Barclays erwirtschaftet Milliardengewinn
bet London – Der britischen Großbank Barclays ist es gelungen, aus den volatilen Finanzmärkten gegen Jahresende 2018 halbwegs unbeschadet hervorzugehen. Das lässt sie im Schlussquartal nicht nur besser dastehen als viele Konkurrenten, sondern gibt Barclays-Chef Jes Staley auch Argumente für seine Strategie zur Stärkung des Investment Banking. Die Erträge aus dem Handel mit Aktien, Anleihen, Währungen und Rohstoffen gingen im vierten Quartal gegenüber dem Vorjahresquartal nur um 2 % auf 945 Mill. Pfund zurück, wie Barclays am Donnerstag mitteilte. Im Gesamtjahr wuchsen sie um 9 % auf 4,9 Mrd. Pfund. Insgesamt erwirtschaftete die internationale Sparte des Kreditinstituts, zu der das Investment Banking gehört, von Oktober bis Dezember einen Vorsteuergewinn von 215 Mill. Pfund. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 6 Mill. Pfund. Diversifiziertes BankmodellFür Barclays-CEO Staley werden jetzt die Ergebnisse seiner Strategie und das Gewinnpotenzial der Bank erkennbar. Er setzt auf ein diversifiziertes Bankmodell, das neben dem Universalgeschäft in Großbritannien ein internationales Investment Banking sowie ein wachsendes Geschäft mit Firmenkunden und im Private Banking vorsieht. Investitionen in das Investment Banking haben die Kritik des aktivistischen Aktionärs Edward Bramson hervorgerufen, der über sein Vehikel Sherborne 5 % an Barclays hält. Bramson dringt auf eine Beschneidung des Investment Banking, das er zu einer risikoreichen “Black Box” erklärte.Ganz in die schwarzen Zahlen hat es Barclays im vierten Quartal zwar nicht geschafft, aber mit einem unter den Erwartungen liegenden Verlust von nur 76 Mill. Pfund wurde das Minus von 1,3 Mrd. Pfund des Vorjahreszeitraums erheblich eingeschränkt. Das trug dazu bei, im Gesamtjahr 2018 bei nahezu unveränderten Erträgen von 21,1 Mrd. Pfund einen Reingewinn von 1,4 Mrd. Pfund zu erreichen. 2017 war ein Verlust von 1,9 Mrd. Pfund angefallen. Ohne milliardenhohe Belastungen, vor allem durch eine amerikanische Strafe wegen des Geschäfts mit faulen Hypothekenwertpapieren vor der Finanzkrise, wäre der Gewinn deutlich höher ausgefallen. Die Eigenkapitalrendite (“Return on Tangible Equity”) hätte ohne diese Sondereffekte auch nicht 3,6 %, sondern 8,5 % erreicht. Das liegt nahe an dem für das Jahr 2019 ausgerufenen Ziel von mehr als 9 %. Aufruf an die AktionäreEdward Bramson lancierte einen Aufruf an die Aktionäre, ihn bei der Generalversammlung Anfang Mai in den Verwaltungsrat zu wählen. Die Chancen dafür gelten als gering, schließlich hat der Investor noch keinen Plan vorgelegt, wie genau er die Gewichte in der Großbank verschieben möchte. Zur Skepsis der übrigen Anteilseigner könnte auch beitragen, dass Barclays sie ohnehin besserstellen möchte: Die Dividende für 2018 soll auf insgesamt 6,5 Pence je Aktie erhöht und damit gegenüber 2017 verdoppelt werden. Staley stellte weitere Anhebungen sowie Aktienrückkäufe in Aussicht, sobald es die Ertragslage zulasse. Zweifel daran weckt höchstens der leichte Rückgang der harten Kernkapitalquote von 13,3 % auf 13,2 %.Ähnlich wie die Wettbewerber HSBC und Royal Bank of Scotland hat auch Barclays die Rückstellungen für den Brexit erhöht. Um Kreditausfälle abzufedern, die aus einer von einem unkontrollierten EU-Ausstieg hervorgerufenen Wirtschaftsmisere resultieren, legte die Bank im vierten Quartal zusätzlich 150 Mill. Pfund zurück. Im britischen Geschäft stieg der Vorsteuergewinn im Gesamtjahr 2018 zwar noch um 12 % auf knapp 2 Mrd. Pfund, ist aber im Schlussquartal um 14 % gesunken. Zwar seien noch keine höheren Kreditausfälle bei Konsumenten zu verzeichnen, so Barclays, doch die Kreditnachfrage der Unternehmen gehe zurück.