Bankia erwartet Aufschub der Reprivatisierung

Enttäuschende Quartalszahlen belasten Aktienkurs

Bankia erwartet Aufschub der Reprivatisierung

ths Madrid – Die Quartalszahlen der verstaatlichten spanischen Bankia haben die Anleger enttäuscht und am Montag zu einem Kursverlust von mehr als 4 % geführt. Spaniens viertgrößtes Kreditinstitut verdiente in den neun Monaten bis September 744 Mill. Euro und damit 0,6 % mehr als im Vorjahreszeitraum, wie die Bank mitteilte. Der Gewinn lag zwar im Rahmen der Erwartungen der Analysten, diese zeigten sich aber über die schwache Entwicklung der Margen besorgt. Denn der Anstieg der einzelnen Geschäftsvolumen ging größtenteils auf die Eingliederung der ebenfalls verstaatlichten, kleineren BMN zurück, die vergangenen Dezember übernommen worden war.Der Zinsüberschuss wuchs bis September um 5,1 % auf 1,54 Mrd. Euro. Ohne BMN wäre dieser Wert jedoch im Jahresvergleich gesunken. Der Anstieg des Provisionsüberschusses von 25,8 % auf 800 Mill. Euro wäre ohne die Übernahme nur einstellig ausgefallen. Die Kosten sanken dagegen auf vergleichbarer Grundlage um 3 %, da die Eingliederung von BMN sehr schnell vollzogen und laut Bankia im November abgeschlossen wird. Die Fusion der beiden letzten Geldinstitute, die im Zuge der Finanzkrise vom Staat gerettet und übernommen worden waren, sollte den Wert von Bankia im Hinblick auf die vorgesehene Reprivatisierung erhöhen. Der Staat hält über den Bankenrettungsfonds Frob gut 60 % der Anteile an der Bank.Der Verkauf steht wegen des schwachen Aktienkurses derzeit jedoch in den Sternen. Bankias CEO, José Sevilla, räumte bei der Präsentation der Quartalszahlen ein, dass gegenwärtig “nicht das beste Timing für eine Privatisierung” gegeben sei. Die aus der Zusammenlegung ehemaliger Sparkassen entstandene Bank leidet wegen ihrer starken Ausrichtung auf das klassische Retailgeschäft besonders stark unter den Nullzinsen. Die im Juni angetretene sozialistische Minderheitsregierung hat angedeutet, dass man die mit Brüssel im Rahmen des Sanierungsplans für Bankia vorgesehene Frist für die Reprivatisierung von Ende 2019 aufschieben könnte. Ein Verkauf deutlich unter dem Preis, den der Staat bei den bisherigen Teilveräußerungen erreicht hatte, ist politisch kaum zu vermitteln.Wie die Vorstände der anderen spanischen Banken, die bereits ihre Ergebnisse für das dritte Quartal vorgelegt haben, gab sich auch Sevilla zuversichtlich, dass der Oberste Gerichtshof in seiner finalen Entscheidung über die Verteilung der Notarkosten und Steuern beim Abschluss einer Hypothek die Finanzinstitute schonen werde. Die Richter wollen nach zwei gegensätzlichen Urteilen am 5. November endgültig klären, ob der Kunde oder die Bank die sogenannte Stempelsteuer übernehmen muss, die im Schnitt 1,5 % des Kaufpreises der Immobilie ausmacht. Spaniens Banken sind durch die Aussicht auf Rückerstattungen in Milliardenhöhe an der Börse zuletzt stark unter Druck geraten. Sevilla hofft, dass die Entscheidung nicht rückwirkend angewendet wird.