Britische Großbanken

Barclays versüßt schwaches Quartal durch Aktienrückkauf

Barclays versüßt den Anteilseignern die schwache Geschäftsentwicklung im abgelaufenen Quartal mit einem 750 Mill. Pfund schweren Aktienrückkauf. Dank unerwartet niedrigerer Wertberichtigungen lag das Vorsteuerergebnis über dem Schnitt der Analystenschätzungen.

Barclays versüßt schwaches Quartal durch Aktienrückkauf

Barclays versüßt schwaches Quartal mit Rückkauf

Niedrigere Nettozinsmarge auf dem Heimatmarkt im Gesamtjahr erwartet – Bereinigtes Ergebnis verfehlt Markterwartungen

hip London

Barclays hat den Aktionären das schwache Geschäft im abgelaufenen Quartal mit der Ankündigung eines 750 Mill. Pfund schweren Aktienrückkaufs versüßt. Zudem sollen sie ein Fünftel mehr Dividende bekommen: 2,7 Pence pro Aktie. Rechnet man die im Vorjahr angefallenen Kosten dafür heraus, dass im US-Geschäft weitaus mehr strukturelle Produkte als zugelassen verkauft wurden, ist der Gewinn der britischen Großbank zurückgegangen. Unerwartet niedrige Rückstellungen für faule Kredite – eine Ermessensentscheidung des Managements – sorgten dafür, dass er über dem Durchschnitt der Analystenschätzungen lag. An der Börse wurde allerdings negativ aufgenommen, dass das Institut im Geschäft auf dem Heimatmarkt für das Gesamtjahr nun mit einer geringeren Nettozinsmarge rechnet als bislang.

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Wie die Rivalin der Deutschen Bank mitteilte, belief sich der Vorsteuergewinn auf 1,96 (i.V. 1,50) Mrd. Pfund. Am Markt hatte man mit 1,91 Mrd. Pfund gerechnet. „Die Ergebnisse zeigen Widerstandskraft vor einem durchwachsenen makroökonomischen Hintergrund und einem gedämpften Marktumfeld“, sagte CEO C.S. Venkatakrishnan (Venkat) in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. „Unsere Kunden sind vorsichtig, aber sie bleiben robust.“ Das bereinigte Ergebnis lag um 7% unter den Erwartungen.

„Moderat enttäuschend“

Der Jefferies-Bankenexperte Joseph Dickerson sprach mit Blick auf die Ertragsentwicklung von einem „moderat enttäuschenden“ Quartal. Insgesamt schrumpften die Erträge um 6%. Das Segment Consumer, Cards & Payments fing dank einer starken Geschäftsentwicklung im US-Kreditkartengeschäft mit einem Plus von 18% einen Großteil der Schwäche von Corporate & Investment Bank (−22%) und Barclays International (−13%) auf. Im kapitalintensiven FICC-Geschäft, dem Handel mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen, knickten die Erträge um mehr als ein Fünftel (22%) ein, im Aktiengeschäft um 14%. „Wir schneiden besser ab, wenn die Volatilität hoch ist, weil wir ein derivatebasiertes Geschäft haben“, sagte Venkat. Im Vorjahr sorgte der Krieg in der Ukraine für große Kursschwankungen.

Im Auftaktquartal hatte Barclays noch mit der Ankündigung geglänzt, auf dem Heimatmarkt im laufenden Jahr eine Nettozinsmarge von mehr als 3,20% zu erwirtschaften. Nun sei sie „enttäuschenderweise“ wieder ins Feld zurückgefallen, schrieb der UBS-Bankenfachmann Jason Napier. Das Management geht nunmehr von einem Wert unter 3,20% aus. Derzeit rechnet es mit 3,15%. „Seitdem wir die Guidance abgegeben haben, haben sich die Faktoren dafür verändert“, sagte Finanzchefin Anna Cross in der Telefonkonferenz. Es werde erwartet, dass sich die Inflation als hartnäckiger erweist. Die Zinsen seien stärker gestiegen als angenommen. Und die Swap-Zinssätze seien im abgelaufenen Quartal weiter nach oben gegangen.

Proaktive Kunden

Wie Cross ausführte, handelten die Kunden angesichts steigender Zinsen proaktiv. Firmenkunden zogen Einlagen ab, um das Geld für geschäftliche Zwecke zu verwenden oder Schulden abzuzahlen. Von den im ersten Halbjahr fälligen Hypotheken von insgesamt 17 Mrd. Pfund seien mehr als 15 Mrd. Pfund getilgt oder vorzeitig refinanziert worden. Im laufenden Halbjahr gelte das bereits für 7 Mrd. der anstehenden Fälligkeiten von insgesamt 17 Mrd. Pfund. Barclays habe den Hypothekenschuldnern angeboten, ihre Immobiliendarlehen 180 Tage früher zu refinanzieren. Lediglich 1,5% der 2023 fällig werdenden Hypotheken wiesen einen Beleihungsgrad von mehr als 85% auf. „Wir setzen seit 2013 strenge Tests dafür ein, ob sich Kunden Hypotheken leisten können, und wenden dabei Zinsen an, die über dem derzeitigen Niveau liegen“, sagte Cross. Und die proaktive Herangehensweise der Kunden führe letztlich zu weniger Kreditausfällen. Die steigenden Swap-Zinssätze lieferten Rückenwind für künftige Einnahmen aus Absicherungsgeschäften (Structural Hedge). „Der Structural Hedge erzielt im derzeitigen Umfeld extrem gute Ergebnisse“, sagte Cross. Für faule Kredite stellte die Bank insgesamt 372 (i.V. 200) Mill. Pfund zurück. Analysten hatten im Schnitt mit 597 Mill. Pfund gerechnet.

Venkat äußerte sich kurz zum Skandal um die Schließung des Kontos von Nigel Farage bei der Natwest-Privatbanksparte Coutts, der zum Rücktritt von Alison Rose als CEO der Großbank führte. „Wir würden Kunden nur unter außerordentlichen Umständen von Bankdienstleistungen ausschließen“, sagte Venkat. Dazu gehörten Betrug oder Finanzkriminalität, nicht aber die politische Ein­stellung.

Barclays versüßt den Anteilseignern die schwache Geschäftsentwicklung im abgelaufenen Quartal mit einem 750 Mill. Pfund schweren Aktienrückkauf und einer höheren Dividende. Dank unerwartet niedrigerer Wertberichtigungen lag das Vorsteuerergebnis über dem Schnitt der Analystenschätzungen.

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