Im GesprächPhilippe Heim

Banque Postale kündigt Ausbau des Assetmanagements an

Philippe Heim will Banque Postale unabhängiger vom traditionellen Privatkundengeschäft machen. Daher die Übernahme der Investment-Boutique La Financière de l'Echiquier durch die französische Postbank.

Banque Postale kündigt Ausbau des Assetmanagements an

Im Gespräch: Philippe Heim

„Vor drei Jahren haben wir die Dimension gewechselt“

Der La-Banque-Postale-Chef schließt nach der Akquisition von La Financière de l’Echiquier weitere Käufe nicht aus

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Von Gesche Wüpper, Paris

Die französische Postbank Banque Postale treibt ihre Diversifizierung voran. Gut ein Jahr nachdem sie die komplette Kontrolle über die Versicherung CNP Assurances übernommen hat, hat sie jetzt die Akquisition des Assetmanagers La Financière de l‘Echiquier abgeschlossen. „Eines meiner wichtigsten Ziele als Chef der Banque Postale ist, die Diversifizierung fortzuführen, da das Privatkundengeschäft eine anspruchsvolle und von Wettbewerb geprägte Aktivität ist“, sagt Banque-Postale-Chef Philippe Heim im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Zudem verursache das Privatkundengeschäft aufgrund des Filialnetzes hohe Kosten. Gleichzeitig sei eine breite Produktpalette notwendig. 

In Frankreich die Nummer 2

„Deshalb ist es wichtig, unser Modell zu ergänzen“, erklärt Heim, der im August 2020 das Ruder von Banque Postale übernommen hat. Mit 20 Millionen Kunden ist sie von der Kundenanzahl her die zweitgrößte Bankgruppe Frankreichs und mit einer harten Kernkapitalquote Core Tier 1 von zuletzt 18% auch eine der solidesten. Innerhalb der Eurozone ist sie inzwischen mit einer Bilanzsumme von fast 800 Mrd. Euro die Nummer 11.

„Vor drei Jahren haben wir durch die Übernahme von CNP Assurances die Dimension gewechselt“, sagt der frühere stellvertretende Generaldirektor von Société Générale. Letztes Jahr hat Banque Postale nicht nur die Integration der Versicherung abgeschlossen, für die sie insgesamt 5,5 Mrd. Euro gezahlt hat, sondern auch ihre eigene Corporate-&-Investment-Banking-Sparte lanciert. „Wir entwickeln uns auch im Private Banking, bei Konsumentenkrediten und eben im Assetmanagement weiter“, erklärt Heim. 

Die gerade finalisierte Übernahme von La Financière de l‘Echiquier führe zur Entstehung eines Assetmanagers mit einem verwalteten Vermögen von 67 Mrd. Euro. So kam LBPAM, wie die Assetmanagement-Sparte von Banque Postale inzwischen heißt, zuletzt auf ein verwaltetes Vermögen von 56 Mrd. Euro, La Financière de l‘Echiquier auf 11 Mrd. Euro. Im Gegensatz zu anderen Assetmanagern wie DWS verbuchte LBPAM letztes Jahr Netto-Mittelzuflüsse von mehr als 2 Mrd. Euro. 

Nach Angaben Heims sind LBPAM und La Financière de l‘Echiquier komplementär und vor allem auf Aktien spezialisiert: „Es passt perfekt.“ Durch die Übernahme erhalte LBPAM auch Zugang zu neuen Vertriebskanälen und neun Ländern in Europa, darunter Deutschland, Italien, Österreich, Schweiz und Spanien. „Wir werden La Financière de l‘Echiquier als eigenständige Tochter von LBPAM weiterführen“, sagt Heim. „Auf der ersten Verwaltungsratssitzung am Dienstag ist die Führungsmannschaft von ihr bestätigt worden.“ Dagegen sei geplant, La Financière de l‘Echiquier Anfang 2024 mit der LBPAM-Tochter Tocqueville Finance zu fusionieren. Beide zusammen werden auf ein verwaltetes Vermögen von 25 Mrd. Euro kommen.

Wie viel LBPAM Primonial, dem bisherigen Besitzer der Investment-Boutique, gezahlt hat, teilte Banque Postale nicht mit. Die Assetmanagement-Sparte von Aegon aus den Niederlanden hat sich an dem Kauf beteiligt, da sie 25% an LBPAM hält. Sie hat jetzt zudem ihre Vertriebspartnerschaft mit Banque Postale um zwölf Jahre verlängert.

Deutsche Adressen im Visier

Nach Angaben Heims ist die französische Postbank an weiteren Übernahmen im Assetmanagement und bei Konsumentenkrediten interessiert. Dabei schließt er auch Akquisitionen außerhalb Frankreichs, etwa in Belgien und Deutschland, nicht aus. „Es kommt auf die Gelegenheit an.“ 

Die weitere Diversifizierung ist für die Banque Postale umso wichtiger, als sie derzeit die stark gestiegene Verzinsung der staatlich reglementierten Sparbücher Livret A zu spüren bekommt. Sie werden derzeit mit 3% verzinst und die Banque de France könnte die Verzinsung im August weiter anheben. Dagegen profitieren französische Banken bisher nicht von den steigenden Zinsen. „Sie werden die positiven Auswirkungen erst ab dem zweiten Quartal 2024 zu spüren bekommen“, sagt der Banque-Postale-Chef. Deshalb werde 2023 ein Übergangsjahr, glaubt er. 

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