein. Momentan arbeitet er hier noch mit der Fidor Bank zusammen, die jedoch ihre Bankgeschäfte einstellt und bis 2024 liquidiert werden soll. „Darüber hinaus werden wir in der Lage sein, Einlagen von Fiatgeld wie etwa Euro zu verwahren.“
Mitte des Monats hatte Bodewein die Übernahme von Heydt angekündigt, die allerdings noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung durch die Bafin steht. Bloomberg hatte zuvor bereits von Verhandlungen zu einem Kauf berichtet.
Die Bitcoin Group sieht sich als Beteiligungsgesellschaft mit Schwerpunkt auf den Bereichen Kryptowährungen und Blockchain. Zuletzt hatte sie sich eine Reihe weiterer Übernahmeziele angeschaut. Diese Prozesse wurden nach der Einigung mit dem bisherigen Heydt-Eigner, Dietrich von Boetticher, aber eingestellt. Bodewein sagte, er wolle sich ganz auf Heydt konzentrieren.
Anstieg der Neukunden
Unabhängig davon habe es nach der Insolvenz der US-Kryptobörse FTX zuletzt wieder einen deutlichen Anstieg der Neukunden bei Bitcoin.de gegeben. Angesichts des Einbruchs vieler Kryptowährungen reicht das Handelsvolumen auf der Plattform aber nicht an frühere Spitzenwerte heran. Im ersten Quartal 2021 waren über Bitcoin.de noch im Schnitt 350 Mill. Euro pro Monat gehandelt worden.
Demzufolge rechnet die Bitcoin Group für dieses Jahr auch nur noch mit einem Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen im unteren einstelligen Millionenbereich, vergleichen mit rund 20 Mill. Euro in 2021. „Eine Zahlung der Dividende für 2022 würde ich dennoch zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschließen“, sagte Bodewein.
Zudem zeigte er sich überzeugt, dass es mit Kryptowährungen auf absehbare Zeit wieder aufwärtsgehen könnte. „Ich rechne fest damit, dass wir den Kryptowinter hinter uns lassen“, sagte er. „Möglicherweise wird das aber noch bis Anfang 2024 dauern.“