Bankhaus Wölbern geschlossen
Von Carsten Steevens, HamburgNach einer bewegten und am Ende skandalträchtigen Geschichte, die auf die Gründung des Bankhauses E. J. Meyer im Jahr 1816 zurückgeht, hat das nach Beginn der Finanzkrise in Schieflage geratene und 2009 vom Bankenverband BdB und der Privatbank M. M. Warburg übernommene Hamburger Bankhaus Wölbern & Co. seine Geschäftstätigkeit eingestellt. Das teilte der Berliner Verband gestern mit, nachdem die Bankerlaubnis schon vor einem Monat an die Finanzaufsicht BaFin zurückgegeben worden war. Voraussetzung der Schließung war der Transfer eines restlichen Kreditbestands von 70 Mill. Euro auf die Anfang dieses Jahres gegründete Bad Bank des BdB, die EIS Einlagensicherungsbank. Das Bankhaus Wölbern befand sich seit 2014 in Liquidation.Das Institut geriet vor allem nach der Übernahme durch den Hamburger Medizinprofessor Heinrich Maria Schulte vor zehn Jahren und der anschließenden Abspaltung einer eigenständigen Schwestergesellschaft, Wölbern Invest, in die Schlagzeilen. Dabei hatte das Bankhaus Wölbern, das seinen Namen mit der Neugründung vor 60 Jahren durch den Hamburger Kaufmann Ernst Wölbern erhielt, damals schon wechselvolle Jahrzehnte hinter sich. So waren seit Ende der sechziger Jahre nacheinander die Hamburger Sparkasse, die niederländische Slavenburg’s Bank, der französische Crédit Lyonnais sowie die südafrikanische Barclays-Tochter Absa-Bank an der Wölbern Bank beteiligt.2007, ein Jahr nach dem Erwerb durch Schulte, folgte die Trennung des Fonds- vom Bankgeschäft. Vor allem an dem auf die Assetklassen Immobilien und Private Equity ausgerichteten Fondsgeschäft war der Facharzt für innere Medizin interessiert, der als Mitgründer von Evotec nach dem Börsengang 1998 das heute im TecDax notierte Hamburger Wirkstoffforschungsunternehmen mit Gewinn verkauft hatte. Allein in den 15 Jahren bis 2007 hatte die Wölbern-Gruppe 72 geschlossene Immobilienfonds mit Objekten im In- und Ausland platziert, das realisierte Investitionsvolumen belief sich auf 2,65 Mrd. Euro.Die Finanzkrise kam Schulte in die Quere. Doch während das in finanzielle Turbulenzen geratene Bankhaus Wölbern, das zu diesem Zeitpunkt ein Kreditvolumen von 375 Mill. Euro aufwies und 60 Mitarbeiter beschäftigte, 2009 vom Einlagensicherungsfonds des BdB aufgefangen wurde, setzte der Investor das von den Hilfsmaßnahmen nicht berührte Geschäft der Wölbern Invest fort. Allerdings lief auch das Fondsgeschäft nicht mehr rund. Schulte versuchte, in Schieflage geratene Fonds durch Mitteltransfers aus besser laufenden Fonds zu stützen. Der Anlageskandal trat zutage: Nach staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen landete Schulte im September 2013 in Untersuchungshaft.Wie sich im Gerichtsverfahren herausstellte, hatte der Wölbern Invest-Chef von 2011 bis 2013 mehr als 147 Mill. Euro aus 31 geschlossenen Fonds entzogen – wobei er 50 Mill. Euro privat vereinnahmte. Wegen gewerbsmäßiger Untreue wurde Schulte im April 2015 zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Die Revision des Strafverfahrens lehnte der Bundesgerichtshof Anfang dieses Jahres ab.Wie der Bankenverband nun mitteilte, beschäftigte das Bankhaus Wölbern zuletzt noch 18 Mitarbeiter. Für das Emissionshaus Wölbern Invest sowie für die Verwaltungsgesellschaft Wölbern Fondsmanagement wurde Ende 2013 das Insolvenzverfahren eröffnet.